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Unter die Lupe genommen: Der Firstanschluss

Verflixte Anschlüsse an First, Sockel und Traufe

Der Anschluss des Schrägdaches an angrenzende Bauteile, Dachüberstände oder Balkone wirft nach wie vor bei vielen anbietenden Firmen Probleme in der Umsetzung auf. Meist sind Detailzeichnungen der Systemgeber oder Hersteller von Bausätzen vollständig und aussagekräftig. Der Montagetrupp vor Ort hat jedoch häufig Probleme in der Umsetzung. Hier hat die Erfahrung gezeigt, dass das Personal auf der Baustelle oft keine Zeichnungen und Vorgaben von Technikern oder Planern zur Verfügung gestellt bekommen hat. Häufig werden auch mitgelieferte Zeichnungen nicht gelesen, sondern dem handwerklichen Geschick und Verstand vertraut und erst einmal darauf los gebaut – bei einem anspruchsvollen Gewerk wie dem Wintergarten, der höchste Anforderungen an Bauphysik, Statik und Materialkenntnis stellt, eine gefährliche Selbsteinschätzung.

Dazu kommt erschwerend, dass viele Monteure keine oder eine völlig unzureichende Schulung oder Einweisung in das Thema Wintergarten und den zugehörigen Anschlussfugen erhalten haben. Die Lösung „passt schon“ ist leider nicht selten ein großer Trugschluss.

Zusätzlich kann man feststellen, dass oft an der fachlichen Ausbildung gespart wird. Jedem muss aber klar sein, dass hierbei an der wirtschaftlichen Zukunft des Unternehmens gespart wird.

Sensibles Detail: Firstanschluss

Ein Firstanschluss sollte nach den Fachregeln des Klempnerhandwerks in der Regel zweiteilig sein. Ein aufgehendes Blech und ein sogenanntes Überhangblech bzw. eine Kappleiste sind Garant für einen dichten Anschluss im Firstbereich. Die Ausführung wie in Bild 01 zeigt hier große Defizite.

Das Überhangblech ist möglichst in das Mauerwerk einzulassen und abzudichten. Die Ausführung wie im Bild 02 zu sehen, stellt einen halbherzigen Versuch dar. Im Neubau ist es vor aufbringen des Außenputzes zu montieren, sodass der Putz die obere Anschlussfuge abdeckt. Eine Trennlage, die die Materialausdehnung von Aluminium, Kupfer, Zink oder Uginox nicht auf den Putz überträgt, ist zwingend einzubringen.

Meist ist die Anschlusssituation so, dass die Höhe der Einblechung am aufgehenden Baukörper mindestens 15 cm (gemäß Flachdachrichtlinien) erfordert. Ist diese Höhe nicht gegeben, sind Vorkehrungen zu treffen, den Anschluss absolut dicht herzustellen.

Das Firstanschlussblech ist immer über die Glashalteprofile zu führen. Eine Ausführung darunter mit dem Ausfüllen der Rückseite des Klemmprofils mittels Silikon stellt keine fachliche Ausführung dar, ist nicht dauerhaft dicht und lässt eine Hinterlüftung des Klemmprofils von unten nach oben nicht zu (Bild 03). Zudem liegen die EPDM-Profile der Glashalteleisten nicht satt auf dem Untergrund, wodurch ein ungehinderter Wassereintritt ins System ermöglicht wird (Bild 04).

Das einteilige Firstanschlussblech, welches nur mit Silikon an den angrenzenden Baukörper angedichtet ist, wird in der Regel nie dicht bzw. erfordert eine ständige Wartung in Form von modellieren mit Silikon. Nicht selten haftet das Silikon, zieht aber die Putzschicht bei Materialausdehnung des Aluminiums oder Kupfers vom Untergrund und lässt Wassereintritt zu.

Kommt dazu der zweite Haken: Die unter dem Firstblech erforderliche Abdichtung mit regensicherer und diffusionsoffener Folie ist – wie so häufig – nicht vorhanden oder so unfachmännisch eingebracht, dass die erhoffte Wirkung ausbleibt und Niederschlagswasser direkt in die Anschlussfuge läuft. Der stumpfe Stoß eines einteiligen Bleches tut hierzu ein Übriges (Bild 05).

Mit dem Firstanschluss ist jedoch auch die Luftzirkulation unter den Deckschalen der Glasklemmprofile nach oben sicherzustellen. Über seitliche oder obere, regensichere Öffnungen kann dies fachgerecht erreicht werden.

Der raumseitige Anschluss muss, wie der Anschluss aller anderen Bauteile an den Baukörper, raumseitig absolut luftdicht erstellt werden. Hier können sämtliche Detaillösungen Anwendung finden, die auch im Fensterbau eingesetzt werden.

Dem Firstanschluss ist, neben den weiteren Problempunkten Sockelanschluss und Traufausbildung (diesen Anschlussdetails nähert sich der Autor in den nächsten Ausgaben der GLASWELT), größte Aufmerksamkeit zu schenken, um mit einer fachlich einwandfreien Ausführung den Auftraggeber absolut zufrieden zu stellen. —

Der Autor

Franz Wurm betreibt ein Ingenieur- und Sachverständigenbüro für das Bauen mit Wintergärten und Glas und ist Vorsitzender des Wintergarten-Fachverbandes in Rosenheim.

Kontakt: sv-wurm@t-online.de

http://www.wintergarten-fachverband.de

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