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Druckverfahren für die Glasveredlung

Jetzt wird Druck gemacht

Digitaldruck bedeutet, jeder Punkt eines Bildes in Hinblick auf seine Position und Farbe ist frei programmierbar. Dabei wird das Druckbild – meist von speziellen Grafikdesignern bearbeitet – vom Computer an einen Plotter (großformatiger Drucker) gesendet, der das Motiv direkt auf die zu bedruckende Oberfläche (Glas oder Folie) appliziert.

Verschiedene digitale Druckverfahren

Delodur Design: Dieses ESG der Flachglas ­Wernberg GmbH, wird mit Keramikfarben im Siebdruck oder digital mit dem GlasJet, einem Plotter für keramische Farben bedruckt. Der Digitaldruck erfolgt ähnlich wie die klassische Siebbedruckung: das Bild appliziert man direkt auf die Glasscheibe. Dabei wird eine handelsübliche Float-Scheibe mit keramischen Farben (Emails) bedruckt, getrocknet und später zu ESG oder TVG vorgespannt. Die üblichen Glasdicken von 4 bis 19 mm (bei TVG bis 12 mm) und einem maximalen Gewicht bis 600 kg werden mit einer Bildauflösung von bis zu 360 dpi bedruckt. Eigen­schaften und die Widerstandsfähigkeit der Farben sind identisch mit denen von Siebdruckfarben.

Sigla Motiv SGX: Dieses Produkt desselben Herstellers ist ein VSG, bei dem die PVB-Folie ­(0,76 mm) mit speziell abgestimmten Farben ­digital bedruckt wird. Frei wählbare Motive lassen sich hoch aufgelöst (bis 1400 dpi) in fast allen Farben drucken. Diese Folie wird nach der Bedruckung mit einer zusätzlichen dicken Folie (0,38 mm) auf der Farbseite zu VSG laminiert. ­Hierfür stehen unterschiedliche Folien zur Auswahl, die den Transparenzgrad des VSG bestimmen. Neben klaren Folien gibt es verschiedene Abstufungen bei der Lichttransmission bis zur Weißfärbung. Im „Arizona-Test“ werden die Scheiben extremer Sonneneinstrahlung ausgesetzt und weisen im Langzeittest eine Lichtbeständigkeit von über 10 Jahren auf. Flachglas Wernberg gibt bei Sigla Motiv 10 Jahre Garantie auf die Farbbeständigkeit, für die Anwendung im Innenraum eine lebenslange Garantie.

Okacolor: Diese digitale Glas-Drucktechnik von Okalux steht für fotorealistische Bildwiedergabe und saubere Farbverläufe. Dabei wird mittels UV-aushärtenden Tinten (Farben) direkt auf Glas gedruckt. Die Bildwiedergabe zeichnet sich durch Fotorealität und hohe Farbbrillanz aus. Gedruckt wird mit bis zu 600 dpi im CMYK-Farbraum, mit den vier Farben: Cyan, Magenta, Yellow (Gelb) und der Kontrastfarbe Schwarz: Die druckbare Farbpalette ist fast unbegrenzt. Eine speziell entwickelte Grundierung und ein sehr robuster Decklack machen Okacolor widerstandsfähig gegen Witterung und Abrieb. Der Weißanteil und der Transluzenzgrad des Decklacks können beliebig eingestellt werden und bieten so die Möglichkeit, sehr flexibel auf die gegebenen Anforderungen von Auf- und Durchlicht zu reagieren.

Bei diesem speziellen Digitaldruck ist man nicht an ein bestimmtes Basisglas gebunden. Der Hersteller Okalux garantiert bei seinem Produkt 10 Jahre Farbechtheit.

Welches Verfahren eignet sich am besten?

Um abzuwägen, welches Produkt für den jeweiligen Einsatz am besten geeignet ist, reicht es in der Regel nicht aus nur die Verfahren untereinander zu vergleichen. Die Gesamtapplikation ist immer zu betrachten – das heißt, wo wird das Produkt eingesetzt und vor allem wie?

