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Produktnorm praktisch umgesetzt

Produktionskontrolle im Betrieb

Die Nutzung des CE-Zeichens, die nach Ablauf der Koexistenzphase obligatorisch sein wird, ist an zwei wesentliche Voraussetzungen gebunden. Erstens: Als Herstellererklärung bedingt diese Kennzeichnung, dass der jeweilige Produktionsbetrieb eine werkseigene Produktionskontrolle (WPK) als eine Art Qualitätsmanagementsystem einrichtet und betreibt. Zweitens: Es wird ein auf verschiedene bauaufsichtlich geforderte Leistungseigenschaften geprüftes System verarbeitet. Für beide Bereiche gibt es handwerkliche Lösungen und Lösungsansätze, die in Zusammenarbeit mit Holzfensterhersteller vertretenden Fachverbänden erarbeitet wurden und noch werden. So steht seit geraumer Zeit ein Musterhandbuch für Hersteller von Holzfenstern und –haustüren zur Verfügung, welches in einer Erweiterung auch Holz-Metall-Fenster einschließt.

Als erster Glaser- und Fensterbauerbetrieb hat jetzt das in der dritten Glasergeneration geführte Unternehmen Gregor Dick in Neuenstein ein solches System der werkseigenen Produktionskontrolle mit Unterstützung der Technischen Beratung im Fachverband Glas Fenster Fassade, Baden-Württemberg, eingerichtet. Am Anfang stand für Dick der Besuch eines CE-Zeichen-Seminars des Glasermeisters und WPK-Beauftragten R. Wolfgang an der Gewerblichen Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe. Dann wurde im Rahmen einer kostenpflichtigen Beratung im Umfang von einem Tagewerk das Musterhandbuch hinsichtlich der Eignung und Übertragbarkeit der dortigen Verfahrensbeschreibungen sowie der Arbeits- und Prüfanweisungen durchgearbeitet. Da für Glasermeister Dick von vornherein feststand, dass „seine“ WPK die von der Norm geforderten Mindestvoraussetzungen erfüllen sollte, kam der Ansatz des Musterhandbuchs mit einer Trennung in Pflicht- und in Optionsteile dieser Absicht in höchst geeigneter Weise entgegen.

