Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Auf dem Weg zum ­energieautarken Bauelement

Rehberger: In einem Interview Ende März in der Rheinischen Post warnt Eon-Chef Dr. Johannes Teyssen vor Stromausfällen durch die aktuelle Stilllegung von Atomkraftwerken in Deutschland: „Das Risiko eines Blackouts ist zumindest deutlich gestiegen.“ Die Betreiber von deutschen AKWs schüren jetzt die Angst, ohne Kernkraft gäbe es bei uns Versorgungsprobleme. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber es zeigt, dass die Abhängigkeit von wenigen Energieversorgern kritisch zu bewerten ist. Dazu sagt Schüco-Chef Dirk Hindrichs in einem Kommentar zur Japan-Krise (Lesen Sie dazu den Beitrag auf S. 10): „Dezentralisierung und Eigenstromerzeugung können schon heute mit Photovoltaik und Wärmepumpen einen großen Anteil der Energiebilanz decken. Kombiniert man dies noch mit entsprechenden Energieeinsparungen, wird unser Lebens- und Arbeitsraum unabhängig.“

Mund: Hindrichs macht hier gewiss aus der Not eine Tugend. Er hat schließlich mit seinem Konzept („Saubere Energie aus Solar und Fenstern“) auf das richtige Pferd gesetzt und kann jetzt seine Ideen und Konzepte „vergolden“. Seine Kernthese, dass eine zentralistisch organisierte Energieversorgung der größte Hemmschuh ist, wenn es um die Weiterentwicklung von dezentralen Energieversorgungseinheiten geht, leuchtet ein. Die Großen Vier (EON, EnBW, Vattenfall und RWE) werden sicher die Abschaltung einiger AKWs verkraften können – deren Unternehmensfortbestand ist viel mehr bedroht, wenn der Verbraucher künftig seinen Strom selbst generiert und auch noch speichern kann. Schließlich sind Plusenergiehäuser keine Hirngespinste mehr, sondern Realität. Solange aber der Strom immer noch (vergleichsweise günstig) aus der Steckdose kommt, ist die Motivation für die Marktrealisierung dieser Ideen eher unterentwickelt.

Rehberger: Wenn man den aktuellen Energiepreis betrachtet, mag das noch stimmen – aber der wird steigen. Daneben gibt es jedoch noch weitere Kriterien, die dafür sprechen, im Gebäude selbst Strom zu erzeugen: So lassen sich etwa mit fassadenintegrierten PV-Modulen Wärmedämmung, Verschattung und Energiegewinnung in einem Bauelement kombinieren. Weitere Motivationen sein Haus so zu optimieren, sind der Klimaschutz und ein gesteigerter Komfort durch Automatisierung, die sich durch die eigene Stromgewinnung versorgen lässt. Auch die Sanierung bietet interessante Möglichkeiten, Bauelemente mit Solarantrieb einzubauen, bei denen man auf eine zusätzliche Kabelverlegung in der Wand verzichten kann.

Mund: Was mich wundert ist die Tatsache, dass sich bislang erst wenige Anbieter im Bauelementebereich dieser Thematik – Energieeffizienz gepaart mit intelligentem Wohnen – angenommen haben. Aber erste Ansätze sind gemacht: Beispielsweise mit Rollläden, die per Solarpanel versorgt werden. Oder die Gebäude­manipulierung per iPhone (Lesen Sie dazu den Beitrag auf S. 34). Und es gibt mehrere Ansätze einer Gerätekommunikation. Ein Beispiel: Mit Digitalstrom (mehr Infos: http://www.fe-tronic.de) lassen sich Elemente vernetzen, ohne dass ein BUS-System erforderlich ist. Der Chip wird in Fenster und Türen eingebaut und die Steuerung und Automation kann einfach über das Internet realisiert und überwacht werden. Der Vision eines „mitatmenden“ Fensters (Stichwort „Lüftung“), das auch die Verschattung reguliert und dazu auch noch energieautark agiert, nähern wir uns so Schritt für Schritt.

Rehberger: Zum Stichwort iPhone möchte ich Sie noch auf unsere neue und kostenlose GLASWELT App hinweisen, die man ab sofort im App-Store findet (mehr dazu auf S. 69). Und jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der aktuellen Ausgabe der GLASWELT.

Tags