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Isoliergläser für geklebte Fenstersysteme

Wenn der Kleber nicht hält, hält nichts

Verklebte Fenstersysteme erobern zunehmend Marktanteile. Auch unter den Uniglas-Partnern gibt es Firmen, die ISO-Gläser für Fensterhersteller produzieren, die ihr Flügelprofil mit dem Glas verklebten. Trotzdem gibt es unter den Isolierglasproduzenten solche, die oft mehr Probleme in diese Technologie hinein interpretierten, als nötig. „Manche ISO-Hersteller haben zur Verklebung von Glas und Fensterrahmen eine etwas distanzierte Haltung, weil beim Isolierglas schwer abschätzbare komplexe Vorgänge entstehen“, meint dazu der Uniglasgesellschafter Wolfgang Heuser, Geschäftsführer der Sinsheimer Glas und Baubeschlaghandel GmbH.

Beispielsweise würde vorgebracht, dass hierbei Kräfte in das Glas eingeleitet würden, die primär nicht vorgesehen seien und sich mit vorhandenen Belastungen überlagerten. Dies könne zu Problemen führen. Speziell bei Kunststofffenstern könne z.B. eine zwangsläufig außermittig angeordnete Überschlagsverklebung durch hohe Temperaturunterschiede zwischen innen und außen hohe Biegekräfte verursachen, so die Kritiker.

Chance durch die Klebetechnik

Bei Uniglas sehe man jedoch die Chancen, die die Verklebe-Technologie bietet, meint Thomas ­Fiedler, der technische Leiter der Uniglas GmbH. Es gäbe zwar eine ganze Reihe von Punkten, die zu klären seien, z.B. Materialverträglichkeit oder die Frage, ob die Zeitdauer zwischen Herstellung und Verklebung des Randverbunds, speziell bei der Falzgrundverklebung, einen Einfluss auf die Hafteigenschaften des Klebematerials ausübe.

Klar sei aber, dass man bei Uniglas gemeinsam mit den Kunden, dem Fensterbauer und dem Klebstofflieferanten ein System schaffen müsse, das funktioniere. Ebenso klar sei es, dass man nicht willkürlich einen Rahmen oder ein Flügelprofil, einen Kleber und ein Isolierglas hernehmen und miteinander verkleben könne.

Prüfungen hinsichtlich Haftung und Verträglichkeit, wie auch dauerhafte Gebrauchstauglichkeit, seien dabei Pflicht. Dazu Wolfgang Heuser: „Hier steht ein Systemgedanke dahinter und nur, wenn alle Komponenten richtig zusammenpassen, wird ein nachhaltiges Fenstersystem entstehen. Deshalb haben wir die Gesellschafter im Arbeitsausschuss informiert, wie so ein Gesamt­system funktionieren kann, was machbar ist und wohin die Entwicklung geht.“

Werde geklebt, sei es wichtig, alle Rahmenbedingungen der Verarbeitung (auch beim Glas) zu definieren. Man müsse klären, ob das Flügelprofil und/oder der Randverbund zu reinigen und zu primern sei. Auch die Verklebung von Dreifach-ISO sei für Uniglas Thema. Heuser wies darauf hin, dass ein System, das mit Zweifachgläsern funktioniere, nicht ohne weiteres mit Dreifach-ISO ausgestattet werden könne. „Solch einem System stimmen wir erst nach intensiver Prüfung zu. Uniglas führt für das Isolierglas eigene Qualitätskontrollen durch, für das Verkleben muss der jeweilige Partner jedoch in Verbindung mit dem Klebstoffhersteller und seinen Kunden sicherstellen, dass alles ordnungsgemäß funktioniert.“