Für den Inhaber des 7-Mann–Betriebes war es kein Problem den WPK-Beauftragten und die Verantwortlichen für die Hauptbereiche des Unternehmens zu benennen sowie die anderen Verantwortlichkeiten klarzustellen. Bei der Systembeschreibung wurde auf die Vorlagen zurückgegriffen, die vorhandenen Werkszeichnungen der Fensterschnitte zugeordnet und die Ausführung von Beschlägen, Dichtungen, Wetterschutzschienen, Verglasungen etc. festgehalten. Gleichzeitig war damit quasi auch ein Lieferanten-Verzeichnis entstanden. Bei den Arbeits- und Prüfanweisungen beschränkte sich Dick auf die obligatorische Beschreibung der Prüfung der Werkstoffe, Materialien, Zukaufteile und auf diejenigen Prüfungen am fertigen Produkt, für welche die Produktnorm von einem „Muss“ spricht und für die – zusätzlich zu dem bisher üblichen Hinschauen und Messen etc. – eine Dokumentation erforderlich ist. Während die erwähnte Beschreibung von Komponenten, Abläufen und Verantwortlichkeiten eine Arbeit ist, die man einmalig für einen längeren Zeitraum erbringen muss, ist die Dokumentation der Prüfungen, eine Daueraufgabe – und damit der tatsächlich zusätzlich auf die Betriebe zukommende Aufwand. Für die Dokumentation wurden einige, der auf den Fertigungsunterlagen nicht belegten Zeilen im Kopf dieses Papiers „umgewidmet“. So konnten – ohne dass ein zusätzliches Blatt Papier durch die Werkstatt laufen musste – die Normanforderungen in vollem Umfang erfüllt werden. Die in dem Musterhandbuch als Option vorgeschlagenen Arbeits- und Prüfanweisungen, z.B. zur Hobelqualität, zur Verleimung der Rahmen, zur Oberflächenbeschichtung, Verglasung oder zur Beschlagmontage wurden nicht in das betriebspezifische WPK-Handbuch aufgenommen, um die Dokumentationspflichten zu minimieren. Stattdessen werden diese Anweisungen aber an den betreffenden Arbeitsplätzen ausgehängt. Auch das dient der innerbetrieblichen Qualitätssicherung. Als nächste Schritte werden Unterweisungen für alle Mitarbeiter hinsichtlich der Produktnorm und der WPK durch den Inhaber durchgeführt. Auch diese sind entsprechend dem Kapitel 8 des WPK-Handbuchs zu dokumentieren. Nach einer überschaubaren Probezeit kann dann das WPK-System im Betrieb in Kraft gesetzt werden. Zur Ausstellung eines voll gültigen CE-Zeichens fehlt dann noch die Erstprüfung. Für die nach dem Systemgeber Gutmann gefertigten Holz-Alu-Fenster können die Erstprüfungsergebnisse von dort übernommen werden. Für die selbst hergestellten Holzfenster kann der Uw-Wert (fast) wie bisher einer Tabelle entnommen werden. Dieser Wert kann aber auch durch den Betrieb selbst rechnerisch ermittelt werden. Da der im CE-Zeichen geforderte g-Wert der Verglasung von deren Lieferant übernommen werden kann, verbleibt für eine Prüfung lediglich die Luftdichtheit. Bis zum Vorliegen der umfangreichen Ergebnisse aus dem ECWINS-Projekt und für die Anfangszeit der Koexistenz-Periode kann nach der Auffassung des Autors die Klasse der Luftdichtheit entsprechend der Tabelle 11 in DIN V 4108-4 angegeben werden. Danach erfüllt ein Fenster mit einer umlaufenden, alterungsbeständigen, weichfedernden Dichtung die in der EnEV für Gebäude mit mehr als zwei Vollgeschossen geforderte Luftdichtheitklasse 3. Ein eventuell geforderter erhöhter Schallschutz könnte gemäß einer in der „GFF-Schallschutzbroschüre 2003“ geprüften Konstruktion zugeordnet werden. Damit könnte der Betrieb Dick schon in absehbarer Zeit die CE-Kennzeichnung für seine Produkte nutzen – eine Tatsache, die anfangs auch als Marketinginstrument eingesetzt werden könnte.

Die Umsetzung der Anforderungen der Produktnorm Fenster und Außentüren verliert durch die Nutzung der umfangreichen Vorarbeiten und Unterstützungsmöglichkeiten durch die Verbände ihrenErster Glaser- und Fensterbauerbetrieb richtet werkseigene Produktionskontrolle ein|

Reiner Oberacker

Info

Hauptkomponenten einer WPK
  • Betriebsbeschreibung
  • Darstellung des Fenstersystems
  • Werkstoffe, Materialien, Zukaufteile
  • Verfahrensbeschreibung/Fertigungsablauf
  • Arbeits- und Prüfanweisungen
  • Prüfmittel
  • Dokumentation und Kennzeichnung

Info

Interessenten können das 60-seitige Musterhandbuch zum Preis von 69,50 € zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkosten beziehen bei der glas fenster fassade–business information.com Beratungsgesellschaft mbH, Karlsruhe, Fax (07 21) 9 20 95 24. Mitglieder des Fachverbandes GFF B.-W. erhalten Sonderkonditionen. Erweiterungen für Produzenten von Kunststofffenstern stehen in Kürze zur Verfügung.

Autor

Dipl.-Wi.-Ing. Reiner Oberacker ist Leiter der Technischen Beratung im Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg, Karlsruhe.

Dipl.-Wi.-Ing. Reiner Oberacker ist Leiter der Technischen Beratung im Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg, Karlsruhe.

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