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Aus „WK“ wird „RC“ — warum denn das?

Glaswelt – Die neue DIN EN 1627 ist ganz aktuell veröffentlicht worden. Welche Auswirkungen hat die neue Norm auf Hersteller, Industrie und den Handel?

Ralf Spiekers – Eigentlich würde ich gerne sagen, alles bleibt beim Alten. Im Prinzip ist das auch so, denn zum Beispiel korreliert WK2 mit der neuen RC2 Klasse. Eine neue Norm, so die Sicht einiger Prüfinstitute, bedeutet immer auch, dass neu geprüft werden muss. Das sehe ich allerdings nur bedingt so. Als Mitglied des Normungsgremiums kann ich auch sagen, es war Teil des Normungsauftrages, die bestehenden Klassen zu überführen. Als Mitglied des Normungsgremiums kann ich sagen, es war Teil des Normungsauftrages, im Rahmen der Überarbeitung der Vornorm ENV 1627 zu einer europäischen Norm die „alten“ WK- und „neuen“ RC-Klassen vergleichbar zu gestalten. Das ist auch gelungen, mit Ausnahme der untersten Klasse (RC1) und der obersten (RC6). Dennoch: Wird eine neue Norm veröffentlicht, müssen sich alle Beteiligten mit den Inhalten beschäftigen. Neue Konstruktionen werden zukünftig entsprechend der aktuell veröffentlichten Norm ausgelegt und geprüft. Vonseiten der ausschreibenden Stellen werden im Leistungsverzeichnis die neuen RC-Klassen zu finden sein. Das sind die üblichen Auswirkungen auch dieser neuen DIN EN 1627.

Glaswelt – Der Fensterkonsument hat sich jetzt an die WK-Klassen allmählich gewöhnt. Warum muss man diese jetzt wieder in RC-Klassen umbenennen?

Spiekers – Fast könnte man sagen: alles neu macht der Mai. Es dauerte ja fast 5 Jahre, bis aus dem Entwurf (1996) nun eine Norm wurde. Die bestehende Fassung ist sogar aus dem Jahre 1999. Nach dieser Vornorm sind alle Prüfzeugnisse ausgestellt. Aus deutscher Sicht ist es schon schmerzhaft, nun neue Buchstabenkürzel zu haben – zumal suggeriert wird, dass es nun ein höherwertiges Produkt gäbe. Dem kann aber nicht wirklich so sein. Letztendlich korrelieren die alten und neun Klassen ja. Vielleicht muss man auch nochmal genauer auf die Anforderungen schauen und etwas nachregulieren. Um in Europa Zustimmung für diese europäische Norm zu finden, mussten Kompromisse erarbeitet werden. Hierzu war es unumgänglich, die Anforderungen in der untersten Klasse RC1 und der obersten RC6 zu verändern. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, hat man sich für die neue Abkürzung RC (Resistance Class) entschieden, um unterscheiden zu können. Die neue Abkürzung RC wird nun in der neuen EN 1627 bis 1630 generell verwendet, obwohl das nur bei RC1 und RC6 sinnvoll ist.

Glaswelt – Muss der Fensteranbieter seine Prüfzeugnisse jetzt auch wieder erneuern ­lassen?

Spiekers – Hier gibt es ein klares „Jein“. Erst einmal gilt die Korrelation der wesentlichen Klassen. Ein „muss“, so wie es Ihrer Frage zu entnehmen ist, ist also nicht gegeben. Auch kann man ein bestehendes, datiertes Prüfzeugnis nicht umschreiben. Für neue Konstruktionen oder größere ­Veränderungen bei bestehenden Systemen wird man neu prüfen. Für bestehende Prüfzeugnisse gibt es ein klares „Nein“.

Werden in den Leistungsverzeichnissen Bauelemente entsprechend der neue Klassen RC2 bis RC5 verlangt, können selbstverständlich bestehende Prüfzeugnisse nach der alten ENV 1627:1999 (WK2 bis WK5) vorgelegt werden. Dies war ja Ziel des Normierungsauftrages, die „alten“ WK- und „neuen“ RC-Klassen vergleichbar zu gestalten. Neue Konstruktionen oder größere Veränderungen bei bestehenden Systemen werden dann sukzessive nach der neuen EN 1627:2011 geprüft und klassifiziert.

Glaswelt – Ab wann wird denn dann die neue Norm rechtsverbindlich? Gibt es eine „Koexistenzphase“?

Spiekers – Eine Koexistenzphase, wie es u.a. bei der Produktnorm Fenster und Außentüren bedurfte, ist nicht vorgesehen. Die Gültigkeit von Normen beginnt mit ihrem Erscheinen und endet mit ihrer Zurückziehung.

Glaswelt – Wo wir gerade bei den Normenveröffentlichungen sind: Aktuell ist auch die DIN 18055 als Entwurf verfügbar. Was bringt uns dieses Regelwerk?

Spiekers – Die neue DIN 18055 ist als Hilfestellung für den Handwerker zu verstehen. Der Norm­entwurf spiegelt die allgemein anerkannten Regeln der Technik und ist daher für jeden Tischler und Schreiner, der mit der Verwendung von Fenstern zu tun hat, relevant. Hier findet man die notwendigen Klassen für Wind Schlagregen, aber auch zur Luftdichtheit. Die DIN löst für diese Eigenschaften die in die Jahre gekommenen Einsatzempfehlungen ab. Aber sie gibt auch Hinweise, wie mit den Eigenschaften und Klassen der Produktnorm umzugehen ist. Dabei haben wir in der Norm nicht den leichtesten Weg gewählt, sondern, gerade auch um nicht neue Mindestklassen zu erfinden, sehr sensibel formuliert. In dem Arbeitskreis saßen neben den Verbänden und Unternehmen auch die renommierten Institute. Auf das Ergebnis kann man stolz sein! —

Die Fragen stellte Daniel Mund, stellv. Chef­redakteur der GLASWELT.

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