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Beschlagmarkt 2009: Sind Prognosen möglich?

Keine rosigen Aussichten

Die aktuelle internationale Wirtschaftslage ist in besonderer Weise spannend. Der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten hat sich seit Herbst 2008 weltweit stark beschleunigt und wird in diesem Jahr neue Dimensionen erreichen.

Superlative werden in diesen Tagen oft bemüht. So könnte in den großen Industrieregionen USA, Europa und Japan das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um mehr als 2 Prozent fallen. Auch die Bundesregierung schreibt in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht zu den miserablen Konjunkturaussichten von der größten Herausforderung seit der Wiedervereinigung.

Jedoch erwarten alle prominenten Wirtschaftsforschungsinstitute, dass der Konjunkturverlauf sich in diesem Jahr wieder bessern wird. Selbst größte Zweifler unterstellen in ihren Prognosen, dass spätestens ab dem 4. Quartal wieder ein Plus vor den Wachstumsraten stehen wird.

Für einen wirtschaftlichen Umschwung spricht ein beträchtliches Stück weit das Prinzip Hoffnung! Denn die vorliegenden Daten sind es jedenfalls nicht. Es gibt bislang nicht einen einzigen Konjunkturindikator, der auf eine Erholung der Wirtschaftsentwicklung hindeutet. Weder die „harten“ Daten noch die Frühindikatoren. Es bleibt festzustellen:

  • Auftragseingänge und Exporte gehen dramatisch zurück.
  • Der Ifo Geschäftsklimaindex fällt in den letzten Monaten deutlich. Selbst wenn der Januar-Wert wieder leicht besser eingeschätzt wird – ein Monatswert alleine schafft jedoch keine Trendwende (lesen Sie dazu auch Zahlen, Daten, Fakten auf Seite 52).
  • Die zweifelsfrei hohe Wettbewerbsfähigkeit der meisten deutschen Industrieunternehmen hilft nur begrenzt, wenn die Nachfrage ausbleibt. Und wo sollen die Aufträge herkommen, wenn die wichtigen Exportmärkte der deutschen Unternehmen wegbrechen?

Was spricht für die Wende?

Zur Verteidigung der Prognostiker sei aber gesagt: Wahr ist, dass sich die aktuelle Krise mit keiner vorherigen Situation wirklich vergleichen lässt. Und damit kann man die künftige Entwicklung denkbar schwer vorhersehen. Wahr ist zudem, dass Schwarzmalerei kein hilfreiches Mittel zur Krisenbewältigung ist.

Für einen wirtschaftlichen Umschwung sprechen – neben dem Prinzip Hoffnung – jedoch auch sachliche Gründe, die das positive Szenario, einer sich bessernden Marktentwicklung im Verlauf des zweiten Halbjahres 2009, begründen.

  • Die Bundesregierung hat zwei Konjunkturprogramme aufgesetzt, die spät aber immerhin wirken werden.
  • Die europäische Zentralbank betreibt weiterhin eine ausgesprochen expansive Geldpolitik.
  • Die Rohstoffpreise sinken und stützen damit die Konjunktur.

Für die Unternehmen der Schloss- und Beschlag­industrie gilt, dass die Preise für einzusetzende Vormaterialien gefallen sind und möglicherweise noch weiter nachgeben werden. Allerdings bewegt sich das absolute Preisniveau nach wie vor auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Der Bausektor bestimmt den Absatz

Die Marktentwicklung ist allerdings für die Schloss- und Beschlagindustrie im Wesentlichen von der Baunachfrage bestimmt. Das Ifo-Institut informiert regelmäßig mit seinen aktuellen Bauprognosen, die verständlicherweise oftmals feinjustiert werden müssen. Aktuell sind die Anpassungen allerdings sehr deutlich ausgefallen.

Während das Ifo-Institut die Zahl der Wohnungsfertigstellungen für das nächste Jahr in seiner Prognose vom 26.06.2008 noch mit 212000 Stück um 7 Prozent über dem 2008-er Wert prognostizierte, dreht sich das Ergebnis in der neusten Prognose vom 09.10.2008, die im Januar 2009 ausdrücklich bestätigt worden ist, gänzlich um.

Es kommt sogar zu einem Vorzeichenwechsel. Die Fertigstellungen sollen sogar um 6,2 Prozent zurückgehen auf nur noch 183000 Wohnungen. Dieser Wechsel der Vorzeichen betrifft darüber hinaus auch den Nichtwohnbau, auf dessen positive Entwicklung und Nachfragewirksamkeit bis dahin viele Unternehmen gesetzt haben.

Die Situation in Europa

Auch die weiteren europäischen Baumärkte versprechen im Gesamtbild keine positive Entwicklung. Ein Überblick über die Bauaktivitäten in Europa, den die Prognostiker der Euro-Construct-Konferenz im Dezember 2008 herausgegeben haben, weist aus, dass der Neubausektor im Jahr 2009 in allen europäischen Ländern um etwa –22,7 Prozent rückläufig sein wird.

Auch der Renovierungssektor soll keinen positiven Beitrag einbringen. Er wird voraussichtlich um 1,7 Prozent zurückgehen.

Die Prognosen für den Nichtwohnbau fallen dabei ebenfalls negativ aus; man prognostiziert hier für den Neubaubereich einen Rückgang von etwa –5,3 Prozent und um –1,2 Prozent für den Renovierungssektor. Vor dem Hintergrund der vorgelegten Bauprognosen geht die Heinze Baumarkt Forschung in einer für den Fachverband Schloss- und Beschlag­industrie erstellten aktuellen Studie von Rückgängen in 2009 des Fenstermarktes Deutschland in Höhe von –0,2 Prozent und des Außentürenmarktes Deutschland von –0,7 Prozent aus.

Ausblick

Soweit der aktuelle Datenkranz, der die konjunkturellen Erwartungen der Hersteller von Schlössern und Beschlägen beeinflusst. Vor allem dürften die Fördermittel, die zur Sanierung und Modernisierung öffentlicher Gebäude bereitgestellt werden, positive Auswirkungen auf die Branchenkonjunktur auslösen.

Hinzu kommt, dass auch private Investitionen in den Gebäudebestand unterstützt und gefördert werden. Der Bedarf ist sehr groß, mehr als 300 Millionen Fenster allein in Deutschland sind technisch veraltet und verbrauchen damit unnötig viel Energie. Man darf gespannt sein, inwieweit die aufgelegten Konjunkturprogramme im In- und Ausland von den Verbrauchern angenommen und die Absatzmärkte positiv beeinflussen werden.—

Der Autor

Dipl. Volkswirt Werner Hülsken ist seit über 25 Jahren verantwortlich im Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie e.V. tätig. Als stellvertretender Geschäftsführer betreut er verschiedene Arbeitskreise und Fachabteilungen im Verband und der ARGE, der verbandlichen Organisation der Schloss- und Beschlagindustrien Europas.

https://www.fvsb.de/

http:/www.beschlagindustrie.de

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