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Mit der Holzforschung Austria zum CE-Zeichen

CE: “Immer mehr wollen weiter optimieren“

GLASWELT: Bestehen zwischen Deutschland und Österreich bezüglich der CE-Kennzeichnungspflicht wesentliche Unterschiede?

Hauer: Die EN 14351-1 ist eine europäische Norm. D.h. die Norm ist überall gleich, aber die Anforderungen der einzelnen Staaten an die zu erbringenden Leistungseigenschaften oder Mindestklassen können sich unterscheiden. Für Fenster gibt es sieben mandatierte Eigenschaften: Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit, Widerstandsfähigkeit ­gegen Windlast, Wärmedurchgangskoeffizient, Schallschutz, Tragfähigkeit von Sicherheitsvorrichtungen – wenn vorhanden – und gefährliche Substanzen, das allerdings nur bei einem Einfluss auf die Innenraum-Luftqualität. Bei uns ist durch das Österreichische Institut für Bautechnik (OIB) in der Baustoffliste ÖE festgelegt, dass die durch das Baurecht vorgeschrieben Eigenschaften (alle mandatieren Eigenschaften) mit Werten bzw. Klassen zu deklarieren sind. Es ist in Österreich also nicht möglich für eine der mandatierten Eigenschaften „npd“ („no performance determined“ bzw. „keine Leistung festgestellt”) anzugeben. Das ist eine Erschwernis, weil die Fensterhersteller ­ genau genommen, für jede Fensterkonstruktion für alle mandatierten Eigenschaften einen Nachweis führen müssen – inklusive der unterschiedlichen Öffnungsarten und Größen

GLASWELT: Können Sie diese Prüfungen in Ihrem Haus abdecken?

Hauer: Grundsätzlich Ja. Nur mit einer kleinen Einschränkung beim Schallschutz. Den prüfen wir selbst nicht, übernehmen aber für unsere Kunden die Abwicklung und lassen die Prüfung an einem Partnerinstitut durchführen. Beim Schallschutz besteht ja auch die Möglichkeit, selbst als Hersteller das Tabellenverfahren zu berechnen. Dazu benötigt es keine notifizierte Prüfstelle. Durch die Tabellenberechnung entfallen die Prüfkosten – das hat aber den Nachteil, dass in der Berechnung natürlich Sicherheitszuschläge angewendet werden, und man damit insgesamt schlechtere Ergebnisse erzielt.

GLASWELT: Haben die Hersteller die Verpflichtung zur CE-Kennzeichnung zur Kenntnis genommen?

Hauer: Alle wissen es und viele haben es inzwischen gut umgesetzt. Es gibt aber nach wie vor Hersteller, die dieses Thema noch immer nicht ernsthaft in Angriff genommen haben. Außerdem sind einige Sonderkonstruktionen möglicherweise noch keiner Prüfung unterzogen worden. Die CE-Kennzeichnung ist in Österreich baurechtlich verankert und damit ein Muss, wobei die mandatierten Eigenschaften – wie gesagt – zu deklarieren sind. Die Firmen, die bis jetzt nichts unternommen haben, gehen davon aus‚ wo kein Kläger, da kein Richter. Allerdings gibt es in ­Österreich seit 01.01.2010 eine Marktaufsichtsbehörde, deren Aufgabe es u.a. ist, die ordnungsgemäße CE-Kennzeichnung an Fenstern zu überprüfen. In Zukunft ist mit Kontrollen dieser Behörde zu rechnen.

GLASWELT: Gibt es Schwerpunkte Ihrer ­Prüfarbeit?

Hauer: Vor wenigen Jahren noch wurden ­kleine Standardfenster geprüft. Jetzt kommen mehr geschosshohe Elemente und Sonderkonstruktionen, die durchaus unterschiedlich im Leistungsniveau sind und wo die Hersteller aktuell an Optimierungen arbeiten. Hebeschiebefenster haben sich, was z.B. die Schlagregendichtigkeit betrifft, wesentlich verbessert. Schon heute gibt es schlagregendichte Hebe-Schiebe-Konstruktionen, die ohne Wassereintritt bis 600 ­Pascal geprüft wurden, also Klasse 9A erreicht haben. Firmen sehen durch die Prüfungen, wo die Schwachpunkte liegen und haben daher die Möglichkeit, vernünftig zu optimieren.

GLASWELT: Gibt es materialspezifische ­Fehler bzw. Nachteile?

Hauer: Der Hauptpunkt ist die Fertigungsgenauigkeit. Wenn man in der Herstellung schlampt, können bei jedem Material Fehler auftreten. Dabei ist die industrielle Produktion mit Kunststoffprofilen nicht per se besser als ein Handwerker im Holzbereich. Das Thema ist nicht „Industrie gegen Handwerk“, sondern „gewusst wie“. Viele Firmen, die neu zu uns kommen, lernen bei den Prüfungen, was Verarbeitungsqualität ­bedeutet und können damit Schwächen ihrer Produkte korrigieren.

GLASWELT: Hat der Markt durch die CE-­Kennzeichnung Fortschritte gemacht?

Hauer: Ja. Ich bin über die Leistungssteigerung, die in den letzten Jahren stattgefunden hat, erfreut. Früher war lediglich der Wärmeschutz das Thema, alles andere wurde etwas außer Acht gelassen. Hier haben die Anforderungen der CE-Kennzeichnung mehr Qualitätsbewusstsein in die Branche gebracht und zu einem Know-how-Zuwachs geführt.

11. Fenster-Türen-Treff

Mehr zum Thema gibt es beim 11. Fenster-Türen-Treff der Holzforschung Austria, der vom 10.–11. März 2011 in Villach stattfindet.

Hauptthema wird unter dem Titel „Das intelligente Haus” die Bauteilentwicklung insgesamt sein und welchen Stellenwert das Fenster darin findet. Weiter geht es u. a. um die sommerliche Überwärmung, Rechtsentscheidungen und Einblicke in das Vergaberecht. Das Programm und Anmeldemöglichkeit unter

https://www.holzforschung.at/

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