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Vom Systemgeber bis zur Montage

Geklebt mit System

Glaswelt: Ist das Verkleben für aluplast noch Thema?

Seitz: Das Verkleben ist und bleibt auch zukünftig ein großes Thema in unserem Hause. Wir haben sehr viel in Werkzeuge und in das Produkt an sich investiert. Daher freut es uns, dass unser Kunde Ideal Weinstock sehr erfolgreich in diesem Segment ist. Einige andere unserer Kunden, die objektbezogen Fenster verkleben, haben dies jedoch noch nicht zum Massengeschäft machen können. Uns erfreute in diesem Zusammenhang auch, dass auf den Rosenheimer Fenstertagen 2007 ein Schwerpunkt auf das Scheibenverkleben gelegt worden war und es dort auch erstmals so positiv kommuniziert wurde. Im Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e.V. (QKE) haben alle namhaften Kunststoff-Systemgeber ein klares Bekenntnis zum Scheibenverkleben abgegeben, mit dabei sind Sika, Dow Corning und alle anderen Klebstoffhersteller. Neu dazu kam die Klebebandindustrie. Ziel des QKE ist es, bis Mitte 2008 eine Leitlinie für geprüfte und zertifizierte verklebte Fenster zu erstellen, die auch im Rahmen der fensterbau/frontale 08 vorgestellt wird.

Stefan Weinstock: Wir haben für die neue Technologie viel investiert und wir machen sehr gute Erfahrungen damit: ein Viertel der Tagesproduktion erfolgt in der Klebetechnik. Das sind rund 1200 bis 1500 Scheiben pro Woche. Nach zwei Jahren Produktion mit Klebetechnik sind wir aber, was den Markt angeht, noch sehr entwicklungsfähig. Positiv stimmt mich, dass wir durch unsere Werbung mit der Klebetechnik großen Erfolg haben – wir konnten viele Neukunden gewinnen.

Sabine Weinstock: Wir verfügen durch die Produkte über ein Alleinstellungsmerkmal, das so kein anderer bieten kann. Auf der anderen Seite spüren wir, dass die Mitbewerber versuchen, unsere geklebten Fenster schlecht zu reden, indem beispielsweise gesagt wird, es sei kein Stahl in unseren Flügeln und das könne so nicht funktionieren. Es gab auch kritische Fragen zum Austausch der Glasscheibe im Reparaturfall. Meiner Meinung nach ist es ist immer einfacher, etwas einzuwenden, wenn jemand etwas Neues auf den Markt bringt, als selbst neue Qualität zu bieten. Aber unter unseren neuen Kontakten befinden sind auch große Händler, die sich mit unseren geklebten Fenstern von der Konkurrenz absetzen können. Denn man kann die besseren Wärmewerte und höhere Stabilität dieser geklebten Fenster gut kommunizieren; das sind Argumente, die beim Kunden sehr gut ankommen.

GLASWELT: Warum stellen sich Ihre Mitbewerber gegen diese neue Technologie?

Sabine Weinstock: Es ist vielleicht die Angst vor den hohen Investitionskosten, die gerade für die Maschinentechnik notwendig sind.

Stefan Weinstock: Neben der Anlagentechnik in die es zu investieren galt, waren beispielsweise noch Versuche mit Sika zu machen, um die Verträglichkeit des Klebstoffes mit dem Randverbund sicherzustellen. Zusätzlich mussten wir die gesamte Produktion umstellen, die Mitarbeiter im Betrieb und den Außendienst schulen sowie den Werbeauftritt verändern. Da waren zeitliche und monetäre Investitionen notwendig, die sich viele nicht zutrauen. Die Mitbewerber warten die Marktentwicklung lieber noch weiter ab.

Seitz: Bei den Verarbeitern herrscht großes Interesse am Scheibenverkleben, die verbesserten U-Werte werden immer mehr kommuniziert. Firma Ideal Weinstock ist für uns ein sehr guter Imageträger, aber es ist so, dass die hohen Investitionen für viele nicht realisierbar sind. Weshalb viele unserer Kunden begannen, mit Handapplikationen zu arbeiten, mit denen sie bereits große Stückzahlen fertigen.

GLASWELT: Sind Ihre Kunden mit geklebten Fensterflügeln zufrieden?

Stefan Weinstock: Sie sind außerordentlich zufrieden. Der Hauptgrund liegt in der höheren Steifigkeit der Fenster. Ein geklebter Flügel ist wesentlich und merkbar stabiler als ein geklotzter, das merken auch unsere Händler. Viele unserer Kunden haben anfangs erst einmal 1 bis 2 Bauten mit den neuen Fenstern ausgestattet und haben ihren Monteuren anfangs nichts vom neuen Produkt gesagt. Danach wurden sie befragt und sie nannten die höhere Stabilität, gegenüber den stahlarmierten Fenstern als spürbaren Vorteil.

