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Brandschutzverglasung in der BMW Welt München

Portal ins nächste Jahrhundert

Die Automobilindustrie prägt neben der bekannt intensiven Marketingorientierung auch in baulicher Hinsicht Trends. Volkswagen, Mercedes oder Audi zelebrieren bereits erfolgreich die Fahrzeugübergabe ihrer Modelle an den neuen Eigentümer. Nun folgt ihnen BMW nach und erklimmt die nächst höhere Stufe der Inszenierung: Die BMW Welt will mehr sein als ein gehobenes Auslieferungszentrum für Luxuskarossen. Hier sollen die Zukunft des Automobils und die Zukunft der Mobilität Themen sein. Design, Technologie und Innovation werden in souveränem Zusammenspiel in Szene gesetzt. Deutlich wird dieser Anspruch unter anderem in einem multifunktionalen, theaterähnlichen Veranstaltungssaal: Das BMW Welt Forum bietet Raum für Kunst, Wirtschaft, Kultur und Technik. Die Zeichen stehen gut, dass die BMW Welt auf diese Weise eines ihrer Ziele, ein Teil der Münchner Kulturszene zu werden, erreichen wird. Verschiedene Shops, Cafés und Restaurants sowie ein Erlebnisbereich für Kinder und Jugendliche vervollständigen das ganzheitliche Konzept.

Freiraum unter einer dynamischen ­Dachlandschaft

Verantwortlich für die Architektur der BMW Welt ist das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au, das 2001 einen der beiden ersten Preise in dem weltweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb für das BMW Projekt gewonnen hat. Die Entwurfsidee äußert sich in einer dynamisch geformten skulpturalen Dachlandschaft, unter der jede weitere gestalterische Möglichkeit eröffnet wird. Die Architektur soll wie eine Haut erfahrbar sein, die Dinge filtert oder durchlässt.

Im Süden geht das dynamische Dach in einen Doppelkegel aus Stahl und Glas über und setzt damit ein stadträumlich wirksames Zeichen, das mit den bestehenden Landmarken des Vierzylinders und des BMW Museums eine identitätsprägende Einheit ergeben wird. Der Doppelkegel ist durch eine weitere Verformung aus der unteren Trägerrostlage des Daches entwickelt und bildet auch ein Hauptauflager des 16000m² großen Daches. Nur von dem Doppelkegel und elf Pendelstützen gehalten, scheint die „Dachwolke“ förmlich zu schweben. Das gesamte Gebäude ist circa 180 Meter lang, bis zu 130 Meter breit und 28 Meter hoch.

Brandschutzverglasung mit Pyran S

Teile der Dachfläche wurden verglast, etwa im Gastrobereich, über der Lounge sowie im Bereich des Einschnitts, der als eine Wand aus Luft und Glas auch wichtige Brandschutzfunktionen erfüllt. Während große Teile der BMW Welt mit Sprinklern ausgestattet sind und die Stahlkonstruktion durch eine Brandschutzbeschichtung geschützt ist, wurde die erste Etage der Lounge im dritten Obergeschoss mit einer speziellen Brandschutzverglasung versehen. Vorrangig soll dadurch bei einem Brand in der Halle der Feuerüberschlag auf die Lounge verhindert werden. Die Brandschutzverglasung befindet sich auf der inneren Position des gesamten Scheibenpaketes, das heißt, dem Raum zugewandt. Aufgrund der Anforderungen an das architektonische Gesamtkonzept wurden die vertikal verlaufenden Fugen versiegelt. Die innere Scheibe ist über ein Stahlflach im zurückgesetzten Randverbund zusätzlich an der Stahlkonstruktion mechanisch befestigt. Sollte also im Falle eines Brandes in der Halle die äußere Scheibe versagen, ist aufgrund dieses zusätzlichen Befestigungsstahlflach die Funktion der inneren Scheibe immer noch gewährleistet – und zwar über die geforderten 30 Minuten hinaus.

