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Der Kommentar

Was bringt der Immobilienboom der Glasbranche?

Die starke Nachfrage aufgrund niedriger Hypothekenzinsen hat den Wohnungsbau in Deutschland weiter kräftig angetrieben. Zum Jahresbeginn stieg die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 34,5 Prozent auf 26 300, so das Statische Bundesamt. Eine höhere Zahl im Januar gab es zuletzt 2006. Besonders deutlich fiel der Zuwachs bei Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser mit 35,3 Prozent aus. Aber auch die Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser (+28,0 %) und Zweifamilienhäuser (+24,1 %) legten stark zu.

Zwar vergeben Banken und Sparkassen in aller Regel ihre Immobilienkredite weiter nach konservativen Kriterien, das Volumen der Wohnimmobilien-Kredite sei aber schon im letzten Jahr so stark gewachsen wie seit 13 Jahren nicht mehr.

Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage: Hat die Glasbranche, insbesondere die Isolierglashersteller, jetzt endlich die Chance, aus ihrem Tal zu kommen?

Gerade die ISO-Hersteller werden aktuell ziemlich durchgerüttelt, so haben die Floatglashersteller kürzlich die Preise erhöht und ein weiterer Anstieg ist dieses Jahr zu erwarten. Gleichzeitig geben die Glasverarbeiter diese Preise nicht weiter, aufgrund enormen Preisdrucks durch Wettbewerber aus Osteuropa. Dazu kommt, dass Absatzmärkte in Deutschland wegfallen, da viele kleine Fensterbauer selbst nicht mehr hier produzieren, sondern ihre (PVC-) Fenster in Polen billiger kaufen, als sie selbst fertigen können.

Aus diesem Grund trauen sich leider viele deutsche Isolierglas-Hersteller nicht, ihre hochwertigen Produkte den notwendigen Marktpreisen anzupassen. Dabei sollten wir uns noch einmal vor Augen halten, dass der Preis für Isolierglas bei einem Fenster nur etwa 10 Prozent ausmacht –und das ist schon hoch angesetzt.

Aber der Endverbraucher bezahlt noch immer einen hohe Preis für sein Fensterglas. Also muss jemand in der Kette noch genügend am Glas verdienen. Leider sind dass nicht die ISO-Produzenten. Das liegt unter anderem auch daran, dass sie vielfach nur ein Marketingtool kennen und das heißt Preissenkung. Und dass das nicht mehr gehen kann, zeigt die gegenwärtige Marktlage. Hier werden einige, vor allem mittelgroße Hersteller noch Federn lassen müssen.

Dazu kommt, dass die Glashütten sich weiter aus Mitteleuropa zurückziehen und die „alten“ Vertriebskanäle über den Großhandel einstellen wollen. Wenn die Glasverarbeiter nicht schnell lernen, Marketing beim Endkunden zu betreiben und zusätzlich ihren Fenster- und Fassadenbaukunden keine guten Serviceangebote machen können, werden sie sehr bald massive Probleme haben. Weiter sollten sie den Boom beim Wohnungsbau nutzen, um ihre Interieurprodukte intensiv zu platzieren und hier ihre Märkte zu erweitern. Architekten und Bauherren werden es ihnen danken und der eigene Geldbeutel auch.