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Geld, das keiner will

Rehberger: Kann man das glauben? Da reden alle, einschließlich unserer Branche, von schlechten Zeiten – die aktuellen Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Darüber hinaus scheinen die gefüllten Fördertöpfe von Vater Staat, beispielsweise für die energetische Sanierung, auch nur wenige zu interessieren. So schrieb die „Welt am Sonntag“, dass nach Aussage der Bundesregierung von den 80 Mrd. Euro aus den Konjunkturpaketen I und II bisher nur ein Bruchteil der Mittel abgerufen worden sei. Verstehst Du das, Daniel?

Mund: Du sprichst die aktuelle Konjunkturumfrage des VFF (siehe S.29) an? Das Phänomen kennen wir doch schon etwas länger: Auf den Fachmessen (BAU und R+T) hieß es allerorten, dass von der Krise nichts zu spüren sei. Aber dennoch: die vorgelagerten Branchen wie z.B. die Maschinenanbieter mussten und müssen herbe Umsatzeinbrüche verzeichnen. Hier spiegelt sich einfach der allgemeine Trend: Jedes Unternehmen fährt auf Sichtweise und scheut sich in diesen unsicheren Zeiten, größere Investitions- und Marketingkosten zu budgetieren. Die Wirschaft wird halt doch zu 90 Prozent von psychologischen Faktoren bestimmt und ob Inves­titionen getätigt werden, hängt von den Erwartungen des Unternehmers in die Zukunft ab.

Rehberger: Aber genau diese Erwartungen und Einschätzungen, die jeder Unternehmer hat, egal ob kleiner Glaser oder großer Fensterbauer, bestimmen sein Handeln am Markt. Das wiederum hat auch großen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg seines Unternehmens. Der VFF rechnet damit, dass die Fensternachfrage und damit die Umsätze nach den Sommerferien weiter steigen, da die Aufträge aus dem Konjunkturpaket II im Markt angekommen seien. Wäre es dann nicht heute der richtige Zeitpunkt, seinen Betrieb dafür fit zu machen?

Mund: Sicher wäre es ein guter Zeitpunkt. Aber: Du kommst hier mit logischen Argumenten – vergiss das Bauchgefühl nicht. Du als Redakteur musst nicht jeden Monat einige Lohntüten füllen. Mit solchen Hintergedanken im Kopf, kann ich mir schon vorstellen, dass man auch schon mal gerne die Bremse zieht und den Fokus auf die populäre Kosteneinsparung legt. Und ob im Herbst wirklich Aufträge aus dem Konjunkturpaket II im Markt ankommen, sei noch mal dahingestellt. In dem eingangs erwähnten Bericht aus der Welt vermutet ein FDP-Politiker, dass die Konjunkturprogramme in diesem Jahr keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands nehmen werden. Schuld daran seien bürokratische Vergabeverfahren und mangelnde Ausschreibungsbetreuung.

Rehberger: Wann die Konjunkturpakete der Regierung greifen, weiß niemand. Deshalb sollten sich die Verarbeiter nicht zu sehr davon abhängig machen. Was den Markt angeht, sollte man eher auf die eigene Firmenkonjunktur setzen und vor der Panikmache durch die Medien die Ohren verschließen. Das darf nicht heißen, dass man sich eine schwierige Marktlage schönreden soll, ganz im Gegenteil.

Mund: Die Fakten sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache: Die Nachfrage nach Fenstern und Türen ist in diesem Jahr wieder gestiegen – man kann in einigen Presseberichten sogar von Engpässen bei den Lieferzeiten lesen. Nach Aussage von Thomas Urban (Urban Maschinenbau) werden Austauschinvestitionen in Deutschland und im westlichen Europa wieder stärker avisiert. „Gerade in Deutschland laufen die Geschäfte sehr gut“, heißt es in den Urban-News. Will heißen: einige Betriebe scheinen sich doch für eine Zeit nach diesem Konjunkturtief gut zu rüsten. Auch in diesem Heft sind wieder einige Berichte über Unternehmen, die investieren. Also: viel Erfolg beim Weiterentwickeln der eigenen Firmenkonjunktur und viel Spaß beim Lesen.