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Ursachensuche: Flecken an Isoliergläsern mit integriertem Blitzschutzgitter

Mangel im Verbund?

In das Verbundglas der Fenster wurden dazu feuerverzinkte Drahtgitter integriert. An den Glasflächen zeigten sich optische Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit zu größeren Flecken auswuchsen. Um der Ursache dieser optischen Veränderungen auf den Grund zu gehen und eine Schadensbeurteilung zu treffen wurde ein Ortstermin mit einem Sachverständigen anberaumt.

Fragestellung

  • Worauf sind die Schäden an den Isoliergläsern zurückzuführen?
  • Handelt es sich um einen Mangel?
  • Falls ja, wie kann der Mangel behoben werden?

Feststellungen

Bei den Computerräumen des Rechenzentrums in Wörnitz handelt es sich um hochsensible Sicherheitsbereiche, die unter anderem auch vor Blitzschlag geschützt werden müssen. Aus diesem Grunde ist die gesamte Fassade inklusive der Fensterscheiben als sogenannter Faradayscher Käfig ausgeführt worden.

Die Isoliergläser haben einen zwei­scheibigen Aufbau, wobei die Außenscheibe wiederum aus zweischeibigem Verbundglas besteht. Nach Aussage des Herstellers der Außenscheibe, Glaswerke Röttler in Clausnitz, besteht dieses Verbundglas aus zwei Glasscheiben aus Einscheiben-Sicherheitsglas, die mittels einer Verbundfolie aus 2 x 0,76 mm PVB (Polyvinylbutyral) miteinander verbunden sind. Zwischen diese beiden Folien wurde ein feuerverzinktes Drahtgewebe mit einer Maschenweite von 4 mm und einem Drahtdurchmesser von 0,5 mm eingelegt.

Im Sommer des vergangenen Jahres zeigten sich mittig in der Fläche einiger Scheiben erste optische Erscheinungen; ähnlich wie von den Kreuzungspunkten des Drahtgitters ausgehende Lufträume entlang der Drähte. Diese Erscheinungen verstärkten sich im Laufe der Zeit zu Flecken, wie sie auf den Fotos zu erkennen sind.

Zur Beurteilung des Sachverhaltes und um Feststellungen zu treffen, war ein Ortstermin notwendig. Der Ortstermin wurde in zwei Computerräumen im Erdgeschoss des Gebäudes des Rechenzentrums in Wörnitz durchgeführt. Teilnehmer waren der Bauherr und Leiter des Rechenzentrum Wörnitz, der Projektleiter des Generalunternehmens Ulligster Bau AG, ein Vertreter der Assekuranz und der Autor als sachverständiger Gutachter des Institut für Glasanwendung.

Erläuterungen

Eine exakte Beurteilung der optischen Erscheinungen würde sich nur anhand von Untersuchungen in einem Labor an einer oder mehrerer ausgebauter Scheiben vornehmen lassen. Die vorgefundenen optischen Erscheinungen lassen zunächst den Schluss zu, dass es sich um Hohlräume mit Luft handelt. Hierbei müssten jedoch Luftblasen sichtbar sein, was offensichtlich nicht der Fall ist. Mit großer Sicherheit scheint sich folgender physikalischer Vorgang abgespielt zu haben, der zu den Erscheinungen geführt hat:

Die Drähte des Gitters haben einen höheren Ausdehnungskoeffizienten als die sie umschließende Verbundfolie. Bei Erwärmung und Abkühlung kommt es an den Berührungsflächen zwischen Draht und Verbundfolie, speziell an den Kreuzungspunkten, zu Spannungen. Es ist bekannt, dass verzinkte Oberflächen zu Verbundfolien aus PVB eine verminderte Haftung haben. Die aufgrund der Ausdehnungen des Drahtes entstandenen Spannungen haben, auch wegen der verminderten Haftung der Folie zum verzinkten Draht, zum Ablösen der Folie an den Berührungsflächen geführt. Hierbei ist ein Hohlraum mit einem Vakuum entstanden, welcher die optischen Erscheinungen hervorruft. Dass diese in der Scheibenfläche fleckenförmig auftreten, muss mit dem Produktionsprozess und/oder dem Material des Drahtgitters zusammenhängen. Vor dem Hintergrund, dass die optischen Erscheinungen auf jeden Fall einen Mangel darstellen, braucht dies jedoch nicht weiter untersucht werden.

Beantwortung der Frage­stellung

  • Worauf sind die Schäden an den Isoliergläsern zurückzuführen ?

Antwort: Aufgrund der Ausdehnungen des zwischen die Verbundfolien eingelegten Drahtes ist es mit großer Sicherheit, auch wegen der verminderten Haftung der Folie zum verzinkten Draht, zu Spannungen an den Berührungsflächen gekommen, die zum Ablösen der Folie an den Berührungsflächen geführt haben. Hierbei ist ein Hohlraum mit einem Vakuum entstanden, welcher die optischen Erscheinungen hervorruft.

  • Handelt es sich um einen Mangel?

Antwort: Ja, es handelt sich um einen optischen Mangel.

  • Falls ja, wie kann der Mangel behoben werden?

Antwort: Die Isoliergläser müssen ausgetauscht werden. Hierbei ist zu beachten, dass Gläser mit einer anderen Technik zur Erfüllung des Blitzschutzes eingesetzt werden. Gegebenenfalls sollte im Vorfeld eine fachkundige Beratung in Anspruch genommen werden.|

Wolf-Dietrich Chmieleck

Autor

Wolf-Dietrich Chmieleck ist von der IHK Bochum öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Glastechnik und Glasanwendung.

IGA Institut für Glasanwendung

Dipl. Ing. Wolf-Dietrich Chmieleck 58456 Witten Tel. (0 23 02) 7 53 83 Fax (0 23 02) 7 51 33 iga@chmieleck.de https://www.iga-chmieleck.de/

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