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Kinon Porz in Köln

Ein Team von Spezialisten

Glaswelt: Herr Geith, Sie sind jetzt seit 14 Jahren Geschäftsführer von Kinon Porz. Was würden Sie rückblickend als die auffälligsten Veränderungen dort beschreiben?

Geith: Als ich 1995 die Leitung der damaligen GVG Porz übernahm, waren die Prognosen eher düster – das Unternehmen hatte als reiner ESG-Hersteller wenig Zukunftschancen auf dem Markt. Aber wir haben als Mannschaft Kampfgeist bewiesen, stark diversifiziert, unsere ­ Kreativität umgesetzt, neue Geschäftsfelder erschlossen und erwirtschaften heute mit 125 hochmotivierten Mitarbeitern eine positive Umsatzrendite bei einem Umsatz von ca. 17 Millionen Euro. Davon entfallen rund 40 Prozent auf den Export, was unsere Spezialisierung widerspiegelt. So fertigen wir Isolierglas immer in Kombination mit Spezialfunktionen wie Radardämpfung, Beschuss- oder Explosionshemmung, Brandschutz, Wärmespeicher, Lichtlenkung oder als Alarmglas. Wir haben viele Systemkunden, mit denen wir gemeinsam Produktsysteme entwickeln. Ein z.B. beschusshemmendes Glas ist eben immer nur so gut wie die Gesamtkonstruktion, in der es verbaut ist. Eine unserer Spezialitäten sind auch die mit Sportsystemkunden entwickelten Produkte wie Sporthallenböden und Turnier-Squash-Anlagen mit einseitiger Durchsicht, realisiert durch ein spezielles Siebdruckverfahren. Sehr etabliert sind wir im Marinebereich. Das sind im Wesentlichen Werften, aber auch Schiffseigner und –Designer, die hochwertige Schiffe bauen oder Weiterverarbeiter im Schiffsbaubereich, die unsere Gewichts- und Energiesparkonzepte anwenden. Da gibt es bestimmte Anforderungen, die wir als einer von wenigen in Europa erfüllen können.

Glaswelt: Was ist das Besondere im maritimen Glasbau gegenüber dem Bauglas?

Geith: Wie im Bausektor gibt es natürlich auch im Marinebereich Normen, die erfüllt sein müssen. Aber die wirklichen Herausforderungen liegen bei den Gläsern für den Einbau in Megayachten. Hier gilt es Qualitätserwartungen zu erfüllen, die im Bauglas ansonsten unüblich bis undenkbar sind. Und da Luxus-Yachten durchaus 200 bis 300 Mio. Euro kosten, sind auch die einzubauenden Spezialgläser entsprechend teuer. Es ist durchaus üblich, dass ein Eignervertreter oder Kapitän bei uns persönlich vorbeischaut und quasi mit einer Lupe bewaffnet sehr kritisch jede einzelne Scheibe prüft, bevor sie verpackt werden darf. Diskussionen sind bei derartigen Abnahmen nicht vorgesehen.

Glaswelt: Wie stellen Sie die Qualität Ihrer Sicherheitsgläser sicher?

Geith: Wir wollen die Normen, die wir erfüllen müssen, auch intern selber testen. So haben wir etwa eine eigene Beschusseinrichtung, mit der wir unsere Gläser der Protect-Palette prüfen und weiterentwickeln können. Das heißt, wir machen produktionsbegleitende Tests, sind einerseits dazu verpflichtet, machen sie andererseits aber auch zu unserer eigenen Sicherheit, weil wir diese Produktqualität sehr, sehr ernst nehmen. Diese Produkte retten immerhin Menschenleben, wenn es drauf ankommt. Deswegen kann es auch sein, dass wir schon mal den einen oder anderen Millimeter dicker sind oder das eine oder andere Gramm schwerer in unseren Scheiben, wenn unsere eigenen Versuche zeigen, dass eine spezielle Anforderung dies erfordert. Nur so können wir uns sicher sein, dass diese beschusshemmenden Gläser im Ernstfall halten, was sie versprechen. Andere Testmöglichkeiten sind der – übliche – Biegezug oder der sogenannte GL-Test, den Ringdruckversuch, den wir für die Marinegläser brauchen.