Für die Montage wird vielleicht etwas länger gebraucht, dafür entfällt das leidige Nacharbeiten. Früher war es so, dass ein normales Fenster mit Stahleinlage 3 bis 4 Wochen nach dem Einbau nachjustiert werden musste, weil es sich gesetzt hatte. Das entfällt heute komplett bei den geklebten Fenstern. Das ist ein geldwerter Vorteil, denn die Baustellen liegen ja nicht immer um die Ecke. Das spart Zeit und die Monteure sind für andere Arbeiten frei.

GLASWELT: Was passiert bei Glasbruch?

Stefan Weinstock: Beim Transport kann eine Scheibe beschädigt werden. Natürlich kann man die Scheibe herausschneiden, einfacher ist es für uns jedoch, den beschädigten Flügel zu tauschen. Statt eines Transportrahmens für die Scheibe ist das Versenden eines neuen Flügels auch von der Logistik her einfacher. Und die Scheibe kommt sicher an.

Dick: Haben Sie Ihre Qualitätssicherung auf die Klebetechnik abgestimmt? Wie vermeiden Sie bereits im Betrieb Fehler im Glas?

Stefan Weinstock: In allen drei Werken haben wir eine Kontrollstelle vor dem Verkleben bzw. Verklotzen eingeführt, mit der wir die meisten Schäden bereits im Vorfeld sichtbar machen können. Dazu haben wir Leuchtbänder montiert, an denen die Elemente vorbeilaufen. Des weiteren wird die Verklebung stichprobenartig geprüft.

GLASWELT: Was war für Sie beim Scheibenverkleben anfangs ungewohnt?

Stefan Weinstock: Die Produktionspraxis hat uns gezeigt, dass es besser ist, zwei Klötze im Blendrahmen einzubringen, damit der Flügel zentriert liegt und in dieser Position aushärtet. Ebenso benötigen wir beim Flügel keinen Stahl mehr, auch keine Schrauben, um den Stahl zu befestigen. Somit ist der Durchfluss in der Produktion besser und deutlich schneller. Außerdem sparen wir den Mann oder die Maschine, die früher den Stahl einschoben. Und normales Stahlverschrauben erzeugte öfter Maschinenprobleme, die jetzt entfallen. Neu war für uns der Primerauftrag, bei dem wir einige Dinge beachten mussten, neben dem Umbau der Maschine.

Seitz: Ich komme auf Ihre Frage zurück, warum sich das Verkleben in Deutschland noch nicht im großen Umfang durchgesetzt hat: bis vor wenigen Jahren hatte die Maschinenindustrie teilweise noch gar keine Lösungen im Angebot. Erst um 2006 war ein großer Sprung zu beobachten: zur fensterbau/frontale wurden die ersten Maschinen vorgestellt. Auch der Prozess des Klebereinspritzens musste erst serienreif werden, und er ist es heute.

GLASWELT: Sind die Anlagenprobleme der Startphase jetzt gelöst?

Seitz: Ja. Das Einspritzen ist kein Thema mehr. Es gab früher Firmen am Markt, die etwas versprochen haben, ohne es einhalten zu können.

Stefan Weinstock: Wir haben unseren Klebstoffanbieter sowie aluplast darauf hingewiesen, nur komplette Klebsysteme inklusive Anlagentechnik anbieten zu lassen.

Dick: Bei Sika halten wir es so, dass unser System-Engineering, also unsere Experten, den Fensterbauer von Anfang an bis zur Produktionsreife begleiten. Diese Abteilung heißt bei uns „Fenster, Fassade, Isolierglas” (FFI). Wir empfehlen jedem, zu einem frühen Zeitpunkt, also lange bevor der Vertrag mit dem Maschinenhändler unterschrieben wird, uns mit an den Tisch zu holen. Damit erhält der Kunde die Beratung von uns, die er braucht, um eine technisch einwandfreie Ausrüstung zu kaufen. Wir kennen unseren Klebstoff und den Prozess und haben die Fachleute für unterschiedlichste Klebstoffe: Acryl-Klebstoffe im Holzbereich, PU-Klebstoffe im Kunststoff-bereich und auch Silikon-Klebstoffe.

GLASWELT: Hat sich das Verkleben auf Ihre Produktqualität ausgewirkt?

Stefan Weinstock: Unsere Reklamationsrate liegt heute unter einem Prozent, das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber früher. Es ist definitiv so, dass der spätere Glasbruch fast gegen null tendiert, denn das Problem der Spannung und dadurch entstehende Spannungsrisse im Glas beim Verklotzen entfallen durch das Verkleben.

Dick: Halten Sie die Klebetechnik nach über zwei Jahren der Praxis für störanfällig?

Stefan Weinstock: Wir haben definitiv weniger Maschinenprobleme wie im maschinellen Stahlschraubbereich.

GLASWELT: Die Verschärfung der Energieeinsparverordnung 2008 ist in Sicht – fühlen Sie sich dafür gewappnet?

