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Was ist eigentlich Universal Design?

Produkte für jede Lebenslage

Das Universal Design ist ein interna­tionales Design-Konzept, welches Produkte, Geräte, Umgebungen und Systeme derart gestaltet, dass sie für so viele Menschen wie möglich ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung nutzbar sind – so die Definition aus dem Übereinkommen der Vereinten Nationen. Das Design der Produkte ist so flexibel, dass es ohne Zusatztechnik oder Anpassung von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen) in unterschiedlichen Situationen benutzt werden kann. Das Konzept des Universal Designs hat seinen Ursprung in den USA (siehe „Übereinkommen der Vereinten Nationen über Rechte von Menschen mit Behinderungen; erster Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland“, ­ http://www.bmas.de ).

Parallel wurde in Europa ein weiteres Design-Konzept unter dem Begriff „Design für alle“ (DfA) entwickelt. Es handelt sich um ein europäisches Gestaltungskonzept, das mögliche Beeinträchtigungen der Nutzer mit einbezieht. Die gestalteten Produkte sollen hierbei für möglichst viele Anwendergruppen ohne spezielle Anpassungen nutzbar sein. Anwendergruppen könnten hierbei Kinder, Erwachsene oder ältere Menschen sein.

Dass beide Ansätze sehr eng miteinander verbunden sind, zeigt beispielsweise die Entwicklung bei Produkten in der Kommunikationsbranche. Ein Handy mit großem Display und je zwei Tasten rechts und links davon mit deutlicher Schrift anstelle vieler verwirrender Symbole ist nicht nur seniorenfreundlich, sondern spricht auch andere Nutzer an, die einfache Bedienung bevorzugen.

Somit wird deutlich, dass universelles Design kein Produkt, sondern ein Prozess ist. Das Ergebnis dieses Prozesses führt zu einem Produkt, welches dann für eine größtmögliche Gruppe von Menschen benutzt werden kann.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass universelles Design nicht bedeutet, dass wirklich alle Menschen bzw. Anwendergruppen unter allen Umständen ein Produkt nutzen können. Denn es gibt kein Produkt, das die Bedürfnisse von allen Nutzern vollständig erfüllen kann. Aber wenn die Bedürfnisse von so vielen Nutzern wie möglich in den Designprozess einbezogen werden, können Produkte entworfen werden, die von Menschen mit der breitestmöglichen Palette unterschiedlichster Fähigkeiten in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen verwendet werden können.

Hier gilt es auch die Abgrenzung zum Begriff „Barrierefreiheit“ durchzuführen. Nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) § 4 wird Barrierefreiheit wie folgt definiert: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“

Die Barrierefreiheit ist somit die größtmögliche Teilmenge von Universal Design.

Prinzipien und Grundsätze

Im Hinblick auf die Gestaltung von Produkten sollten möglichst folgende Designaspekte berücksichtigt werden:

  • Die Produkte sollen für einen möglichst breiten Nutzerkreis mit unterschiedlichen Fähigkeiten nutzbar sein (Kinder, Senioren).
  • Die Produkte sollen eine hohe Flexibilität in der Benutzung – z.B. die Anpassung an die Schnelligkeit des Benutzers – aufweisen.
  • Die Produkte sollen eine intuitive Benutzung – z.B. die Gestaltung eines Tasters zum Öffnen einer Schiebetüre – ermöglichen.
  • Das Design der Produkte soll dem Benutzer die notwendigen Informationen zur Nutzung möglichst effektiv zur Verfügung stellen.
  • Die Produkte sollen so gestaltet werden, dass sie keine Fehlfunktionen aufweisen und keine Gefahren sowohl bei der Nutzung als auch bei einer Fehlbedienung aufweisen.
  • Die Produkte sollen so gestaltet werden, dass sie mit geringem Kraftaufwand bedient oder benutzt werden können. Dies trifft beispielsweise auf die Bedienung von Türen oder Beschlägen zu.
  • Die Produkte sollen so gestaltet werden, dass ausreichend Platz für den Zugang, die Erreichbarkeit und die Benutzung, unabhängig von der Größe des Nutzers, gegeben ist. Dies wird z.B. durch die Reduzierung der Griffhöhe bei einer Tür zur besseren Bedienbarkeit durch Kinder oder Rollstuhlfahrer realisiert.

