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Interview mit Gründer des Tischlerforums khries.de

Sich untereinander austauschen und helfen

GLASWELT: Herr Ries, wann und warum entstand die Idee, ein Tischler-Forum zu gründen? Haben Sie mit diesem durchschlagenden Erfolg des Forums gerechnet?

Ries: Im Jahr 2000 veröffentlichte ich meine Website http://www.khries.de mit einem ersten Beitrag über Mondholz. Ich war überrascht über die große Reaktion zu diesem Thema, aber auch zu anderen die ich auf der Seite veröffentlichte. Zahllose Telefonanrufe und E-mails gingen bei mir ein. Noch heute steht diese Seite bei Google auf Platz 1. Da die Anrufe rund um die Uhr erfolgten und die Fragen sich oft ähnelten, bestellte ich eine geheime Telefonnummer und installierte mein erstes Forum, das bald aus den Nähten platzte und seit 2002 mittlerweile in der dritten Version online ist.

GLASWELT: Geben Sie uns doch einen Überblick über die gezählten Fakten auf Ihrer Seite: Wie viel Benutzer haben sich mittlerweile registriert, wie viel Beiträge sind bislang geschrieben worden? Und vor allem: Wer nutzt dieses Forum?

Ries: Zur Zeit gibt es im Forum knapp 3500 mehr oder weniger aktive Teilnehmer, die derzeit mehr als 35000 Beiträge verfasst haben. Diese kommen auch vom Nordkap oder auch aus Australien. Inaktive Teilnehmer werden in regelmäßigen Abständen gelöscht, wenn sie keine Beiträge verfassen, sonst wäre die Anzahl der Mitglieder noch wesentlich höher. Es gibt einen festen „Mitarbeiterstamm“ von ca. 30 ausgewiesenen Fachleuten aus ganz Deutschland, die sich überaus aktiv an der Beantwortung der Fragen beteiligen. Ohne sie wäre das Forum nicht zu bewältigen. Etwa die Hälfte davon sind öbv-Sachverständige, wobei die „Dunkelziffer“ der Sachverständigen, die sich anonym angemeldet haben und nur die Beiträge der anderen lesen, doppelt so hoch sein dürfte. Die Fragesteller sind zu etwa 60 Prozent private Kunden, die mit ihren Tischlern/Schreinern und Fensterbauern Probleme haben und denen wir weiterhelfen. Zu 40 Prozent sind es Berufskollegen, die fachlichen Rat suchen. Heimwerker, die sich der Baumärkte bedienen und bei uns Hilfe suchen, haben eine eigene Rubrik nur für sich, allerdings ist der Support durch Fachleute dort ganz bewusst recht sparsam. Wir wollen schließlich keine Laien und keine Schwarzarbeiter weiterbilden oder ihnen unser Fachwissen vermitteln, sondern denjenigen helfen oder Rat geben, die Probleme mit einer Handwerksleistung haben oder glauben, diese zu haben. Für Tischler/Schreiner, Glaser, Fensterbauer gibt es ein teilöffentliches Forum, in das Privatleute keinen Zugang haben. Die Interessierten müssen den Zugang hierfür gegen Nachweis ihrer Berufstätigkeit beantragen und werden dann individuell freigeschaltet.

GLASWELT: Welche Themen finden in dem Forum statt – wo liegen die Schwerpunkte? Wer hat mehr von der Existenz des Forums: Die Fachleute oder der Endverbraucher, der sich auf diesem Wege eine qualitativ hochwertige Aussage verschafft?

Ries: Der Schwerpunkt unserer Beratungen liegt im Fensterbau, der Fenstermontage und in Fragen zum Parkett. Es ist unglaublich, wie vielen Kunden heute noch erzählt wird, die „RAL-Montage“ sei völliger Blödsinn, vor allem im Altbau, und dichte Anschlussfugen führten zur Schimmelbildung, weil die Wohnung zu dicht würde. Erst heute hatten wir zwei Anfragen, wo den Kunden angeboten wurde: „Ausbau, Einbau, Einschäumen, Versiegeln“. Dasselbe Problem aus anderer Sicht haben die Kollegen, die Aufträge nicht erhalten weil Mitbewerber vorgenannte Abdichtungen einfach nicht leisten und ein für den Laien preislich „interessanteres“ Angebot abgeben.

