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Design- und Ornamentgläser

Schön strukturiert

Im Schnitt hält sich ein Mensch zu 90 Prozent seiner Zeit in Innenräumen, d.h. in seiner Wohn- und Arbeitsstätte auf. Räume sollten daher individuell gestaltet werden, um sich bestmöglich entfalten zu können. Glas wird dabei immer wichtiger, da es wie kein anderes Material in der Lage ist, natürliches Licht weiterzuleiten sowie Räume zu strukturieren, so wirkt es raumbildend und raumaufhellend zugleich. Das gilt für den gewerblichen ebenso wie den privaten Bereich.

Im Interieur werden meist die Design- und Sicherheitsgläser nachgefragt, wobei es auf die Kombination von drei Aspekten ankommt: Farbe, visuelle Anmutung (transparent, lichtdurchlässig oder blickdicht) und Oberflächenstruktur. Designgläser, zumeist im Gussglasverfahren hergestellt, sind gekennzeichnet durch Struktur, Form und Farbe. Man unterscheidet dabei nach technischer und dekorativer Bearbeitung.

Der entscheidende Aspekt von Designgläsern ist ihre Wirkung. So lassen sich Räume mit Wänden aus Ornamentglas in einzelne Bereiche unterteilen, ohne sie optisch zu verkleinern. Eine mehr oder minder starke Durchsichthemmung ergibt sich als Funktion aus Ornamentierung, Farbe und Dicke des Glases. Die geometrischen Abmessungen der Muster von Gussglas wie Wellen, Rippen, Prismen oder anderen Prägungen können eine Lichtstreuung und Lichtlenkung bewirken, die auch in entlegenen Raumteilen und -winkeln zur gewünschten Aufhellung führen. So belichtet eine Verglasung mit senkrecht geripptem Rohglas auch die Raumteile rechts und links vom Fenster, eine Verglasung mit waagerecht angeordneten Rippen leitet das einfallende Tageslicht nach oben und unten. Rückseitig verspiegelte Gläser können Räume effizient, gleichmäßig und blendungsfrei aufhellen. Das schafft nicht nur eine besondere Raumwirkung, es hilft auch Energie zu sparen. Satiniertechniken wie Sandstrahlen, Ätzen oder Bedrucken erlauben effektvolle diffuse Hinterleuchtungen von Gläsern.

Blickfang mit Blickstopp

Das charakteristische Merkmal aller Gussgläser ist die ausgeprägte Ornamentierung der Oberfläche, man spricht deshalb auch von Ornamentglas. Gussglas hat eine hohe Lichtdurchlässigkeit, ist aber nicht oder nur eingeschränkt durchsichtig. Die Durchsicht lässt sich anhand eines Sichtschutzfaktors bestimmen. Die Kennzahl 1 bedeutet maximale Durchsichthemmung, 10 bedeutet minimale Sichthemmung hinsichtlich der Erkennbarkeit von Objekten hinter dem Glas.

Je nach Strukturanordnung kann Licht gerichtet in den Raum gelenkt werden. Das Glas wird farblos oder farbig, ohne oder mit Drahtnetzeinlage, mit ein- oder beidseitig strukturierter Oberfläche erzeugt. Gussglas wird im Walzverfahren hergestellt, wobei die Glasschmelze durch ein oder mehrere hintereinanderliegende Walzenpaare geformt wird. Das Muster wird in die noch heiße Glasmasse geprägt. So entsteht die für jeden Glastyp charakteristische Oberflächenstruktur. Je nach Walzenform können eine glatte und eine strukturierte, zwei glatte oder zwei strukturierte Oberflächen erzeugt werden.

Wo besondere Sicherheitsanforderungen bestehen, ohne dass Sicherheitsglas nach DIN 18361 verwendet werden muss, kommt Gussglas mit Drahtnetzeinlage zum Einsatz. Es besitzt günstige Brucheigenschaften und ist generell widerstandsfähiger als vergleichbares Gussglas. Drahtglas kann nicht vorgespannt werden.