Hierbei sind Lichtverhältnisse, Witterungsbedingungen sowie sicherheitsrelevante Anforderungen, die am jeweiligen Einsatzort vorherrschen, zu berücksichtigen.

Das Produkt Delodur-Design wird generell nur in Kombination mit ESG hergestellt. Ebenso ist man beim Produkt Sigla-Motiv immer auf den Einsatz von Verbundglas mit einer Mindestfoliendicke von 1,14 mm fixiert.

Okacolor hingegen bietet die Möglichkeit auf verschiedenen Basismedien (Glas und Folie) drucken zu können.

Um hohen Abrieb oder witterungsbedingter Abnutzung im Außenbereich entgegen zu wirken, bietet Okalux seine Produkte mit einer resistenten Lackschicht auf der Bedruckung an. So kann die Transluzenz der Bedruckung zwar beliebig angepasst werden, allerdings bedeutet ­dies einen größeren Aufwand bei der Produktion. Der Transluzenzgrad ist bei den anderen beiden Verfahren vorgegeben, hingegen ist die Bedruckung äußerst resistent.

Die maximal möglichen Scheibenabmessungen differieren sehr stark. So liegt Okacolor bei maximal 2050 x 5000 mm (Sonderlängen möglich), Delodur bei 2800 x 3700 mm und Siglamotiv SGX bei 2390 x 5800 mm.

Siebdruck contra Digitaldruck

Ein Vergleich von Siebdruck und Digitaldruck fällt nicht leicht, denn beide Verfahren haben Stärken und Schwächen. Die jeweiligen Vor- und Nachteile ergeben sich in der Regel aus den jeweils geforderten Einsatzbereichen bzw. den gewünschten Trägermaterialien.

Der klassische Siebdruck ist nach wie vor ungeschlagen, wenn es darum geht, große Stückzahlen von ein und demselben Motiv zu produzieren. Digitale Drucktechniken dagegen bieten die Möglichkeit, beliebig viele verschiedene Motive zu drucken – ohne lange Rüstzeiten und hohe Abklebekosten. So müssen nicht für jedes neue Motiv extra Siebe gefertigt werden.

Bei der Farbauswahl stößt der Siebdruck an seine Grenzen, gegenüber einem fast unbegrenzten Farbspektrum beim Digitaldruck. Farbverläufe sind mit Siebdruck generell nicht möglich. Vorteile in der Widerstandsfähigkeit der Farben sind allerdings auf Seiten des Siebdruckes zu verzeichnen.

Was im Großen und Ganzen für beide Produkte spricht, ist deren Kombinierbarkeit. In der Praxis wird Siebdruck häufig dazu verwendet, den Randverbund von Isoliergläsern vor UV-Strahlung zu schützen und gleichzeitig wird mit Digitaldruck die Glasfläche gestaltet.

Gegenwärtig ist der Digitaldruck in der Glasbranche auf dem Vormarsch. Wobei der Markt noch lange nicht erschlossen ist und permanent neue Techniken entwickelt werden, um ein Foto oder Grafiken auf Glas zu applizieren.

Wichtig ist, dass die genauen Einsatzbereiche bekannt sind. Erst dann kann der gewünschte Effekt des Digitaldrucks erfolgreich platziert werden.

Alles in allem haben beide Druckverfahren ihre Berechtigung und müssen lediglich zielgerichtet eingesetzt werden.—

* Alle im Artikel genannten Informationen beziehen sich auf Hersteller­angaben.

Die Autoren

Die angehenden Glas- und Fensterbautechniker Fabian Dursch (l.) und Tim Stebani studieren an der Glasfachschule in Hadamar. Sie und weitere Mitglieder der Technikerklasse des 1. Jahrgangs werden, betreut von Dozent Franz Jörg Dall, in einer neuen GLASWELT-Serie künftig aktuelle Themen besprechen.

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