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Von der Idee bis zum Erfolg

Rehberger: In diesem Jahr stehen für unsere Branche mit der R+T in Stuttgart, der fensterbau/frontale in Nürnberg und der glasstec in Düsseldorf die drei wichtigsten Messen für unsere Branchen an. Die Aussteller richten ihre Anstrengungen in der Regel so aus, dass sie auf den Messen die neuesten Entwicklungen erstmals der Öffentlichkeit präsentieren können. Manchmal ist der Umgang damit so geheim, dass selbst wir von der Presse keine Vorabinformationen dieser Innovationen erhalten. Was hältst Du davon?

Mund: Erstmal halte ich von dem Wort „Innovation“ gar nicht viel. Wir werden täglich mit diesem Begriff konfrontiert und was uns Redakteuren oft als Innovation verkauft wird, ist aber erstmal nur eine Neuheit oder Weiterentwicklung. Denn schließlich ist die „Innovation die Durchsetzung einer Neuerung, nicht allein ihre Erfindung“ (Joseph Schumpeter). Das neue Produkt muss also erst einmal am Markt erfolgreich eingeführt sein. Streng genommen kann man also erst nach einem Messeauftritt und einer positiven Kundenresonanz von einer Innovation sprechen. Klar ist: Die Geheimniskrämereien vor einer Messe haben zwei Ursachen: Der Wettbewerb soll vorab nicht auf die Neuheiten reagieren können und die Ideen sollen für reichlich Gesprächsstoff im Umfeld der Messe sorgen. Das ist doch mehr als verständlich.

Rehberger: Nehmen wir an, ein Produkt wird auf der Messe eingeführt und etabliert sich als wirkliche Innovation. Das kann für eine ganze Branche weitreichende Konsequenzen haben. Ein Beispiel: das neue Fassadenglas von arcon, das wir auf Seite 53 vorstellen. Dieses wirkt Anisotropien, d.h. störenden, sichtbaren Doppelbrechungserscheinungen bei ESG oder TVG entgegen. Bisher waren Isotropiewerte von ca. 55 bis 80 Prozent üblich. Das neue Glas erreiche nach Herstellerauskunft Werte größer 95 Prozent, sodass die ungewollten Erscheinungen fast nicht mehr auftreten. Werden solche Gläser jetzt Stand der Technik, müssten die anderen Anbieter nachziehen und ihre Produktion anpassen und ggf. viel Geld investieren. Diese Folgen der Innovation würden nicht jedem gefallen.

Mund: Neuheiten gefallen nicht immer allen – vor allem nicht dem Wettbewerb. Und warum sollte das Glas zum Stand der Technik erklärt werden?

Rehberger: Nach Aussage des Fassadenspezialisten Ralf Rache war bis dato die Anisotropie als physikalische Eigenschaft aufgeführt und als Standard festgeschrieben, da der Effekt produktionsbedingt charakteristisch für ESG/TVG sei. Das gelte mit dem neuen Anisotropien-armen Glas so jetzt nicht mehr.

Mund: Generell ist doch entscheidend, wie der Markt auf die Neuheit reagiert: In den letzten Monaten und Jahren gab es schon reichlich viel neue Mobiltelefone, aber nur das iPhone hatte diesen gigantischen Erfolg – das war eine ­Innovation aus dem Lehrbuch. Auf der anderen Seite gibt es auch so viele Neuheiten, die nach der Markteinführung auch gleich wieder verschwinden …

Rehberger: Das ist das Spannende in allen Branchen: egal wie gut ein neues Produkt ist, egal wie gut die Markteinführung vorbereitet wurde – man kann nicht sicher vorhersagen, ob der Kunde es wirklich annimmt. Wir wünschen Ihnen für 2012 auf alle Fälle viel Erfolg mit Ihren neuen Produkten. Wir sind schon gespannt, was Sie in diesem Jahr zwischendurch sowie auf den eingangs genannten Branchenmessen präsentieren werden. Und nun Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der neuen GLASWELT.