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Polizei-Studie belegt: Sicherheitstechnik bei Fenster und Türen beugt Einbrüchen vor

Auf die richtige ­Sicherung kommt es an

Zum 6. Mal legte die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Köln eine spezifizierte Untersuchung über Täterarbeitsweisen beim Wohnungseinbruch in einem Großstadtumfeld vor. Die allgemeine Entwicklung der Fallzahlen beim Wohnungseinbruch in Köln war, so die ­Studie, in den letzten Jahren aufgrund verschiedenster Maßnahmen rückläufig. Wurden 2001 noch 6248 Wohnungseinbruchdelikte in Köln registriert, sanken die Zahlen im Jahr 2004 auf 5299, um im Jahr 2005 mit 4287 Fällen einen Tiefstand zu erreichen.

Dieser positive Trend setzte sich trotz enormer Anstrengungen im repressiven wie im präventiven Bereich 2006 leider nicht fort. So wurden im Jahr 2006 in Köln insgesamt 4479 Wohnungseinbrüche registriert, was einer Steigerung der Wohnungseinbrüche gegenüber 2005 um 4,5 % entspricht, davon waren 1597 (35,66 %) Versuchsdelikte.

Der Anteil der Einbrüche in Mehrfamilienhäuser hat sich gegenüber 2001 um 4,38 % gesteigert, er lag 2006 bei fast 80 %.

Diese hohe Zahl liegt an den Baustrukturen, da es in Köln sehr viele Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gibt (52896 Mehrfamilienhäuser mit 431366 Wohnungen – gegenüber 76219 Ein-/Zweifamilienhäusern mit 92824 Wohnungen).

Setzt man nun allerdings exakt die einzelnen Wohneinheiten in Relation zueinander, wird schnell deutlich, dass das Risiko Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, in einem Einfamilienhaus ca. 19 % höher ist, als in Mehrfamilienhäusern.

Tatzeiten – wann Einbrüche passieren

Der jährlich zu Beginn der Haupturlaubszeit strapazierte Satz „Urlaubszeit – Einbruchszeit…“ ist schon seit Jahren nicht mehr haltbar. Er ist schlicht und einfach falsch, so wertvoll er auch als Marketingargument für die Sicherungsindustrie und als Schlagzeile für die Medien sein mag. Der Anteil der Einbrüche, an denen sich die Geschädigten tatsächlich in Urlaub befanden, liegt in Köln bei unter 6 Prozent.

Betrachtet man die monatlichen Belastungszahlen einmal genauer, kommt man zu seit Jahren bekannten Ergebnissen: Die kalten Monate zu Jahresende bzw. -beginn mit früh hereinbrechender Dunkelheit, sind stärker belastet als die hellen Sommermonate. Inwieweit die Aussage: Dunkelheit ist kriminalitätsfördernd Allgemeingültigkeit hat, sei dahingestellt, für den Deliktbereich Wohnungseinbruch trifft diese Aussage jedoch zu.

Bei der Studie wurden ausschließlich die Tatorte in die Auswertung einbezogen, in denen sich die Tatzeiten konkret bestimmen ließen. Die Freitage und Samstage sind demnach besonders belastet. Allerdings ist festzustellen, dass Einbrecher an allen Tagen der Woche aktiv sind.

Bei Einbrüchen in Einfamilienhäusern liegt die Höchstbelastung zwischen 16.00 und 22.00 Uhr, die Spitzenbelastung in der Zeit zwischen 18.00 und 20.00 Uhr.

Festzustellen ist allerdings, dass sich die Einbrüche zur Nachtzeit (22.00–24.00 Uhr über 6 % und 00.00–02.00 Uhr über 2%) erhöht haben. Diese Entwicklung ist auch bei Einbrüchen in Mehrfamilienhäusern zu erkennen. Trotz dieser Entwicklung ist zu konstatieren, dass über 60 % der Einbrüche in Köln als Tageswohnungseinbrüche in der Zeit zwischen 8.00 und 20.00 Uhr registriert werden.

Vielfach gibt die objektive Sicherheitslage weit weniger Anlass zur Sorge als das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Deshalb wurde ein besonderes Augenmerk bei der Erhebung auf die Frage gelegt, inwieweit die subjektiven Ängste der Kölner Bevölkerung berechtigt sind, die von einer latenten, unmittelbaren, persönlichen Bedrohung durch Wohnungseinbrecher bzw. Kriminalität im Allgemeinen ausgehen. Festzustellen ist, dass der Anteil der Einbrüche in Anwesenheit der Bewohnern zugenommen hat. Er liegt bei den Einfamilienhäusern bei 9,62 % (plus 3.47 %) und bei den Mehrfamilienhäusern bei 6,61 % (plus 3,18 %).

In der Regel meidet der Wohnungseinbrecher die Auseinandersetzung mit dem Bewohner und sucht sein „Heil in der Flucht“. Dies festigt die Aussage: Einbrecher sind in der Regel keine Gewalttäter.