Das Geiz durchaus ungeil sein kann, demonstrieren wir denen nahezu täglich, hier auch oftmals im Treppenbau bei denjenigen, die nur so lange Spaß an einer „preiswerteren“ Hollandtreppe hatten, bis sie eingebaut worden war und den Betreffenden klar wurde, was sie gekauft hatten. Den größten Nutzen ziehen aktive Teilnehmer aus dem Forum, denen wir hier eine Möglichkeit bieten, sich untereinander auszutauschen und zu helfen. Hier sind einige betriebliche Partnerschaften und auch private Freundschaften entstanden, die keiner mehr vermissen möchte. Regelmäßige Treffen im Abstand von etwa neun Monaten manifestieren diese Kontakte und es gibt einige, die hierfür eine Fahrt von 600 oder 700 km nicht scheuen, um dabei zu sein.

GLASWELT: Kommen wir zum Thema Fenster und Haustüren – welche Fragen werden zu diesem Bereich im Forum gestellt. Geht es häufig um mangelhafte Produkte? Können Sie einen Trend ausmachen? Werden die Produkte schlechter oder die Anfragen kleinlicher? Schult ein solches Forum nicht die Kunden derart, dass diese manchmal schlauer als der Fachmann sind?

Ries: Die Hauptprobleme der Rubrik „Fenster und Türen“ befassen sich nach wie vor mit der Montage. Fragen zu Holzqualitäten, Schimmelbildung bei Holzfenstern und Beschichtungsprobleme folgen. Meistens sind es nicht die Produkte, die fehlerhaft sind, sondern es mangelte in der Planungsphase bereits an der Beratung und der Kunde hat so oftmals falsche Erwartungen gehabt. Beispiel: er liest in der Presse und im Internet etwas von einer 10-Jahres-Garantie auf Lack und Holz und ist zutiefst überrascht zu hören, dass er seine Holzfenster auch selbst pflegen muss. Die Frage, warum der Kunde mit seinem PKW regelmäßig zu exorbitanten Kosten in die Werkstatt fährt, sein Auto wöchentlich wäscht und zweimal jährlich wachst aber niemals auf die Idee kommt, den Lack seines Holzfensters zu pflegen löst nach wie vor fassungsloses Staunen aus, weil es ihm keiner gesagt hat. Durch das Internet und das Fernsehen haben viele Endverbraucher ein „ungesundes“ Halbwissen, weil ihnen vorgespielt wird, die Handwerker seien Abzocker und generell eher Betrüger. Wir versuchen, Missverständnisse zu beseitigen und denen zu helfen, die wirklich schwarzen Schafen zum Opfer fielen. Die Frequenz der my-hammer-Kunden (my-hammer: Internetauktionen von Handwerkerleistungen) steigt dabei übrigens zunehmend an. In der Tat gibt es auch Fälle, bei denen der Kunde durch uns schlauer wird als sein Handwerker. Hier darf man aber sicher sein, dass dieser Handwerker nicht als „Fachmann“ bezeichnet werden sollte.

www.khries.de

Das als Hobby von Klaus Hermann Ries betreute Forum bietet sowohl Kollegen (Schreiner/Tischler, Glaser, Fensterbauer und Sachverständige) als auch Endverbrauchern eine Plattform, um sich auszutauschen oder Fragen stellen zu können. Etwa 30 ausgewiesene Fachleute (z. B. Sachverständige, Meister oder auch Fachleute des BHKH) aus ganz Deutschland sind zusätzliche Moderatoren, die sich aktiv an der Beantwortung der Fragen beteiligen.

Als Nutzer muss man sich registrieren, bevor man Beiträge verfassen kann. Ohne Anmeldung kann man aber auch die Beiträge anderer durchlesen.

Im internen Bereich existiert das Tischlerforum, welches als reines Fachforum installiert ist. Um daran teilnehmen zu können, muss man gesondert freigeschaltet werden. Für diesen Zugang muss man dem Forumsbetreiber nachprüfbar darlegen, dass man Tischler, Glaser, Parkettleger oder Metallbauer ist. Klaus Herrmann Ries weißt ausdrücklich darauf hin, dass das Forum keine Beratung für Probleme von Heimwerkern durchführt.

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