Mindestens ebenso wichtig wie höchste Produktqualität ist die Motivation der Mitarbeiter. Und ich muss sagen, die hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und die Freude an der Arbeit machen Kinon Porz einzigartig, worauf ich persönlich sehr stolz bin. Teamgeist ist bei uns eine gelebte Sache, nicht nur ein schönes Wort. Und wir zerreden hier nicht Misserfolge, sondern lernen aus ihnen und beteiligen die Mannschaft am Erfolg. Wir fördern ein Betriebsklima, bei dem es Spaß macht, sich für Kundenbedürfnisse zu engagieren.

Glaswelt: Wie schätzen Sie mittelfristig den Markt für veredelte Glasprodukte ein?

Geith: Glas wird in seinen Funktionen immer aktiver. Früher war es schon etwas Besonderes, eine Kegelsenkbohrung in ein hoch vorgespanntes Glas einzubringen und das mit einem Punktbeschlag in der Fassade zu befestigen. Das war seinerzeit eine mittlere Revolution. Heute ist dies Stand der Technik. Es wird immer neue Anwendungen geben, vom Befestigungssystem über die glasintegrierte elektrische Beschichtung bis zur Beleuchtung durch Glas. Das Design wird immer wichtiger, denn Glas übermittelt immer stärker Emotionen. In diesen Bereichen müssen wir uns ständig weiterentwickeln.

Glaswelt: Und wie stellen Sie das sicher?

Geith: Wir profitieren natürlich von den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Saint Gobain Glass. Dort wird Grundlagenforschung betrieben, d.h. es werden wirklich zukunftsgerichtete Ideen losgelöst von einem heute schon existierenden Marktbedürfnis untersucht. Grundlagenforschung ist kapitalintensiv, sehr langwierig und das können wir uns hier als einzelner Standort nicht leisten. Das machen wir im Verbund. Es ist ein weiterer großer Vorteil, dass wir eingebettet sind in ein sehr schlagkräftiges und starkes Umfeld. Da unterscheiden wir uns, denke ich, sehr stark von vielen anderen Einzelkämpfern. Die haben zwar oft den Vorteil, hier und da etwas flexibler zu sein und manchmal unabhängiger reagieren zu können. Aber ich bin überzeugt davon, dass ein Netzwerk auf Dauer mehr Vorteile bringt, als das isolierte Agieren eines Einzelkämpfers. Dazu passt auch unsere ClimaplusSecurit-Partnerschaft. Wir engagieren uns, indem wir Ressourcen und Know-how in ­diese Partnerschaft und in die entsprechenden Arbeitskreise mit einbringen. Zum Leben einer aktiven Partnerschaft gehört auch der Gedankenaustausch mit Mitarbeitern von anderen CSP-Standorten. Wer sich persönlich kennt, arbeitet einfach besser zusammen. Und solange hier alle Beteiligten weiterhin das Grundprinzip eines fairen Miteinanders respektieren, wird die CSP-Partnerschaft auch zukünftig eine sehr positive Entwicklung nehmen.—

Der Mann an der Spitze von Kinon Porz

Dipl.-Ing. Andreas Geith (51) ist seit 1995 Geschäftsführer der Kinon Porz und seit 1998 auch der Kinon Aachen und damit verantwortlich für die Business Unit Kinon-PMS (Protection-Marine-Spezialitäten).

Kinon Porz zählt zur Saint-Gobain Deutsche Glas und produziert als Vollsortimenter ESG, VSG und ISO, hauptsächlich für Spezialglasanwendungen wie Radardämpfung, Beschusshemmung, Alarm etc. 125 Mitarbeiter erwirtschaften ca. 17 Mio. Euro Umsatz (Exportanteil 40 Prozent).

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