Und Thomas Fiedler, technischer Leiter von Uniglas, wies darauf hin, dass man mit geklebten Systemen von den Verglasungsrichtlinien abweiche, die als Gewährleistungsvoraussetzung bestünden. „Wenn ein Fensterbaukunde eines unserer Isoliergläser kleben möchte, dann begleiten wir ihn, um aufzuzeigen, wie ein geklebtes Fenster funktionieren kann und wie die Gewährleistung aufrechtzuerhalten ist.“

Optimierte Technik

Für Wolfgang Heuser ist die Verklebetechnologie zukunftsorientiert, er sieht im Moment die Schwierigkeit noch darin, dass von einigen Anbietern konventionell verglaste Fenstersysteme auf das Verkleben hin getrimmt würden. Daher werde bei diesen Betrieben das Optimum, das die Klebetechnologie bietet, nicht ausgenutzt.

So lassen sich etwa die Flügelprofile hinsichtlich der Geometrie für das Kleben optimieren, um das Klebematerial mit möglichst wenig Aufwand und in möglichst geringer Menge – am Besten automatisiert – zu applizieren. Gleichzeitig sollte es durch das Verkleben möglich sein, die Forderung nach immer filigraneren Ansichtsbreiten zu erfüllen, ohne auf die Stabilität der Konstruktion verzichten zu müssen.

Dem gegenüber würden bei Firmen, die ihre Fensterprofile für das Verkleben entwickelt hätten, optimierte Fensterlösungen umgesetzt.

Das oft vorgetragene Argument, dass die Automobilindustrie schon seit über 20 Jahren Scheiben verklebt, relativiert Heuser. „Im Automobilbau herrschen normierte Scheibengrößen mit normierten Randbedingungen, während ich beim Fenster im Bau kaum 20 gleiche Scheiben pro Jahr finden werde. Wir haben beim Bau ganz verschiedene Materialien, die zusammentreffen: Lacke, Holzschutzmittel, Oberflächen, dazu organischer Randverbund beim Isolierglas. Das muss alles kompatibel sein“, sagt er.

Für Fiedler sind weitere energetische Optimierungen möglich, wenn im Kunststoffbereich der Stahlkern entfallen könne. Sein Statement: „Die Forderung nach immer besseren Bauteil-U-Werten wird zukünftig eine immer engere Zusammenarbeit zwischen Isolierglashersteller und Fensterbauer bedeuten. Nur unter Ausnutzung aller Möglichkeiten – im Flügel, beim Rahmen und beim hochwärmedämmenden ISO – lassen sich die zukünftigen Anforderungen des Bauteils Fenster an den Wärmeschutz dahin bringen, dass es gegen nichttransparente Hüllflächen weiterhin als Gestaltungselement in der Architektur seinen Einsatz findet und nicht zum „notwendigen Guckloch“ herabgestuft wird.“—

http://www.uniglas.de

Nachgefragt bei Stefan Spehr

Der Klebespezialist Stephan Spehr ist für Sika Deutschland tätig.

GLASWELT: Wie sieht es bei geklebten Scheiben mit den Garantieansprüchen aus?

Spehr: Wenn alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind und die notwendigen und abgestimmten Verarbeitungsschritte genau befolgt werden, können alle Garantien der Systemgeber und der Dicht- und Klebstoff-Lieferanten eingehalten werden.

GLASWELT: Wie unterstützen Sie die ISO-Hersteller?

Spehr: Wenn ein Verarbeiter Scheiben für verklebte Fenster produzieren möchte, werden wir gemeinsam mit dem Fensterhersteller das Konzept bei ihm realisieren und unser technisches Know-how zur Verfügung stellen. So wäre er gegenüber Kunden und Partnern abgesichert, um eine Systemgarantie zu geben.“

GLASWELT: Wo sehen Sie Fallstricke?

Spehr: Es herrschen unterschiedliche Windlasten und -drücke in verschiedenen Bauhöhen, wir müssen also vom Einfamilienhaus bis zum Hochhaus alle Windlasten abdecken. Hier weiß der Hersteller nicht immer, wohin seine Fenster gehen, das muss er klären.

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