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Wilhelm Tell zielt genauer

Rehberger: Auf einer Veranstaltung zum Thema geklebte Fenstersysteme unterhielt ich mich mit einem der Referenten, nämlich Peter Schober von der Holzforschung Austria, über die Innovationsfreude von Firmen und Verarbeitern. Dabei kamen wir auf die unterschiedlichen Herangehensweisen in den Ländern zu sprechen: Er charakterisierte, dass die Schweizer gerne tüfteln und etwas Neues ausprobieren würden. Die Österreicher würden eher denken: „Was nicht verboten ist, das kann ich machen.“ Und die Deutschen? Ja, die kommen erst, wenn alles gesetzlich geregelt ist, dann aber auf breiter Front. Daniel, Du warst gerade bei den windays in der Schweiz, kannst Du diese Einschätzung bestätigen?

Mund: Unbedingt. Dass die Schweizer gerne tüfteln und dieses zugleich zügig umsetzen, kann man auf den windays, dem Jahreskongress der Berner Fachhochschule direkt entdecken. Dazu stellt die Berner Fachhochschule eine institutionelle Größe in der Forschung und Entwicklung von Fenstern dar. Hier wurde beispielsweise die Möglichkeit des Glasklebens im Fensterfalz erstmals praxisnah untersucht. Und auch das ist typisch für die Schweiz: Die Fensterbauer reden miteinander und bilden vielfach gemeinsame Innovationszirkel, sogenannte Erfa-Gruppen. In der Schweiz wird Qualität großgeschrieben – jedoch erlaubt man sich viel mehr Individualität in der Systemgestaltung.

Rehberger: Individualität ist ein gutes Stichwort, was steckt denn dahinter? Ich sehe darin eine größere Differenzierung der Produkte, in diesem Fall für Fenstersysteme. Generell lohnt es sich, den Kunden eigene, innovative Produkte anzubieten: Diese heben sich von Wettbewerbsprodukten nicht nur ab, sie lassen sich auch nicht so leicht über den Preis vergleichen. Wenn das Produkt mehr leistet, lässt sich auch ein höherer Preis durchzusetzen. Denn jeder Kunde will ja eigentlich das Beste, was es gibt. Oder?

Mund: ‚Alleinstellungsmerkmal‘ ist das Zauberwort. Gerade jetzt kommen die Unternehmen weiter, die sich von anderen deutlich abgrenzen. Etwas salopp formuliert: Das 0815-Kunststofffenster kann jeder. Auf der anderen Seite gilt es, unterschiedliche Materialien (Holz, PVC und Alu) geschickt zu kombinieren oder durch optimierte Profilgeometrien (z.B. geringer Rahmenanteil) oder effiziente Fertigungsmethoden (z.B. Glaskleben) klare Vorteile anbieten zu können. Solche Ideen findet man vermehrt in den Alpenländern. Kannst Du diese Mentalitätsunterschiede in den Ländern für die Glasbranche bestätigen?

Rehberger: Bei der Glasbranche sind die teils internationalen Strukturen weniger kleinteilig, als bei den Fensterherstellern. Saint-Gobain oder die Isolar-Gruppe beispielsweise entwickeln differenzierte Glasprodukte an unterschiedlichen Standorten. Und auch viele freie Verarbeiter vertreiben eigene, oft sehr spezielle Nischenprodukte. Hierzu frage ich mich manchmal aber: kennt der Verbraucher überhaupt die vielfältigen Möglichkeiten, die Glas heute bietet. Und wissen die potenziellen Kunden, welche Produkte die Anbieter bereithalten.

Mund: Die besten Produkte allein reichen nicht. Erfolgreich ist, wer die richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt anbietet, und sie dann auch entsprechend vermarktet. Was nutzt eine geniale Idee, wenn keiner etwas davon erfährt? Und jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß und viel gewinnbringende Erkenntnisse beim Durchstöbern der neuen GLASWELT.

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