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Kneer-Südfenster

Durch neue Ideen überzeugen

Die Schwäbische Alb zeigt sich von Ihrer ungemütlichen Seite: Der Schnee ist eher grau als weiß und es ist nasskalt im Luftkurort Westerheim. Tritt man allerdings bei Kneer ein, wird es fast schon ein wenig Frühling: Man wird gleich herzlich empfangen, überall entdecke ich warme Farben, eine tolle Ausstellung lädt zum Entdecken ein und im Treppenhaus begleitet mich die bunte Beleuchtungsanlage hinauf.

Vom Schreiner zum Fenster-Vollsortimenter

Angefangen hatte es mit der Firmengruppe in dem kleinen Dorf auf der Alb in einem Zimmer im elterlichen Haus: Horst Kneers Vater Alois startete 1934 mit der Schreinerei und fertigte alles, was der Kunde brauchte. Ab 1958 wurden aber nur noch Fenster hergestellt – die Spezialisierung war das Gebot der Zeit. In den 60er Jahren herrschte Vollbeschäftigung und ein großer Mangel an guten Facharbeitern. Deshalb hält der damalige Juniorchef Horst Kneer Ausschau nach einer möglichen Firmenansiedlung in strukturschwächeren Gegenden. In Schnelldorf, das verkehrsmäßig günstig am Autobahnkreuz Feuchtwangen liegt, wurde er fündig. Schließlich konnte man dort auf Anhieb 40 Fachkräfte einstellen. Auch dort ging es rasch voran: In den ersten Jahren der Produktion haben sich die Umsätze regelmäßig verdoppelt. Über viele Jahre hinweg wurden hier nur Holzfenster gefertigt. Die Kunststofffensterproduktion ­wurde 2001 aufgenommen. In Westerheim fertigte man anfangs auch Holzfenster, erweiterte das Programm 1981 dann um das PVC-Fenster und komplettierte die Palette 1989 mit dem Alu-Holz-Fenster. Zu jedem Materialbereich gehört natürlich auch eine fast unendliche Anzahl verschiedener Haustürtypen. Was Kneer-Südfenster zu einem interessanten Lieferanten macht, ist das komplette Sortiment: Seit 11 Jahren hat man auch Alu-Fenster und Alu-Haustüren im Programm. Diese werden in Brandenburg im Werk Süd-Bauelemente Massen hergestellt. Alle Standorte sind organisch gewachsen und immer wieder wurde in neue Hallen bzw. Anlagen investiert. Ganz aktuell wird in Westerheim wieder erweitert: Ein neues Verwaltungsgebäude musste her. Betriebsleiter Hugo Schairer erklärt: „Hier ist es überall zu eng.“

„Mit einer risikoreicheren Finanzpolitik könnten wir heute sicher noch größer sein. Das aber wäre in schwachen Jahren zu Lasten der Mitarbeiter gegangen“, so der Firmenchef. Und die Verantwortung für die Mitarbeiter ist Kneers oberste Leitlinie: „Nur auf der Basis verantwortlicher Mitarbeiter lässt sich ein Unternehmen in Bezug auf Qualität, Service und Innovation weiterentwickeln.“ Und diese Qualität lässt man sich extern bescheinigen: Nahezu alle Produktgruppen führen das RAL-Gütezeichen. Schairer dazu: „Wegen unserer RAL-Auszeichnung haben wir aber noch die wenigsten Auf-träge bekommen. Das überzeugt den Endkunden nicht. Wir halten aber trotz-dem daran fest, da wir eine externe Kontrollinstanz für wichtig erachten.“

Kostspieliger Aufwand für die CE-Kennzeichnung

Ähnlich pragmatisch behandelt man auch das Thema CE-Kennzeichnung. Schairer sieht die gesetzlichen Vorgaben kritisch: „Die Kennzeichnungspflicht bedeutet doch: Ein Unternehmen, das schon immer ­Fenster hergestellt hat, bekommt jetzt vom Gesetzgeber bis auf weiteres die Fähigkeit aberkannt, markttaugliche Fenster herzustellen. Bei uns sind bislang die RAL-Gütebestimmungen das Maß der Dinge gewesen. Der zusätzliche bürokratische Aufwand in der Produktion und Verwaltung für die CE-Kennzeichnung war gewaltig. Dazu kommen die teuren Prüfungen bei den Instituten. Schließlich ­mussten wir unsere Alu-Holzfenster-Profile alle neu prüfen lassen – das fordert der ITT, der sogenannte Initial Type Test. Im Kunststofffensterbereich ist es dagegen einfacher: Hier bekommt man die Unterstützung vom Systempartner. Ich sehe jedenfalls für den Kunden und für uns als Betrieb keinen Zusatznutzen. Ausländische Unternehmen können sich doch ganz einfach durch die übertragene Erstprüfung dieses Zeichen besorgen. Zum Schluss wird es laufen wie mit dem Ü-Zeichen: Außer Spesen nichts gewesen.“

