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Bruchursache „rauhe Kante“

Kein sauberer Schnitt

Im Neubau eines Mehrfamilienhauses in Hattingen wurden im Frühjahr 2009 Fensterelemente eingesetzt und verglast. Bereits im Mai zeigte sich im 2. Obergeschoss an der raumseitigen Scheibe eines Zweifach-Isolier­glases ein seitlich herauskommender Glasbruch.

In Anbetracht der sehr hohen Umglasungskosten, im vorliegenden Fall benötigte man dazu einen Autokran sowie damit verbunden eine Sperrung der Straße, beauftragte der Bauherr eine Gutachteruntersuchung. Hierbei sollte die Frage geklärt werden, welche Ursache der Grund für den Glasbruch des Isolierglases war. Da im eingebauten Zustand keine eindeutigen Feststellungen getroffen werden konnten, fand anlässlich der Umglasung der Isolierglasscheibe ein Ortstermin statt.

Feststellungen auf der Baustelle

Bei der gebrochenen Scheibe handelt es sich um ein Zweifach-Isolierglas mit einem Ug-Wert von 1,1 W/m2K. Die Glasgröße beträgt 274,1 x 243,1 cm2. Der Glasaufbau besteht aus einer Außenscheibe aus Floatglas (8 mm), einem Scheibenzwischenraum von 16 mm mit Gasfüllung sowie einer beschichteten Innenscheibe aus Floatglas (6 mm).

Anlässlich der Umglasung der gesprungenen Isolierglasscheibe konnte der Gutachter den Bruchausgang an der Glaskante genauer untersuchen.Die innere Scheibe des Isolierglases hatte einen durchgehenden Sprung. Dieser verlief ursprünglich horizontal, zunächst seitlich rechts beginnend, und hatte sich dann im Lauf der Zeit zu einem durchgehenden Sprung ausgeweitet. Der Riss wurde vor der Ausglasung abgeklebt, wie in zu sehen ist.

Im eingebauten Zustand war bei Ansicht des Bruches zunächst nicht deutlich, ob dieser womöglich durch thermische Einflüsse hervorge­rufen wurde.

Thermische Sprünge verlaufen am Bruchausgang zunächst immer im Winkel von 90 Grad aus der Glaskante heraus und dann nach einigen Zentimetern mäanderförmig in die Glasfläche ­ hinein. Zusätzlich verläuft der Bruch auf der ­Flanke der Glaskante ebenfalls immer in einem Winkel von 90 Grad.

Bei mechanisch hervorgerufenen Glassprüngen verläuft der Bruch hingegen auf der Flanke der Glaskante schräg.

Beim Ortstermin zeigte sich bei näherer Untersuchung des Bruchausgangs an der Glaskante bei der ausgebauten Scheibe, dass ein mechanischer Glasbruch vorlag (). Darüber hinaus war deutlich zu erkennen, dass die Glaskante nicht glatt gebrochen war, wie es üblicherweise bei fachgerecht geschnittenen Gläsern der Fall ist ().

Eine solche, nicht glatt gebrochene Schnittkante, wird auch als „rauhe Kante“ bezeichnet. Sie entsteht üblicherweise, wenn das Schneidrädchen stumpf geworden ist und beim Schneiden der Glasscheibe springt.

Bruchursache

Die Scheibe wurde mit einem stumpfen Schneid rädchen nicht fachgerecht geschnitten und dann nicht glatt gebrochen, sodass eine „rauhe Kante“ entstand. Der Glasbruch erfolgte dann an der schwächsten Stelle der mangelhaften „rauhen“ Bruchkante in Verbindung mit dem üblichen, bei der Verglasung auftretenden Anpressdruck der Glashalteleiste.—

Der Autor

Dipl.-Ing. Wolf-Dietrich Chmieleck ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Glastechnik und Glasanwendung.

IGA Institut für Glas-Anwendung

Tel. (0 23 02) 7 53 83

iga@chmieleck.de

https://www.iga-chmieleck.de/

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