Die glatten Seiten von Ornamentgläsern und die Oberflächen von Floatglas können durch unterschiedliche Techniken gestaltet werden. Farbige, opake oder transluzente Oberflächen können durch Emaillieren hergestellt werden. Dabei wird eine Emailschicht, die auf einer Seite einer vorgespannten oder teilvorgespannten Glasscheibe aufgebracht worden ist, bei sehr hoher Temperatur eingebrannt. Die Emailschicht verschmilzt vollständig mit der Scheibe und verleiht dem Glas eine sehr hohe Haltbarkeit. Die Emailschicht lässt sich im Siebdruckverfahren aufbringen.

Eine traditionelle Art der Oberflächengestaltung von Floatglas ist das Mattieren. Die Oberfläche wird dabei durch Sandstrahlen, Säurebehandlung (Ätzung) oder Schleifen aufgeraut. Der Mattierungsgrad durch Ätzen ist abhängig von der Einwirkungsdauer der Säure. Durch das Abdecken einzelner Bereiche können verschiedene Muster oder Motive in die Oberfläche geätzt werden. Je stärker die Ätzungen sind, desto rauer wird die Scheibenoberfläche und die Transparenz nimmt ab. Säuremattierte Gläser können wie Floatgläser weiterverarbeitet werden.

Glasoberflächen können auch durch Sandstrahlen mattiert werden, die optische Wirkung ist ähnlich wie bei geätzten Scheiben. Die Tiefe und Transluzenz der Sandstrahlarbeit sind je nach Bestrahlungsintensität und verwendeter Sandart unterschiedlich.

Glänzende opake Oberflächen erzielt man durch Lackieren. Dabei wird eine Lackschicht auf die Rückseite eines Floatglases aufgetragen und ausgehärtet.

Auf den Feinschliff kommt es an

Die Kantenbearbeitung dient in erster Linie der Funktionalität, denn sie beseitigt Unregelmäßigkeiten infolge des Zuschnitts und „entschärft“ so die Kante. Der Kantenschliff kann aber auch dekorativ eingesetzt werden, um die Wirkung eines Glases ästhetisch zu unterstützen. Die dekorative Kantenbearbeitung wird an klaren oder transluzenten Gläsern oder Spiegeln ausgeführt. Dadurch wird das Dekor zur Geltung gebracht und die Konturen des Glases werden hervorgehoben. Dies gilt vor allem bei dicken Gläsern. Zu den dekorativen Bearbeitungen zählen das Abrunden der Kanten und verschiedene Facettenschliffe. Nach der Bearbeitung lässt sich das Glas je nach Glasart biegen, (teil-)vorspannen, zu Isolierglas mit höherer Wärmedämmung weiterverarbeiten, verspiegeln oder lackieren. Bestimmte Standardbearbeitungen sind in der Norm EN 12150 beschrieben.

Die spezifischen Werte von Gussglas entsprechen denen von Floatglas. Ausnahmen sind Gussgläser mit Drahteinlage und die Biegefestigkeit. Einige Gussgläser haben aufgrund ihrer Materialdicke (12 mm bis 19 mm) eine hohe mechanische Widerstandsfähigkeit und eignen sich durch die mechanische Festigkeit sogar dazu, selbsttragende Möbel herzustellen. Ornamentgläser werden in Produktreihen hergestellt, sodass Standardmuster entstehen und auch bei unterschiedlichen Dekoren einer Reihe eine stilistische Einheitlichkeit gegeben ist. Ornamentgläser mit einer glatten Seite können auf dieser ebenfalls weiterbearbeitet werden. Durch die Vielfalt an Mustern sind Designgläser damit für die unterschiedlichsten Stile und Anwendungsbereiche geeignet. —

Die Autorin

Eva Kazmierczyk ist für Produktmanagement Designglas bei der Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH verantwortlich.

http://www.saint-gobain-glass.com

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