Die Brandschutzverglasung weist eine Gesamthöhe von fünf Metern auf. Die Pfosten-Riegelkonstruktion besteht aus Stahlprofilen mit den Abmessungen 140mm x 80mm x 6,3mm. Vor diese Verglasung wurde zusätzlich eine VSG-Scheibe angeordnet. Der umlaufende Anschluss der Brandschutzverglasung erfolgte an Bauteile, die mindestens die Feuerwiderstandsklasse F30 erfüllen. Neben den Brandschutzanforderungen gewährleistet die Scheibenanordnung die ebenfalls hohen Anforderungen in Bezug auf den Schallschutz: für die Gesamtkonstruktion wurden Schalldämmwerte von 49 dB nachgewiesen. Systeme mit Pyran S, einem monolithischen, thermisch vorgespannten Borosilikatglas nach DIN EN 13024 von Schott Jenaer Glas, verhindern im Einsatz im vorbeugenden baulichen Brandschutz den Durchtritt von Feuer und Rauch. Sie bleiben selbst unter größten thermischen Belastungen durchsichtig und gewährleisten somit die gefahrlose Evakuierung von Personen aus brennenden Gebäuden.

Sicherheit auf allen Ebenen

Großes hat sich der Automobilkonzern mit der BMW Welt vorgenommen. Was im Endergebnis so lässig und leicht aussieht, sich wie selbstverständlich gegenüber dem Zeltdach des Olympiastadions behauptet, ist einer gründlichen Detailplanung und exakten Überwachung auf der Baustelle zu verdanken. Der Automobilhersteller erwartet etwa 850000 Besucher pro Jahr. Mit dem vorbeugenden Brandschutz ist das neue Prestigeobjekt Münchens bestens für seine Aufgaben gerüstet.|

Info

Jedes Fassadenelement ein Einzelstück

Doppelkegel und Fassade sind von der bayerischen Josef Gartner GmbH entwickelt und gefertigt worden. Die außergewöhnliche Form des Gebäudes stellte besondere Ansprüche an die Geometrie und Passgenauigkeit der Fassadenelemente, die in allen Gebäudebereichen dreidimensional konstruiert wurden. Allein für den Doppelkegel wurden 900 verschiedene Glaselemente gefertigt. Bei der 15000 m² großen Deckenkonstruktion mit rund 5000 Lochblechen aus Edelstahl gleicht kein Blech dem anderen. Die komplette Stahlfassade ist als Integrierte Fassade System Gartner zum Heizen und Kühlen ausgelegt. Die Stahlhohlprofile führen Wasser, das erwärmt oder gekühlt werden kann. In den geschweißten Stahlprofilen sind außerdem Sprinklerleitungen sowie RWA-Kabel integriert. Vor allem verhindert die Heizfassade einen Kaltluftabfall an den hohen Glaswänden und sorgt so für Behaglichkeit. Am gläsernen Dach bildet sich kein Kondenswasser, und im Sommer wird die Fassade zur Kühlwand, die eine Aufheizung der Raumluft verhindert.

Die Verglasung ist direkt auf die Fassaden-Riegel geklemmt und in den Stoßfugen geklebt. Die Konstruktion besteht aus Dreiecksfeldern, die Seitenlänge der Gläser beträgt circa 5,5 Meter. Für die Verglasung im unteren Teil wird 8mm starkes ESG mit ipasol neutral 52/29, Designglas 16mm SZR, 2 x 6mm TVG in Optiwhite mit schwarzem Randsiebdruck eingesetzt. Im oberen Teil wird analog zum unteren Teil VSG gemäß Richtlinie für Überkopfverglasung außen angebracht. Teilweise ist vor der Verglasung des Doppelkegels ein Sonnenschutz im Abstand von 600mm zur Verglasung aus Edelstahllochblechen angeordnet.

Die Hauptfassade des an den Doppelkegel angrenzenden Gebäudeteils hat eine Größe von circa 5500m². Sie steht unten auf dem Boden, oben wird sie gleitend an der geschwungenen Dachkonstruktion befestigt.

Gebäudedaten

Architekten: Coop Himmelb(l)au, Wien

Bauherr: BMW AG, München

Planungsstart: 11/2001

Baubeginn: 8/2003

Fertigstellung: Oktober 2007

Grundstücksfläche: ca. 25000m²

BGF Gesamt-Gebäude: ca. 73000m²

(davon oberirdisch: ca. 28500m² und unter­irdisch: ca. 44500m²)

Baukosten: über 100 Mio. Euro

170 Fahrzeugauslieferungen (maximal 250) pro Tag

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