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Geklebte Holzfenster von Gegg

Fenster in Schwarzwald-Qualität

Götz Gegg führt heute zusammen mit seinem Vater, Adolf Gegg, den traditionsreichen Fensterbetrieb, der mit 13 Mitarbeitern etwa 3000 Einheiten jährlich produziert: Fenster in Holz und Holz-Alu, Wintergärten, Dachverglasungen. Gegg richtet seinen Blick immer auf die technischen Entwicklungen, so hat er im Betrieb die CNC-Technik eingeführt und seit 2006 werden die Scheiben mit dem Flügelrahmen verklebt. Und dies mit handwerklicher Qualität. „Wenn die Flügel von der Maschine kommen, werden sie nochmals auf die Hobelbank gelegt, kontrolliert, die Ecken werden verschliffen und jeder Flügel wird in den Rahmen eingepasst. Flügel und Rahmen bekommen eine Schlagzahl, wie es bei uns schon vor 100 Jahren gemacht wurde und so wissen wir, welcher Flügel zu welchem Rahmen gehört“, sagt Gegg.

GLASWELT: Warum verkleben Sie das Glas mit dem Flügelrahmen – was hat Sie an dieser Technologie fasziniert?

Gegg: Der Beginn des Scheiben-Verklebens entstand 2003 mit der Idee unseres neuen „revo“-Fensters. Wir haben uns damals Gedanken darüber gemacht, wie wir unsere Fensterkonstruktion so modifizieren könnten, dass der komplette Rahmen im Mauerwerk oder ins Wärmedämmverbundsystem eingebettet werden kann. Dafür suchten wir eine Lösung, die es uns ermög­lichte, Scheiben von außen einzukleben bzw. von außen in den Holzrahmen einzubetten. Mit der Klebetechnik kamen wir zu einer serienreifen Lösung, die unsere Forderungen erfüllte.

GLASWELT: Verstehen wir richtig – Sie haben nicht die Verklebung auf ein bestehendes System adaptiert, sie haben ein neues System entwickelt, das durch Verklebung funktioniert?

Gegg: Richtig, genauso war es. Die Idee für unser „revo“-Fenster war schon viel älter, jedoch konnten wir sie nicht umsetzen, weil es an dem geeigneten Klebstoff oder an den geeigneten Möglichkeiten gescheitert ist, die Scheibe von außen einzubringen, ohne dass sie mit umständlichen Befestigungen gehalten werden musste.

GLASWELT: Könnte man sagen, dass es dieses System ohne das Verkleben gar nicht gäbe?

Gegg: Nicht in dieser Art, wie wir es seit 2006 in Serie produzieren. Das ginge nicht ohne Kleben.

Knapp: Ziel war es, ein wartungsfreies Fenster zu realisieren, dessen Außenansicht auf den Flügel lediglich Ganzglas zeigt, Abdeckungen oder Leisten sollten nicht zu sehen sein.

Gegg: Ich kann das gut am Vorher/Nachher - Beispiel erklären: Bei einem normalen IV’68-Standard-Fenster ist dessen Dreigliedrigkeit von Blendrahmen, Flügelrahmen und Isolierglasscheibe gut zu sehen. Unsere Idee bei der Neuentwicklung war, das Fenster so weit wie möglich ins Mauerwerk oder, bei zu sanierenden Objekten, im Vollwärmeschutz einzubringen. Problematisch war es nicht den Blendrahmen einzupacken, schwierig war es, den Flügelrahmen vor Verwitterung zu schützen. Aus dieser Problemstellung heraus haben wir „revo“ entwickelt: Hier haben wir die bisherige Dreigliedrigkeit in einen kompakten Rahmen integriert.

GLASWELT: Bei Ihrer Neuentwicklung war also der Grundgedanke die energetische Optimierung von Gebäuden?

Gegg: Das ist richtig. Ich besuchte 2003 bei Prof. Layer in Karlsruhe ein Seminar zum Gebäude­energieberater. Dort und mit den ersten Kontakten zur Klebstoffindustrie kam die Idee, das „revo“-Fenster zu kreieren. Zuerst wurden diverse ­Prototypen gebaut, die öfter auf Prüfständen (Prof. Dr. Layer und Marcus Hermes) getestet wurden. Letzterer zeichnet bei uns für die CE-Kennzeichnung verantwortlich, WPK machen wir im Hause. Unserem „revo“-Prototyp wurden schon damals hervorragende Werte attestiert, und zwar so gute, dass ein Test wiederholt wurde, da die Ergebnisse angezweifelt, beim zweiten Lauf jedoch noch einmal bestätigt wurden.