Seitz: Die neue EnEV wird den geforderten U-Wert noch weiter reduzieren. Das erreicht man entweder durch noch tiefere Rahmen oder aber mit der Technologie des Klebens, die uns die Möglichkeit gibt, in einem 70 oder 80 mm System zukünftig mit konventioneller Standardtechnik diese Werte zu erreichen. Eine Konstruktion, die Stahl einsetzt und verklotzt, kann dies nicht erreichen, es sei denn, sie setzt teuere Lösungen ein, wie etwa das Einschieben von Schaumblöcken oder die Verwendung thermisch getrennten Stahls oder Dreifach-Verglasung mit Kryptongas. Wir können dank des Verklebens die geforderten Werte nahezu kostenneutral erreichen.

GLASWELT: Wie steht es mit der Einbruchsicherheit durch Verkleben?

Stefan Weinstock: Durch das Verkleben der Scheiben sowie durch weitere Maßnahmen erfüllen wir die Anforderungen an ein WK2-Fenster: dazu gehören der WK2-Beschlag, d.h. mehrere Schließzapfen, die abschließbare Olive und eine A3-Verglasung.

Sabine Weinstock: Früher war das Verkleben der Glasleiste nötig und aufwändig. Dieser Schritt fällt Dank der Klebetechnik nicht mehr an. Wir haben mit der Firma Winkhaus zusammen WK2-Prüfungen beim ift vorgenommen und sie erfolgreich bestanden. Das Aushebeln der Glasscheibe ist gar nicht möglich, weil sie rundum verklebt ist.

GLASWELT: Und wie sieht es mit den Schallschutz-Werten aus?

Sabine Weinstock: Wir erreichen die selben Schallschutz-Werte mit gleichen Isoliergläsern wie mit stahlarmierten.

Seitz: Durch eine Verklebung wird die Masse der Scheiben direkt mit dem Flügel rundum verbunden. Der Flügel schwingt nun wie die Scheibe.

GLASWELT: Hat sich die Einführung der Verklebetechnik für Sie gelohnt?

Sabine Weinstock: Ja, wir haben Umsatzsteigerungen mit zweistelligen Zuwachsraten. Das liegt auch daran, dass wir durch die Klebetechnik Kunden gewonnen haben, die sonst bei uns nicht gekauft hätten.

Stefan Weinstock: Ich führe die Umsatzsteigerungen auf unsere hohe Produkt-Qualität zurück, dann auf unsere Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

GLASWELT: Hat das Verkleben Zukunft?

Stefan Weinstock: Im Hinblick auf Themen wie Energieeinsparung ist es der beste Weg für uns, die Klebetechnik weiterzuführen. Nach diversen Tests und Prüfungen ist es für uns Fakt, dass die Wärmedämmung des Flügels jetzt durch die neue Geometrie mindestens so gut ist, wie die des eingeklebten Isolierglases. Ein weiterer Schwachpunkt am Fenster wurde also eliminiert.

Sabine W.: Wir sind davon überzeugt, dass Verkleben definitiv die Zukunft sein wird und dass wir in spätestens 10 Jahren nur noch Verkleben.

GLASWELT: Eine abschließende Frage: Was zeigen Sie auf der fensterbau/frontale 2008?

Seitz: Zum Thema „Scheibenverkleben” zeigen wir einen so schmalen Klebeflügel, wie es die heutige Beschlagstechnik zulässt. Wir bekennen uns damit eindeutig zum Kleben. Außerdem präsentieren wir unsere neue Fenstergeneration: „energeto“.—

Ideal-Fensterbau Weinstock

Ludwig Weinstock übernahm 1990 das insolvente Unternehmen Ideal Fensterbau, deren Produktion für Holzfenster ausgelegt war. Die 2005 installierte erste vollautomatische Fensterfertigung (ausgelegt für Klebetechnik) war damals einmalig in Deutschland. Das Unternehmen führte damit die Klebetechnik für die Systeme Ideal 8000/5000K/6000K ein. Das heute von Ludwig und seiner Tochter Sabine Weinstock geführte Unternehmen präsentiert sich als Vollsortimenter: Im Programm sind Holz, Holz-Alu, Holz-Kunststoff, Kunststoff-Alu und Kunststofffenster. http://www.ideal-fensterbau.de

aluplast

Die aluplast Gruppe positioniert sich heute nach eigenen Angaben als Marke auf Rang 3 im europäischen Branchenvergleich sowie Platz 7 weltweit. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen. Die Gruppe ist mit derzeit 22 Produktions- und Vertriebsniederlassungen weltweit aktiv und kann inzwischen 1600 Firmen zu ihren Kunden zählen. Mit einem Produktionsvolumen von 150000 Jahrestonnen PVC (zur Extrusion von Fenstersystemen) fertigen die aluplast Kunden über 12 Mio. Fenster pro Jahr.

http://www.aluplast.de

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