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Fenstertage zum Thema Nachhaltigkeit

Green Windows in Rosenheim

Auch die Finanzwelt ist auf das Thema Nachhaltigkeit aufgesprungen, denn „immer, wenn es etwas zu verdienen gibt, ist die Börse mit dabei“, so Dr. Christine Bortenlänger von der Bayerischen Börse, die in ihrem Vortrag auf den Fenstertagen auf diesen Börsentrend einging. Leider würde der Mittelstand dieses Themenfeld viel zu wenig selbst vermarkten. Diese Unternehmen wirtschaften schon immer unter Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten, spreche aber viel zu wenig darüber, so ihre Kritik.

Ift-Institutsleiter Ulrich Sieberath verwies in seinem Plenumsbeitrag darauf, dass es um mehr ginge, als nur energiesparende Fenster herzustellen. „Green Building“, Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und Umweltschutz sind die wichtigsten Aufgaben, denen sich die Baubranche in den nächsten Jahren stellen muss – und das gelte für die Herstellung, die Nutzung und das Recycling der Produkte. Dabei müsse man derzeit auch mit einem Standortnachteil leben: In Deutschland sei man sehr stark auf die Förderung regenerativer Energien fokussiert. Die Möglichkeiten zur Energieeinsparung werden da allzu oft nur am Rande betrachtet. In diesem Zusammenhang forderte er auch noch einmal die Politik auf, an der Verstetigung der KfW-Förderung zur Gebäudesanierung nicht zu rütteln.

Kommt der Energie-Ausweis für Fenster?

Die EU-Kommission fordert auch für Fenster eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung mit einem Energie-Ausweis (ähnlich wie bei Elektrogeräten/ „Weiße Ware“). Da die U- und g-Werte als bekannte Kenngrößen nicht ausreichen würden, Bauelemente richtig zu bewerten, will sich Sieberath für solch ein neues Energie-Label einsetzen, das den Endverbraucher zielgenau informieren soll. Neben Wärmeverlusten müssen dabei auch solare Gewinne und klimatische Unterschiede, der Einbauort und die Himmelsausrichtung einen großen Einfluss haben. Das ift sei deshalb dabei in Abstimmung mit der Branche ein praxistaugliches Energie-Label zu entwickeln, das eine produktbezogene, klima-/ortsunabhängige Bewertung durch einheitliche Mittelwerte ermögliche. Neben der Energiekennzahl EPH für den Heizfall (Winter/Heating) und den Kühlfall EPC (Sommer/Cooling) würden weitere Kriterien wie Sonnenschutzvorrichtungen, Tageslichtnutzung, Behaglichkeit, Lüftung, Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchssicherheit angegeben.

Zur BAU 2011 will man dann bereits ein fertiges Konzept vorstellen und hofft, dann auch bereits klassifizierte Produkte präsentieren zu können.

Nichts wird einfacher

Auf den Fenstertagen wurde vielen Teilnehmern klar: Planung, Anforderungen, Konstruktionen und Nachweisverfahren werden komplexer, und mit Nachhaltigkeits-Zertifikaten wird ein gänzlich neues Bewertungsverfahren im Baubereich eingeführt. Dabei werden wohl für kleinere Betriebe die Hürden größer sein, denn der Aufwand ist für alle gleich und größere Unternehmen können die Kosten auf mehr Umsatzträger verteilen.

Die Einführung des Leitfadens „Nachhaltiges Bauen“ mit verbindlichen Vorgaben für die Bundesbauten ist für Anfang 2011 geplant; Schul- und Wohngebäude sollen folgen. Dann müssen alle an Bundesbauten beteiligten Baugewerke und Unternehmen eine Umweltproduktdeklaration sowie Informationen für die Bewertung liefern.

Die Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude (BNB, DGNB) quantifizieren die Nutzungskosten und unterstützen damit energieeffiziente Bauweisen und Qualitätsprodukte. Kern der Nachhaltigkeitsbewertung ist eine Umweltproduktdeklaration oder auch EPD (Environmental Product Declaration), in der die Umweltwirkungen eines Produktes beschrieben und quantifiziert werden.

Das ift will hier unterstützend eingreifen und erstellt im Rahmen eines geförderten Forschungsprojekts eine allgemeine Muster-EPD für Fenster und Glas, die auf branchenüblichen Kennwerten, Ressourcen und Materialien beruht. Dies ermögliche mittelständischen und handwerklichen Betrieben eine einfache und kostengünstige Erstellung einer EPD, die immer häufiger in Ausschreibungen auftaucht.

Mängel bei KfW-Förderanträgen

Ein Vortrags-Highlight waren die Ausführungen von Rainer Feldmann, der als externer Sachverständiger die KfW-Bankengruppe berät und begleitet. Seine Kernaussage: Bei Überprüfungen der energetischen Bedarfsberechungen seitens der KfW seien gravierende Mängel bei der Antragserstellung und auch bei den Bauausführungen aufgetreten. „Abweichungen vom ursprünglichen Konzept sind da eher die Regel als die Ausnahme.“ Aus diesen Gründen plane die Förderbank eine Ausweitung der Vor-Ort-Kontrollen. Man überlege auch, ob man ein Zertifizierungssystem für Energieberater einführen müsse. Zur Kreditvergabe erklärte Feldmann: Die Anforderungen würden wohl nicht weiter verschärft werden, aber die Qualitätsabfragen würden deutlich strenger gehandhabt werden.

In insgesamt 30 Vorträgen und Workshops berichteten Experten – vor allem Ingenieure des ift Rosenheims – über ihr Fachgebiet. Manchen ­Teilnehmern fehlten in diesem Jahr die visionären Beiträge – ­allzu häufig wurde nur über die Arbeit des Institutes berichtet. So wurde oft auch während der Vorträge die Zeit zum Austausch unter Kollegen genutzt – aber bekanntermaßen ist das ja auch ein fester und wichtiger Bestandteil ­des Branchentreffs.

Erfolgreiches Duo: Sieberath und Dr. Peichl

In der Pressekonferenz berichtete der kaufmännische Geschäftsführer des ift, Dr. Jochen Peichl, über die finanzielle Situation des Instituts: Im laufenden Geschäftsjahr werde mit einem Umsatz von 14,5 Mio. Euro gerechnet, welches ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 4 Prozent bedeute. Er sehe als zusätzliche potenzielle Geschäftsfelder das Internet und Software-Angebote.

Sieberath ging in der Pressekonferenz auf die aktuelle Umbauphase im ift ein: „In den letzten sechs Jahren verdoppelte sich das Personal. Mit nunmehr 170 Mitarbeitern, davon ca. 120 Ingenieure, Physiker und Techniker wurde eine Erweiterung der Büroflächen dringend notwendig. Es sollte aber nicht nur ein reiner Zweckbau sein, denn als führendes Brancheninstitut wollte das ift zeigen, was moderne Fenster-, Fassaden- und Glastechnik heute leisten kann, um den Energieverbrauch zu reduzieren und den Wohn- bzw. Nutzungskomfort zu verbessern. —

Daniel Mund

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