GLASWELT: Wie haben Sie die neue Konstruktion in Ihrer Produktion umgesetzt?

Gegg: Das war für unsere kleine Firma gar nicht einfach. Wir mussten in neue Werkzeuge investieren, denn die ersten Prototypen waren reine Handarbeit – weit entfernt von einer Serienfertigung. Wir setzten uns mit den Firmen Leitz und Gubisch zusammen und besprachen unseren Bedarf. Aufgrund der tiefen Falzgeometrie ­­ ging es um hohe Genauigkeit mit minimalen ­Toleranzen, die realisiert werden mussten, teilweise waren Maschinenänderungen nötig und wir brauchten neue Werkzeuge.

GLASWELT: Wie hoch lagen Ihre Gesamtinvestitionen für die Maschinentechnik?

Gegg: Allein für die Werkzeuge mussten wir ca. 35000 Euro investieren, für die gesamte „revo“-Entwicklung mit Patentanwälten, Messungen und Prüfungen waren es rund 150000 Euro.

GLASWELT: Wurde die Produktion erweitert?

Gegg: Wir produzieren unter engen Platzverhältnissen – mit mehr Raum hätten wir auch mehr ausgeführt. Von Fertigung und Ablauf her ist alles gleich geblieben. Die eigentliche Umstellung gab es beim Verglasen und Verkleben, wobei es eher das Ändern eines Gewohnheitsprozesses war. Beim Verkleben verläuft es anders als beim Einglasen mit Glasleisten – es ist ein anderes Handling, aber recht schnell zu erlernen.

GLASWELT: Wie sah die Vorbereitung zum Verkleben und die Schulung aus?

Gegg: Von unserem Klebstofflieferanten Sika haben wir sehr große Hilfe erfahren. Dort waren für uns vor allem die Fremdprüfungen wichtig, die man für uns machte. Es ging um die Fragen von Dichtstoff und Isolierglas, von Verträglichkeitsprüfungen mit den Dichtungen und es war zu klären, welchen Klebstoff wir einsetzen. Das ging mit Sika alles Hand in Hand und war für uns nachvollziehbar. Dieter ­ Knapp und Thomas Baumgartner waren oft bei uns und haben hier in der Werkstatt Schulungen und Tests für die Mitarbeiter gemacht. Zuerst haben wir Scheiben nur in Ecken eingeklebt, bis wir uns an die größeren Maße gewagt haben. Mit dieser Hilfe konnten wir das Verkleben Schritt für Schritt umsetzen.

GLASWELT: Wie sieht bei Sika die Qualitätssicherung aus?

Knapp: Die Qualitätssicherung der Hilfsstoffe wie Primer und Haftvermittler findet chargenbezogen nach der Produktion im Werk statt. Bei uns findet keine Überprüfung der chemischen Funktionalität statt, denn dafür stehen wir mit unserer Sika-Qualitätssicherung gerade.

GLASWELT: Wie sichern Sie in ihrer Werkstatt die Produktgüte beim Verkleben?

Gegg: Durch unser tägliches Handling. Wenn wir die Flügel in der Hand haben, merkt der Mitarbeiter sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

GLASWELT: Womit kleben Sie und worauf, Holz oder Lack. Wie lange ist die Aushärtezeit?

Knapp: Geklebt wird mit einem 2K-Acrylat-Klebstoff, der eine offene Handlingszeit beim Kleben von 4 bis 5 Minuten erlaubt. Die Durchhärtung erfolgt innerhalb von 12 bis 13 Minuten, d.h. er ist für einen handwerklich orientierten Taktablauf optimiert. Das gleiche Produkt gibt es mit einer schnelleren oder langsameren Reaktionszeit.

Gegg: Wir kleben auf dem Holz. Erst grundieren wir, dann wird abgeklebt, d.h. es kommt kein Lack darauf und vor dem Verglasen fahren wir mit einem Stechbeidel noch einmal darüber, holen die Grundierung teilweise herunter. Dann wird geprimert und anschließend geklebt.

Knapp: Hier wird nicht auf dem Lack verklebt, weil das Lacksystem mit seinem Mehrschichtaufbau nicht die Kraftübertragungsmomente hat, die der Klebstoff zur Verfügung stellt. Der Lack ist das schwächste Glied in der Verbindung.

