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Die Nische als Chance

Rehberger: Wer braucht 15 Meter lange Scheiben aus Sicherheitsglas? Auf diese Frage hat der Glasveredler sedak aus Gesthofen für sich definitiv eine Antwort gefunden. Denn seit kurzem besitzt das Unternehmen den größten Vorspannofen der Welt, der stolze 75 Meter misst, um solche Scheiben als ESG und TVG – bis zu 15 x 3,21 m - zu fertigen. Damit hat sich die sedak einen Markt geschaffen, den aktuell keine andere Firma bedienen kann. Ein gutes Beispiel für einen Mittelständler, der seine Nische gesucht und gefunden hat.

Mund: Die Lücke als Synonym für eine Nische versinnbildlicht den Gehalt dieses Wertes: Hier hat man etwas entdeckt, was vorher noch keiner mit seinem Produkt oder seiner Geschäftsidee adäquat bedienen konnte. Die „großen“ Ideen scheinen ja bereits alle am Markt platziert zu sein – warum dann nicht etwas finden, was einer bestehenden Entwicklung eine neue Richtung gibt? Auch im Bauelementebereich stoße ich immer wieder auf diese Nischenideen – beispielsweise das Konzept der Firma Steinbach, die einen neuen Vertriebsweg für ihre Wintergartenprodukte entdeckt hat: Die eigene Fertigung wird besser ausgelastet, wenn andere entsprechendes Planungs- und Montage-Know-how übertragen bekommen und dann bei ihm fertigen lassen (mehr dazu auf Seite 32).

Rehberger: Was ich generell als Ansatz interessant finde ist, wenn ein (kleineres) Unternehmen, das sich ursprünglich auf die Fertigung und Montage konzentriert hatte, einen Schritt weiter geht und jetzt als Dienstleister für die Kollegen auftritt. Sehr positiv für die Kunden/Kollegen ist dabei, dass der Dienstleister ganz genau weiß, was verlangt wird und wo die Fallstricke bei der Umsetzung liegen, da er ja selbst im jeweiligen Segment tätig ist. Für mich eine klassische Win-win-Situation.

Mund: Interessant ist dabei auch: Steinbach hat sich mehrfach vom Schreinerbetrieb hin zum Fensterbauer und schließlich zum Wintergartenanbieter spezialisiert – also immer mehr Erfolg in der Nische erfahren, als im „Brot-und-Butter“-Geschäft. Wichtig ist aber dennoch bei dieser Entwicklung, dass man den Blick über den Tellerrand seines Nischengeschäftes hinaus beibehält. Damit die unternehmerische Phantasie dafür sorgen kann, dass man auch für andere Bereiche pfiffige Ideen platziert. Siehe Apple: Früher waren die noch Anbieter von ein wenig exotischen Personalcomputern mit einer spezialisierten Benutzeroberfläche, bis man mit dem iPod die Unterhaltungsbranche aufmischte, um dann mit iPhone und iPad wieder ganz neue Wege in der Telekommunikationsbranche aufzuzeigen.

Rehberger: Auch der Glasspezialist Reinhard Cordes von Frerichs Glas hat jenseits der gängigen Glasveredlung eine sehr spezielle Idee umgesetzt und eine digitale Medienfassade entwickelt. Hier verschmelzen die Displays die Funktionen von Verglasung und LED-Monitor und ersetzen die Fassaden-Isoliergläser – bleiben von innen aber dennoch transparent. So wird aus der Fassade quasi ein Großbildschirm (mehr dazu auf Seite 44). Für die technische Umsetzung in Sachen Software, Steuerung etc. wurde ein Kooperationspartner mit ins Boot geholt und eine eigene Firma gegründet, um mit den Fassadenelementen ein Full-Service-Paket, inklusive Reparatur- und Wartungskonzept anbieten zu können.

Mund: In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine anregende, spannende Lektüre mit der neuen ­GLASWELT – vielleicht können wir ja ein wenig dazu beitragen, dass Ihnen die Ideen nicht ausbleiben.

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