Qualität bis ins Detail

Als Meilenstein bei den Produktinnovationen gilt für Kneer das schon 1992 marktgängige Alu-Holz-Fenster. In diesem wichtigen Bereich ist man heute der einzige Anbieter, der die Bauelemente in exklusiven Holzarten wie Teak, Nussbaum, Kirsche, Ahorn und Erle anbieten kann. Marktbeobachter wie die ­Interconnection Consulting sagen: In diesem Produktsegment sei Kneer in Süddeutschland der Marktführer. Und bei den Holzfenstern allgemein würde man sogar den gesamten Deutschen Markt an der Spitzenposition beherrschen. Bundesweit zählt das Unternehmen über 3200 Kunden und erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von etwa 70 Mio. Euro. 2008 waren es rund 73 Mio. Euro.

Auf den Gesamtmarkt angesprochen sieht Horst Kneer in naher Zukunft kein nennenswertes Wachstumspotenzial. Er will dagegen durch weitere Innovationen überzeugen und auch im Ausland mehr Kunden gewinnen (aktuelle Exportquote: rund 7%). Beispielsweise im Haustürbereich mit neuen Holzarten. Auch die verdeckt liegenden Beschläge im Holz-Aluminium-Bereich seien von den Kunden sehr gut angenommen worden.

Angesprochen auf das Thema der schweren 3-fach Isogläser gibt sich Schairer zwiespältig: „An der Entwicklung kommen wir nicht vorbei. Schließlich werden mindestens 30 Prozent der Fenster mittlerweile damit ausgestattet. Aber: Das Gewicht wird bei größeren Elementen einfach viel zu groß.“ Vorsichtig ist er auch bei modifiziertem Holz: „Noch setzen wir kein Accoya und Co. ein, da wir meinen, dass die Beschlagsysteme dann zu schnell korrodieren können. Und auch dem Glaskleben im Fensterfalz steht man noch kritisch gegenüber: „Schließlich ist der größte Reklamationsgrund beim Fenster das Glas. Und wenn das fest eingeklebt ist, kann man es auch nicht so schnell wieder auswechseln,“ gibt Schairer zu bedenken.

Ruinöser Preiskampf beim PVC-Fenster

„Momentan ist ein relativ stabiler Auftragseingang zu verzeichnen,“ antwortet der Betriebsleiter auf die Frage nach der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Und was meint der Firmenchef zur aktuellen globalen Krisenlage: „Ich kann mich an drei größere Krisen erinnern. 1966 gab es eine herbe Baukrise, die aber auch rasch wieder vorbei war. 1974 hatten wir die Energiekrise, von der wir uns schon etwas länger erholen mussten. Jetzt diese Finanz- und Wirtschaftskrise. Ein Ende ist da noch nicht in Sicht – die Bauwirtschaft wird aber vielleicht nicht so sehr betroffen sein.“ Ganz ärgerlich macht ihn dagegen der ruinöse Preiskampf im Kunststofffenster-Segment: „Früher konnte ich den Wettbewerb sportlicher betrachten. Heute hat das mit fairem Wettkampf nichts mehr zu tun.“

Aber komme was wolle, die Firmengruppe – so betont Kneer – bleibe ein ­Familienunternehmen: Schließlich gehört auch sein Sohn Florian (30) zur Geschäftsleitung und hat Prokura. Zurzeit zeichnet er verantwortlich für Organisation, EDV und Key-Account-Management. „Der einzigartige Charakter von Kneer-Südfenster, der spürbare Kern der Marke, wird auch in den Händen der dritten Generation gut aufgehoben sein“, davon ist der jetzige Firmenlenker überzeugt. Schon heute geben die 550 Mitarbeiter der Marke Kneer-Südfenster die ganz besondere, persönliche Ausstrahlung. —

Text und Fotos: Daniel Mund

Text und Fotos: Daniel Mund

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