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Kein X für ein U vormachen

Rehberger: Darin sollten sich doch alle einig sein: Wer vorne mitspielen will, muss innovative Produkte und beste Qualität liefern. Glücklicherweise zählen die deutschen Hersteller in Sachen Glas und Fenster heute zu den weltweit führenden Anbietern. Mich wundert es aber, dass es immer wieder oder immer noch Produkte gibt, die – scheinbar wider besseren Wissens – in Teilen nicht dem Gesamtanspruch standhalten. Beispiel: Heute werden Isoliergläser mit Hochleistungsbeschichtungen angeboten, die aber mit einem Abstandshalter aus Aluminium ausgestattet sind. Da fragt man sich, warum nicht auch mit „warmer Kante“? Verstehst Du das, Daniel?

Mund: Das versteht wohl keiner so recht. Ich vergleiche das gerne mit der Ausrüstung bei meinem Lieblingssport: Mountainbikes im höheren Preissegment sind ja auch nicht mit einer schlechten Bremse bestückt. Entweder will einer teuer, dann muss alles stimmen. Oder er will günstig. Und auf die Fenster übertragen bedeutet dies: Wer beispielsweise hochpreisige Holz-Alu-Fenster verkauft, sollte auch in allen Punkten überzeugen können.

Rehberger: Genau. Zum Premium-Fenster gehören auch Premium-Isoliergläser. In diesem Zusammenhang möchte ich Knut-Ulrich Röttger von Thermoglas Niederrhein zitieren, in dessen Firmenphilosophie verankert ist, die eigenen Glasprodukte kontinuierlich zu optimieren und auf Qualität statt Quantität zu setzen. Er sagt: „Wenn wir von Qualität reden, gilt dies auch für Abstandshalter. Wir arbeiten nur noch mit Warmer Kante.“ Kennst Du vergleichbare Beispiele bei den Fensterbauern?

Mund: Beispiele gibt es da reichlich. Schon im Bereich des Materialeinsatzes kann man oft die Sinnfrage stellen: Da betonen manche Holzfensterhersteller, dass sie ein Naturprodukt verwenden und ökologisch sinnvoll handeln. Riskieren aber trotzdem, dass sie durch die Verwendung von nicht zertifizierten Tropenhölzern wertvolle Waldflächen zerstören. Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, dann sollte man auch solche Punkte beachten. Aber auch bei der Kunststoff-Fraktion gibt es immer wieder entsprechende Ausreißer, die sich nicht auf die Stärken ihres Produktes konzentrieren, sondern ökologische Vorteile anderer nicht akzeptieren möchten und diese wegdiskutieren möchten. In diesem Zusammenhang warnte Dr. Martin Bastian vom Süddeutschen Kunststoffzentrum (SKZ) ausdrücklich vor dem sogenannten „Green Washing“, wenn Umweltfreundlichkeit lediglich vorgetäuscht und somit das Vertrauen der Verbraucher missbraucht wird.

Rehberger: Man darf die Verbraucher nicht unterschätzen. Ihnen ein X für ein U vormachen zu wollen, funktioniert nicht. Zudem gilt: Wer einmal das Vertrauen der Kunden verloren hat, tut sich sehr schwer, es wieder zurückzugewinnen. Aufrichtigkeit macht glaubwürdig. Den Handwerker oder den Verkäufer, der mir die Vor- und die Nachteile des jeweiligen Produkts für den gewünschten Einsatz darlegen kann, halte ich für seriös und mit dem will ich Geschäfte machen. Und ich denke, es geht den meisten ebenso. Zudem merkt man schnell, wenn ein Anbieter hinter seinen Produkten steht. Das motiviert ihn als Verkäufer und mich als Kunden motiviert es zum Kauf.

Mund: In diesem Sinne wünschen wir Ihnen gute Geschäfte und viel Spaß mit der neuen Ausgabe der GLASWELT.