Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Auf dem Rücken der Monteure…

Mund: …liegt ein immer schwereres Gewicht: Tolle, große, wärmedämmende und hochfunktionale Fenster. Spricht man mit denen, die diese Elemente einbauen, heißt es immer wieder: „Die Planer und Entwickler sollten mal die Fenstergewichte selber stemmen, dann wüssten sie, wie schwer ein 3-fach-ISO Fenster sein kann.“ Für die Monteure stellt das VIG (Vakuumisolierglas) eine schöne Perspektive dar, Fachleute glauben aber noch nicht an die Marktreife – zumindest nicht in naher Zukunft. Hast Du dazu von der fensterbau/frontale Neuigkeiten mitgebracht?

Rehberger: Nein, ich habe in Sachen VIG auch nichts Neues gehört. Jedoch machen die Beschichtungen für Wärmeschutzgläser weiter Fortschritte. Und so kann man auch mit 2-fach-ISO gute Ergebnisse erzielen, die im Rahmen der von der EnEV 2009 geforderten Werte liegen. Wer aber mehr will als der Durchschnitt oder passivhaustaugliche Isoliergläser, kommt momentan an 3-fach-ISO wohl kaum vorbei. Und das bedeutet für den Montagetrupp weiterhin Gewichte stemmen.

Mund: Auf dem Treffen der rheinland-pfälzischen Schreiner hat Hans Franke von Energyglas eine für mich bemerkenswerte Aussage gemacht: „Ich halte es für eine kriminelle Verkaufshandlung, wenn man heute noch 2-fach-ISO verkauft.“ Und jetzt kommst Du wieder mit beschichtetem 2-fach-ISO? Franke machte übrigens auch den Monteuren wieder Mut: Er glaubt nicht so sehr an das VIG, vielmehr hält er es aber für möglich, dass künftig leichte 3-fach-Isoliergläser aus sehr dünnen ESG-Einzelscheiben hergestellt werden. Die hätten dann das Gewicht heutiger Standard-Isoliergläser.

Rehberger: Aktuell werden bereits von einer Handvoll Glasveredlern 3-fach-Isoliergläser aus 3 mm starken Scheiben (statt wie üblich 4 mm) hergestellt. Aber das Produkt ist in der Handhabe nicht ganz ohne. Es erfordert sowohl bei seiner Produktion als auch bei der Montage auf der Baustelle höchste Sorgfalt. Speziell geschultes Personal ist erforderlich. Einige Überlegungen noch zu 3-fach-ISO: Dieses unterliegt hohen physikalischen Beanspruchungen, weshalb es – abhängig vom Scheibenaufbau – Sinn machen kann, die mittlere und/oder die äußere Scheibe vorzuspannen. Es muss aber nicht unbedingt ESG sein. Der niederländische Bauphysiker und Glasspezialist Paul Bastianen hält bei 3-fach-ISO teilvorgespanntes Glas (TVG) für eine gute Alternative zu ESG. Leider darf TVG bei uns nur dann in der Fassade eingesetzt werden, wenn der Hersteller dafür eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung (ABZ) hat, da es in Deutschland kein bauaufsichtlich geregeltes Produkt ist.

Mund: Ich sehe schon: Hier hat die Glasbranche noch einige Entwicklungsschritte vor sich. Die Branche reagiert gerade was das ESG angeht höchst sensibel – das merken wir, weil Online-Beiträge zu diesem Thema bei uns besonders oft angeklickt werden. Ganz aktuell antwortet Jochen Grönegräs vom Bundesverband Flachglas im vorliegenden Heft auf die Frage: „Wie sicher ist ESG?“ Gespannt bin ich aber auch auf die Ausführungen von Prof. Niemöller im Mai, wenn er die rechtliche Seite beleuchtet. Auch dieser Beitrag wird dann in unserem ESG-Dossier abrufbar sein, das auf unserer Internetseite neben Themen wie Montage, CE-Zeichen, EnEV oder Schimmel und Lüftungsverhalten zur Verfügung steht. Jetzt aber erstmal viel ­Lesespaß mit der neuen Ausgabe der GLASWELT.

Tags