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Schon wieder gepennt

Im Juni lohnte der Besuch der Intersolar in München und des ­ICCG-Kongresses in Braunschweig. Beides hochinteressante Veranstaltungen, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklungen in der PV- und Solarbranche. Deutschland hat zwar seine Subventionen in Sachen Photovoltaik heruntergefahren. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass es sich als Bauherr nicht mehr lohnt in PV zu investieren. In diesem Jahr werden in Deutschland wohl PV-Module mit einer Leistung von rund 7 Giga Watt montiert. Dies entspricht einer Fläche von 106 Million m2; das ist das 4-fache des Isolierglas­bedarfs. Ein gigantisches Potenzial für die beteiligten Branchen.

Damit entfällt rund die Hälfte des weltweiten Gesamtbedarfs auf Deutschland, das somit Spanien den Rang abläuft. Deutschland hat zwar weniger Sonnenstunden als die südeuropäischen Länder, aber dennoch reicht ­diese Leistung vollkommen aus, um effektiv Energie zu erzeugen. So habe ich kürzlich von einem Privathaus gehört, dessen Solaranlagen (Kapazität ­ 10 KWp) bereits im April schon 58 KWh pro Tag generiert haben.

Im Jahr 2007 auf der PV-Show in München zeigte sich, dass die Glasindustrie damals in Bezug auf die gewünschten Gläser weit vom Markt und den Anforderungen der Modulprozenten entfernt war. Diese wollen so viel Watt Peak wie möglich erreichen, um höhere Verkaufspreise zu erzielen. Es hat bis heute gedauert, dass die Glasindustrie darauf reagiert hat, um genügend Antireflektionsbeschichtungen zu entwickeln, um entsprechend hohe Watt Peak-Werte zu erreichen.

Aber die Glasindustrie hat wieder nicht richtig aufgepasst, und bietet nur eine halbe Lösung an. Warum? Heute gibt es zwar die Antireflexionsschichten, aber was noch fehlt sind schmutzabweisende Beschichtungen: Bereits 1994 hat die Berner Fachhochschule eine Studie gestartet, die Leistung und Wartung der PV-Module untersucht. Das Ergebnis: Die KWh-Leistung eines Moduls kann abhängig vom Standort und dem damit verbundenen Verschmutzungsgrad bis zu 28,8 % Leistung einbüßen! Hier und bei der Optimierung der elektrischen Anschlüsse der gläsernen Module, sollte man Forschungs-Power investieren.

Auf dem ICCG-Kongress präsentierten vier Tage lang Industrie, Universitäten und Institute viele Themenfelder und Studien rund um Glas und Beschichtung. Die Glasindustrie war dort so gut wie nicht präsentiert, weder als Redner, noch als Teilnehmer und noch viel weniger als Sponsoren. Warum nicht? Aus Kostengründen? Nur wer permanent entwickeln kann, investiert in seine Zukunft. Momentan übernehmen das beim PV-Glas oder Displayglas ausländische Firmen, die europäische Industrie wird kaum noch eine Rolle in der Zukunft spielen. Also aufgewacht Glasindustrie!

Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28

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