GLASWELT: Wie hoch ist heute der Anteil an verklebten Fenstern in ihrer Produktion?

Gegg: Derzeit liegen wir bei etwa 67 Prozent. Wir haben mit dem Pflegeheim hier in Haslach, das in einer Phase des Übergangs vom normalen Fenster zum „revo“-Fenster zum Auftrag kam, den letzten Bau mit „normalen“ Holzfenstern abgeschlossen. Seither folgen nur noch Aufträge mit dem geklebten „revo“-Fenster. Wir haben Objekte von der Ostsee über Berlin nach Weimar bis Frankfurt/Main realisiert und bei uns in der Region, wir haben auch in die Schweiz geliefert.

GLASWELT: Wie vermarkten SIe Ihre Fenster und spielt dabei das Verkleben eine Rolle?

Knapp: Ein erster Schritt der Markteinführung war, dass die Fenster Gegg GmbH 2006 das ­„revo“-Fenster sowie die Klebetechnik bei einem Architekten- und Kunden-Tag regional vorgestellt hat. Diese Veranstaltung war sehr gut besucht.

Gegg: In unserem „revo“-Flyer führen wir die Vorteile der Klebetechnik auf (z.B. besserer Schallschutz, höhere Steifigkeit). Auf unserer Internet­seite heben wir auch die Relevanz der Klebetechnik hervor. Wir spüren eine sehr große Nachfrage bei den Architekten, die den Wert des Produkts erkennen: Im Schnitt haben wir täglich zwei bis drei Anfragen nach tiefergehenden Informationen, nach Systemzeichnungen des „revo“-Fensters, die in einem geschützten Bereich unserer Homepage eingesehen werden können.

Knapp: Eine Anmerkung zur mechanischen Steifigkeit der Konstruktion: Aufgrund der Klebung hat das „revo“-Fenster eine sehr hohe Rückstellmöglichkeit, die durch Prüfungen bei Sika bestätigt wurden. Wir nutzen hier Holz, Klebetechnik und Glas in der Kombination und die Rückstellung wird erreicht über das Glas. Wenn wir Glas mechanisch belasten, also aus der Senkrechten auslenken, wird es wieder in seinen Ursprungszustand zurückgehen. Unsere Prüfung erfolgte mit Fenstern von 1,60 m Höhe und 80 cm Breite und einer Auslenkung von 58 mm. Diese Auslenkung wurde 10000-mal ausgeführt. Das Fenster stand nach dem Test immer noch exakt plan.“

GLASWELT: Wie hoch ist in der Fertigung der Anteil an hochwärmedämmenden Scheiben?

Gegg: Fenster mit Dreifach-Isolierverglasungen liegen bei uns heute etwa bei 40 bis 50 Prozent.

GLASWELT: Wie steht es mit der Reparatur geklebter Fenster?

Gegg: Eine Reparatur ist leicht zu handhaben. Wir haben einmal bei einem Bauherrn eine falsche Scheibe eingeklebt. Diese konnten wir ohne sie oder den Flügel zu beschädigen ausbauen, säubern und in den richtigen Flügel einkleben. Durch die Klebetechnik muss nicht der komplette Flügel weggeworfen und ein neuer ­ Flügel mit Scheibe geliefert werden. Dies ist ein großer Vorteil, da man beim Flügelaustausch, nach meinen Erfahrungen als Gutachter und Sachverständiger der HWK Freiburg, nach kurzer Zeit immer Farbunterschiede hat.

GLASWELT: Was ist die Erfahrung der Monteure mit den geklebten Fenstern am Bau?

Gegg: Von unseren Monteuren haben wir speziell zum „revo“-Fenster bisher nur Positives gehört. Durch das bessere Rückstellvermögen müssen die Flügel nur einmal eingestellt werden. Normalerweise muss man eine Balkontüre nachstellen, nachdem sie 40- bis 50-mal geöffnet wurde. Das haben wir bisher beim „revo“ ganz selten erlebt, es benötigt viel weniger Wartungs- und Einstellarbeiten als herkömmliche Fenster.

Knapp: Deshalb ist auch eine kleinere Firma wie Gegg heute in der Lage, ihre Fenster bundesweit bzw. länderübergreifend zu vertreiben.—

Aufbau des „revo“-Fenster

Der Grundgedanke bei der Neuentwicklung des verklebten „revo“-Fensters war die energetische Optimierung: das Fenster soll so weit wie möglich ins Mauerwerk oder in den Vollwärmeschutz eingebracht werden.

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