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Der GLASWELT-Gastkommentar von Paul Bastianen

Früher gab es in der niederländischen Glasbranche, ähnlich wie heute noch in Deutschland, eigene Verbände für Industrie, Handel und Verarbeiter. Seit 2005 gibt es nur noch eine Vertretung für alle, nachdem sich die früheren Branchenvertretungen in der GBO (Glasbranchenorganisation) vereinigt haben. Das Besondere an der GBO ist, dass hier die großen Konzerne mit ihren tausenden von Mitarbeitern neben kleinen Glasverarbeitern am Tisch sitzen und miteinander reden und sich austauschen. Die GBO regelt allgemeine Arbeits- und Tariffragen, gibt Inkasso-Auskünfte über säumige Mitgliedsbetriebe und bearbeitet auch Mahnungsforderungen. Die Organisation verwaltet die Altersrenten-Fonds der Mitglieder und deren Mitarbeiter und befasst sich mit Ausbildungsbestimmungen. Zudem gibt es ein wissenschaftliches Zentrum, das u.a. das im vorigen Monat beschriebene Glas-Recycling in den Niederlanden organisiert.

Die GBO ist auf zwei Ebenen organisiert, es gibt eine GmbH, die das Alltagsgeschäft verwaltet und organisiert und ein Gremium mit einem Vereinigungsrat, dem ein Aufsichtsrat übergeordnet ist. Der Rat besteht aus neun Ratsmitgliedern, je vier aus den Konzernen bzw. den Handels- und Verarbeiterbetrieben und einem unabhängigen Vorsitzenden. Jedes der neun Ratsmitglieder hat seinen eigenen Geschäftsbereich (z.B Technik, Marketing). Beim 5-köpfigen Aufsichtsrat stellen die Konzerne drei, Handel/Verarbeiter zwei Vertreter. Diese Gremien arbeiten auf Landesebene und beschäftigen sich mit übergeordneten Fragen.

Für die Alltagspraxis sind vier untergeordnete GBO-Landes-Regionen zuständig, die über einen eigenen Rat mit vier Ratsmitgliedern verfügen. Betriebe die im GBO organisiert sind, sind automatisch auch Mitglieder im Regionalverband.

Im Gegensatz zu den Regionalversammlungen, gibt es nur einmal im Jahr eine allgemeine Mitgliedsversammlung. Dort wird dann beispielsweise über strategische Fragen abgestimmt. Je nach Betriebsgröße, Mitarbeiterzahl und Umsatz, haben die GBO-Mitglieder von 1 bis 10 Stimmen. Betriebe mit wenig Personal und geringem Umsatz haben nur ein oder zwei Stimmen (zahlen aber auch geringere Beiträge). Die GBO GmbH umfasst einen Geschäftsführer und 18 Mitarbeiter für die Verwaltung und im wissenschaftlichen Zentrum.

Seit Anfang der 90er hat die Glasbranche gespürt, dass die Märkte wachsen und die Nachfrage an Mitarbeitern ständig zunahm, ebenso, dass sich die Arbeitsfelder stetig verändern. Übereinstimmend wurde in der Branche festgelegt, dass 0,5% des Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteils für die Ausbildung in die STOOV-Stiftung fließen, die vom wissenschaftlichen Zentrum verwaltet wird. Das Zentrum ist auch für die Weiterbildungskurse des Verbands zuständig; Beschäftigte aus den Mitgliedsbetrieben können daran kostenlos teilnehmen.

Die Struktur des GBO hat sich als sehr effektiv erwiesen und jeder in der Branche ist froh, dass man diesen Schritt zu einer übergeordneten Organisation gewagt hat. Betrachtet man diese sehr moderne und zeitgemäße Entwicklung, stellt sich einem unweigerlich die Frage, wann denn die deutsche Glasbranche dem guten niederländischen Beispiel folgt?

Ihr Paul Bastianen

Wenn Sie, liebe Leser, mir noch gute Ansatzpunkte zu meinem Kommentar oder zu weiteren Themen geben möchten, würde ich mich über eine E-Mail oder einen Anruf sehr freuen. E-Mail p.bastianen@planet.nl, Mobil (+31) 643 888 728

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