Anforderungen und Auswirkungen

Um die vielfältigen Anforderungen aus Universal Design für Türen, Tore und Baubeschläge transparent zu machen, arbeitet das ift Rosenheim an der Entwicklung sogenannter Kriterienkataloge. Diese Kriterienkataloge sind optionale Anhänge an bestehende ift-Zertifizierungsprogramme, bspw. für Fenster, Außen- oder Innentüren, und legen die Anforderungen des Universal Designs für Bauprodukte fest.

Als Anlage zum Zertifizierungsprogramm QM 326 für Innentüren wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, welcher die Anforderungen an Türen in Abhängigkeit des vorhergesehenen Nutzerkreises unterscheidet. Im Hinblick auf das Universal Design werden folgende Aspekte bewertet und beurteilt:

  • Anforderungen an die Unternehmen (Ausrichtung der Unternehmensphilosophie hinsichtlich des Universal Designs),
  • Produktentwicklung und Produktherstellung (bspw. ob unterschiedliche Nutzergruppen ausreichend berücksichtigt werden, ob Maßnahmen zur Um- oder Nachrüstung vorhanden sind oder welche Materialien eingesetzt wurden),
  • technische Anforderungen an Produkte (Werden die gesetzlichen Anforderungen erfüllt? Gebrauchstauglichkeit über die Lebensdauer, Aspekte aus Hygiene und Gesundheit),
  • Ökologie und Nachhaltigkeit,
  • Bewertung der Bestellvorgaben für die Produkte,
  • Bewertung der Verpackung und des Lieferservices,
  • Beurteilung der Bedienungs- und Wartungsanleitung der Produkte
  • Service und Nachbestellmöglichkeiten bzw. Austausch,
  • Recycling/Entsorgung.

Kennzeichnung und Nutzen

Um die Nachweisführung möglichst einfach zu gestalten, wurden die relevanten ift-Zertifizierungsprogramme für Türen, Tore und Baubeschläge mit optionalen Anhängen zum Universal Design erweitert. Somit wird bei der Kennzeichnung transparent, ob ein Produkt auch die Anforderungen an Universal Design erfüllt. Sofern ein zertifiziertes Produkt auch die Anforderungen des relevanten Anhangs des Zertifizierungsprogramms erfüllt, ist es berechtigt, als Universal Design-gestaltetes und -zertifiziertes Produkt gekennzeichnet zu werden. Durch die Hinterlegung eines sogenannten QR-Codes ist künftig ein schneller Zugriff auf die ift-Service-Plattform möglich, auf welcher alle zertifizierten Produkte gelistet werden. Dieses Bauproduktenregister sichert aufgrund der Neutralität des ifts und der ift-Zertifizierungsstelle die entsprechende Akzeptanz bei Architekten, Behörden und dem Endverbraucher. Durch die künftige Registrierung der Produkte unter https://www.ift-rosenheim.de/loesungen?tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=service%3ABerechnung+%2B+Simulation#tx-solr-search-solutionfinder können Baubehörden, Planer und Verbraucher auf einer neutralen Plattform erkennen, ob ein entsprechendes Produkt vorliegt. Der Zugriff auf dieses Bauproduktenregister ist kostenlos. —

Universal Design in Kürze

Gemäß der Definition der UNO aus dem Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist universelles Design ein internationales Design-Konzept, welches Produkte, Geräte, Umgebungen und Systeme derart gestaltet, dass sie für so viele Menschen wie möglich ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung nutzbar sind.

  • Universal Design ist kein Produkt, sondern ein Prozess. Das Ergebnis des Prozesses führt zu einem Produkt, welches dann von einer größtmöglichen Gruppe von Menschen benutzt werden kann.
  • Das ift Rosenheim entwickelt Kriterienkataloge für Fenster, Türen und Zubehörteile als optionale Anhänge zu bestehenden Zertifizierungsprogrammen, in denen die Anforderungen an Universal Design aufgeführt werden.

Zertifizierte Produkte werden künftig gelistet unter

https://www.ift-rosenheim.de/loesungen?tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=service%3ABerechnung+%2B+Simulation#tx-solr-search-solutionfinder

Der Autor

Christian Kehrer (42) ist seit 2000 Leiter Prüffeld Türen, Tore, Sicherheit, seit 2004 Prüfstellenleiter ift Zentrum Türen, ­Tore Sicherheit und seit 2010 ­Leiter der ift-Zertifizierungs- und Überwachungsstelle. Zudem ist er Mitarbeiter des Deutschen Spiegelausschusses Einbruchschutz und Mitarbeiter in diversen Normungsausschüssen zu Beschlägen, Türen und Toren und hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Rosenheim.

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