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Mittelrheinforum Koblenz

Structural Glazing einmal anders

Die beiden Gebäude des neuen ­Mittel­rheinforums teilen sich in ein Shopping-­center (20000 m2) sowie einen 12000 m2 großen Bau für kulturelle Nutzungen auf. Beide Solitäre fügen sich harmonisch in den innerstädtischen Bestand ein und bilden das neue kommerzielle und kulturelle Zentrum von Koblenz.

Die Fassade des Shoppingcenters besitzt ein klassisches, horizontales Schaufensterband, während bei dem Kulturbau die Fassadenöffnungen mit einer zweiten Haut, in einem Abstand von etwa 70 cm von Glascobond-Verbundsicherheitsgläsern umhüllt sind.

Der dadurch entstehende Zwischenraum ist über ­Gitterrostebenen zu Revisions- und Reinigungzwecken zugänglich.

Der statische Verbund von Glascobond ermöglicht es, mit geringeren Scheibendicken größere Spannweiten zu erreichen. So konnte bei diesem Projekt eine von der ausgeschriebenen Lösung abweichende Variante offeriert werden. Hierbei wurde die ursprünglich maximale vertikale Spannweite von 2,20 m durch eine Spannweite von 3,20 m ersetzt.

Die größeren Spannweiten der Außenscheiben führen neben den erweiterten gestalterischen Möglichkeiten auch zu konstruktiven Einsparungen. Dadurch wurde für die Unterkonstruktion deutlich weniger Stahl notwendig sowie gleichzeitig die Anzahl der Durchdringungspunkte in die bereichsweise innen liegende Wärmedämmverbundfassade reduziert. Die gesamte Stahlkonstruktion der Außenfassade ist abgehängt.

Die Fassade wird an der Attika über Konsolen an schlanken Zugstäben verankert. An diesen Zugstäben werden umlaufende Riegel (Stahl-Rechteckprofile) abgehängt, welche die horizontale Grundstruktur der Konstruktion darstellen.

Die Glasscheiben der Außenhaut haben ein liegendes Format von 3,75 m bis 5,00 m Länge und sind ausschließlich auf den umlaufenden horizontalen Riegeln linienförmig aufgelagert.

Lagerung der Scheiben im Scheibenverbund integriert

Die Scheiben werden mittels eines völlig neuen Structural Glazing Systems gehalten. Ursprünglich sollte die mechanische Sicherung der Außenscheiben durch an der Glasoberfläche eingeschliffene Drahtbügel sichergestellt werden.

Im Gegensatz dazu wird bei diesem Projekt jetzt zum ersten Mal die Lagerung der Scheiben in den Scheibenverbund selbst integriert. Hierzu werden Edelstahlprofile in die Zwischenschicht aus SGP einlaminiert.

Sie dienen zum einen der Befestigung der Glasscheiben an der horizontalen Stahlunterkonstruktion und zum anderen gewährleisten sie die erforderliche mechanische Sicherung der verwendeten VSG-Scheiben.

Zur horizontalen Sicherung greifen Haltekrallen in einem Abstand von ca. 30 cm in das unten und oben einlaminierte Edelstahlprofil ein. Damit ist an der Oberfläche der Scheiben keine zusätzliche mechanische Sicherung mehr erforderlich. Die horizontale Fuge, über die die Haltekrallen eingefädelt werden, wird abschließend silikonisiert, die mechanische Sicherung ist so unsichtbar.

Sichtbar werden in der fertigen Fassade lediglich das schmale einlaminierte Stahlprofil und die Silikonfuge. Die vertikalen Fugen zwischen den Scheiben werden nicht versiegelt und bleiben damit offen. Sie stellen so die Belüftung des Fassadenzwischenraums sicher.

Ausschlaggebend für den optischen Gesamteindruck der Fassade ist die keramische Bedruckung auf der Außenseite der Fassadenscheiben. Diese sind mit einem horizontal durchlaufenden Punkt­­raster bedruckt, wobei die weißen Punkte durch unterschiedliche Durchmesser eine kontinuierliche, fließende Bewegung suggerieren. Die Fassaden der Eckbereiche des dreieckigen Baukörpers werden auf der Innen- und der Außenhaut jeweils aus gebogenen Scheiben ausgeführt. Ihr Krümmungsradius beträgt ca. 6500 mm.

Kaltgebogene Gläser im Einsatz

Die gebogenen Scheiben der Außenhaut bestehen aus statischen Gründen aus drei Einzelscheiben (6 mm ESG-H). Die Bedruckung auf der Außenseite der Außenhaut ist mit thermisch gebogenen Scheiben so nicht möglich. Mit dem für das Bauwesen üblichen Warmbiegen im Rollenofen würden die Scheiben auf der zu bedruckenden konvexen Seite über die Rollen verfahren, was weder der Ofen noch die Schmelzfarbe schadensfrei überstehen würde.

Das Krümmen der im ebenen Zustand bedruckten Einzelscheiben der VSG-Gläser erfolgt während der Lamination und wird deshalb als Laminationsbiegen bezeichnet. Bei diesem Kaltbiegeverfahren bleibt die Biegespannung aus der Verformung dauerhaft im Glas. Die dauerhafte Krümmung der Scheiben wird ausschließlich über die schubfesten Eigenschaften der Verbundfolie im Glascobond-Verbundsicherheitsglas sichergestellt.

Für die statische Bemessung des Schubverbunds von Glascobond wurde eine AbZ (allgemeine bauaufsichtliche Zulassung) vom DiBt für Glascobond-Verbundsicherheitsglas mit Schubverbund (Glascobond-S) für Kurzzeitlasten erteilt.

ZiE problemlos erhalten

Da die Verglasungskonstruktion weder mit der TRLV noch mit der TRAV vollständig übereinstimmt bzw. die Außenscheiben absturzsichernd auszuführen sind, bedurfte die Fassade einer Zustimmung im Einzelfall der obersten Bauaufsichtsbehörde von Rheinland Pfalz. Die ­laminationsgebogenen Scheiben sowie die geraden Scheiben haben das Zustimmungsverfahren problemlos durchlaufen.

Insofern die Wetterlage nicht davon abhält, kann die fertiggestellte Fassade ab Ende April 2012 in Koblenz besichtigt werden. —

Hanno Sastré

Mehr zu Glascobond

Das Glascobond Spezial-VSG wird mit dem schubsteifen Interlayer SGP 5000 von DuPont in einem eigens entwickelten Sackverfahren hergestellt und kann höhere statische Werte erreichen als üblich. Die höhere Steifigkeit erlaubt damit erweiterte technische Möglichkeiten (z.B. größere Spannweiten, bei geringeren Scheibendicken) sowie einen großen Gestaltungsspielraum. Die Glascobond-Gläser werden von der seele sedak GmbH produziert und vertrieben.

https://seele.com/ | https://www.sedak.com/en/

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