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Karl Standecker, Öbv Sachverständiger und Fensterbauer

„Realitätsfremde Äußerungen“

Experten, die ihre Meinung auf der Grundlage ihrer Eitelkeit verbreiten, bewegen sich auf Glatteis. […] Herr Berger hat zur Frage nach dem Prinzip „Innen dichter als außen“ eine nachvollziehbar begründete Antwort gegeben, welche jedoch durch die persönliche Meinungsmitteilung im letzten Satz an Wirkung verliert. Herrn Müllers Aussagen wirken auf mich wegen fehlender sachlicher Begründung realitätsfremd. […] Die geschilderte Erkenntnis der Zunahme von Holzfeuchte bis zur Fasersättigung aufgrund einer korrekt geplanten und ausgeführten Abdichtung ist nicht nachvollziehbar und widerspricht jeglichen bauphysikalischen Grundlagen und Praxiserfahrungen. Sein geschilderter Fugenaufbau mit beidseitiger Versiegelung und Flachleiste innen mag am Prüfstand funktionieren, die Realität zeigt an jeder so aufgebauten Fugenabdichtung (Wartungsfugen) spätestens nach zwei Jahren Fugenabrisse und somit bauphysikalisch riskante Undichtigkeiten. […]

Herr Müller beruft sich bei der Antwort auf die Frage nach den PU-Schaum-Fähigkeiten in der Bauanschlussfuge auf Untersuchungen, die prinzipiell die Anforderung „dämmen und abdichten“ erfüllen. Ich gebe ihm Recht, am Prüfstand tun sie dies! Auf längere Zeit im Bauwerk – ein klares Nein! Bei Demontagen von Altbaufenstern wird man feststellen, dass weit über zwei Drittel aller geschäumter Fugen zumeist zur Leibung abgerissen sind. In ca. 70% aller Altbaufugen zeigt sich bei der Demontage, dass Fugen in der Tiefe meist nur bis zur Hälfte geschäumt sind. Verstärkt konnte man in den letzten Jahren Insektennester und Veralgung in der Schaumfuge am Übergang „Fensterbank-Seitenteil zur Fuge“ bis zu 15cm Höhe in der Fuge vorfinden. […] Wir reden bei Fenstern von einer Nutzungsdauer von ca. 30 Jahren. Da genügt es nicht, wenn der Schaum lt. Prüfstand die Gewährleistungszeit übersteht und die nächsten 25 Jahre versottet.

Bei der Frage 3 zur Schadensentwicklung trifft Herr Berger mit seiner Aussage den Nagel auf dem Kopf! Bei seiner Aufzählung „Planer, Bauleiter und Handwerker“ fehlt noch die Industrie. Die Antwort des Herrn Müller verwundert dagegen doch sehr. Seine Aussage, dass die Schimmelbildung in den letzten Jahren gerade bei Gebäuden mit Bauanschlüssen nach allgemein anerkannter Regel der Technik zugenommen hat, verweist dann doch in die eingangs beschriebene Eitelkeit des Experten. […] Die von ihm angesprochene fehlende Verbraucheraufklärung ist nicht korrekt, ein falsches Wohnverhalten der betroffenen Verbraucher und falsche Aufklärung durch sogenannte „Alte Hasen Handwerker“ die nicht dazugelernt haben, wäre treffend. Ihre Äußerung zu Theoretikern, Thermografen und sonstiges sehe ich so: „da kommen welche und nehmen uns die Prüfungen im Labor weg“ – einfach nur Eitel! Ihre Frage nach der Zukunft für das Handwerk sehe ich gerade durch ihre Aussagen gefährdet. Den Anforderungen der Zeit kann man mit einem 1970er Meisterwissen nicht mehr gerecht werden. […]

Herrn Müllers Bemerkung zum Montageleitfaden gibt die Meinung einiger „alter Hasen“ im Handwerk wieder: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Der Seitenzuwachs bestätigt die ­Aktualität des Leitfadens! Seine Aussage zur Abdichtung und Dämmung mit Schaum alleine, ohne weitere bauphysikalischen Einwirkungen zu entgegnen, zeugt abermals von „Prüfstanderfahrungen“, ohne die Praxis zu kennen. Die Weiterentwicklung von Baumaterialien fordert eine Weiterentwicklung und Anpassung der Montageleistung.

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