Modi operandi – Arbeitsweisen der Täter

Wesentliche Veränderungen hinsichtlich der Arbeitsweisen von Wohnungseinbrechern sind nicht festzustellen. Die in der täglichen Praxis kaum anzutreffenden „exotischen“ Einbruchmethoden wurden besonders beobachtet, haben aber einen sehr untergeordneten Stellenwert, was Untersuchungen anderer Behörden belegen: Fensterrahmenbohren, Zylinderziehen, die Anwendung der sogenannten „Schlagtechnik“ oder der Einsatz komplizierter „Elektropick-Maschinerie“ bleiben die Ausnahmen, obwohl ihnen publizistisch hohe Aufmerksamkeit zuteil wird.

Die Anwendung solcher Techniken erfordert nicht nur Sachkenntnis, sondern ein hohes Maß an Übung, Fingerfertigkeit und Warenkunde. Überspitzt gesagt: Der „normale“ Wohnungseinbrecher ist intellektuell nicht in der Lage, solche hoch komplizierten Öffnungstechniken anzuwenden; er setzt i.d.R. einen stabilen Schraubendreher ein und hebelt damit schnell, einfach und fast geräuschlos Fenster und Türen auf.

Glas spielt eine untergeordnete Rolle

Deutlich ist herauszustellen, dass der Glasbereich beim Angriff auf diese Bauelemente eine untergeordnete Rolle spielt. Nur 0,85 % der Täter im Fenster-/Terrassenbereich und nur 0,74 % der Täter im Türbereich steigen durch eine vorher eingeschlagene Glasscheibe ein. Dies heißt aber nicht, dass Täter nicht doch die Scheibe einschlagen (4,81 %), allerdings immer mit dem Ziel, durch die eingeschlagene Öffnung hindurchzugreifen, um dann über die Griffolive den Fensterflügel zu öffnen und durch diesen nun weit geöffneten Flügel einzusteigen.

Die Fälle, in denen Einbrecher durch gekippte Fenster und Fenstertüren (13,51 %) eindrangen, sind 2006 in Köln, trotz Jahrhundertsommer, nur leicht angestiegen (+ 0,83 %).

Sicherheitstechnik stoppt Einbrecher

Mit der Untersuchung von Einbruchdiebstählen, die im Versuchsstadium scheiterten, wurde eindrucksvoll die Wirksamkeit von Sicherungstechnik nachgewiesen. Das von den 4479 registrierten Wohnungseinbrüchen 35,6 % im Versuchsstadium scheiterten hatte mehrere Ursachen.

Erfreulich ist der Anstieg der bei der Tatausführung durch verschiedenste Ursachen gestörten Täter. Das Umfeld und die Nachbarschaft sind heute sensibilisiert und häufiger als früher bereit, schnell und richtig zu reagieren. Die Initiative der Kölner Polizei „Hinsehen, Handeln, Hilfe holen“ trägt offensichtlich Früchte.

Weit über 40 % der Täter scheiterten an vorhandenen Sicherungseinrichtungen. Dabei haben sich vor allem die Zusatzsicherungen an Fenster- und Fenstertüren (nach DIN 18104 Teil 1 und Teil 2 – Pilzkopfzapfenverriegelung) und die Querriegelschlösser an Zugangstüren bewährt.

Überraschend war die Tatsache, so die Studie, dass „nur“ 1,40 % der Täter an vorhandenen Querriegelschlössern scheiterten. Ein Indiz dafür, dass allein das sichtbare Vorhandensein einer Sicherung viele Täter von einem Angriff abhielt.

Auch gut konzipierte und funktionelle Einbruchmeldeanlagen haben Täter bereits im Versuchstadium scheitern lassen, wie die Studie der Kölner Polizei belegt. Dabei spielt neben der örtlich akustischen Alarmierung immer mehr die zu einem privaten Wach- und Sicherheitsunternehmen weitergeleitete „stille Alarmierung“ eine entscheidende Rolle.

Mehr zum Thema lesen Sie in der kommenden GLASWELT.|

Info

Möglichkeiten für Handwerker

Fenster- und Fassadenhersteller können sich in die LKA-Listen (Errichterlisten Mechanische Sicherungen) eintragen lassen, sofern sie die Vorraussetzungen des Pflichtenkataloges für mechanische Errichterunternehmen erfüllen. D.h. die Betriebe müssen in der Lage sein, einbruchhemmende Fassadenelemente gemäß DIN V EN V 1627-1630 herzustellen, bzw. Fenstern und Türen gemäß DIN 18104 Teil 1 + 2 nachzurüsten.

Diese LKA-Listen gibt die Polizei bei Anfragen an Endkunden weiter. Gleichzeitig wird so der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit der Firmen mit den örtlichen kriminalpolizeilichen Beratungsstellen gefördert.

Fenster- und Fassadenhersteller, die die erhöhten Qualitätsstandards erfüllen und in den LKA-Listen eingetragen sind, haben zudem die Möglichkeit, dies für ihr firmeneigenes Marketing zu nutzen.

Netzwerke wie „Zuhause sicher e.V.“ im Bereich des Polizeipräsidiums Köln unterstützen Wohnungsbesitzer von der ersten polizeilichen Beratung bis zur Montage geprüfter Sicherungstechnik durch geschulte Handwerker.

Weitere Informationen unter:

https://www.polizei-beratung.de/

http://www.vds.de

https://www.zuhause-sicher.de/

https://nicht-bei-mir.de/

Weitere Informationen zur Kölner Studie:

www1.polizei-nrw.de/koeln/vorbeugung/kriminalitaet

dann rechts: Kölner Studie (PDF)

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