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Nachruf

In Memoriam

Heute möchte ich statt eines Kommentars meinem früheren Chef bei Chemetall, Klaus Henrich (76) gedenken, der am 4. August 2011 nach schwerer Krankheit verstarb. Viele deutsche Glasspezialisten haben ihn gekannt. Neben seinem technischen und wirtschaftlichen Sachverstand, ist mir seine warmherzige und integre Persönlichkeit in guter Erinnerung. Seine Beerdigung fand am Freitag, den 12. August auf dem Friedhof Glashütten statt, eine passende Ruhestätte für einen Glasfachmann.

Henrich hat die Isolierglasentwicklung maßgeblich beeinflusst. Er war beteiligt am Forschungsprojekt „Dichtungsmassen für Isoliergläser“, als er 1974 Technischer Leiter die Sparte Isolierglas bei Chemetall wurde, später folgte die Gesamtverantwortung der Division Glas.

Unter seiner Leitung wurden Anfang der 70er Jahre neue Dichtstoffe entwickelt, die geeignet waren, um Isolierglas mit wesentlich weniger Aufwand zu produzieren. Damit wurde ein Impuls ausgelöst, der es kleineren Firmen ermöglichte, Isolierglas zu fertigen. Bis dato war das nur großen Herstellern vorbehalten. Dazu zählten Firmen wie Interpane, Glas Trösch, Schollglas, Arcon, Consafis, Scheuten und viele mehr. In den Jahren der Energiekrise erstarkte der Isolierglasmarkt, auf dem es zuvor nur Produkte wie Thermopane und Fisherterm als verlötete Isolierglaseinheiten gab.

Henrich war für Neuerungen stets aufgeschlossen und konnte so viele technische und wirtschaftliche Impulse geben, um die Isolierglastechnik zu einem Hightech-Anwendungsgebiet werden zu lassen.

Er war 40 Jahre in der Glasbranche aktiv und hat nicht nur den deutschen, sondern den weltweiten Glasmarkt beeinflusst. Unter seiner Leitung hatte Chemetall an Dichtstoffprodukten für Isolierglas einen Absatz von weltweit rund 55 Mio. m2. In Europa belief sich der Marktanteil in den 90er Jahren auf etwa 40 Prozent. Henrich hat „seine“ Sparte auch in schweren Zeiten, als der Mutterkonzern schwankte, gut geleitet.

Er hat es verstanden, seinen Kunden gut zuzuhören und die Trends im Markt aufmerksam zu verfolgen. Schon früh hat er das Potenzial der Warmen Kante erkannt und in Zusammenarbeit mit Lenhart das TPS-System entwickelt. Ein komplettes Gießharz Programm wurde unter seiner Ägide entwickelt, ebenso erste laminierte Gläser. Natürlich hat man als Pionier den Vorteil, dass man als erster auf den Markt ist und gemeinsam mit den Kunden wachsen kann. Aber auch auf schnell wechselnde Marktanforderungen konnte er sich einspielen, denn Trends zu erkennen war eine seiner Stärken.

Klaus Henrich war ein besonderer Mensch – wir werden sein Andenken in Ehren bewahren.

Ihr Paul Bastianen

Paul Bastianen

Als gelernter Bauingenieur ist Bastianen seit 1981 in der Glasbranche ­tätig. Der ­Niederländer füllt im Wechsel mit anderen Branchen­kennern diese Gast­kolumne. Diesmal schreibt er für die GLASWELT einen Nachruf auf Klaus Henrich, anstatt die Geschicke der Glasbranche zu kommentieren.

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