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Norm für maßhaltige Holzbauteile (Teil 2)

Licht in den 68800-Dschungel bringen

Die überarbeitete DIN 68800 bietet dem Hersteller die Möglichkeit, bei entsprechender Anpassung seiner Fertigung, dass er grundsätzlich auf einen vorbeugenden chemischen Holzschutz gegen holzzerstörende Pilze und gegen Bläue verzichten kann.

Die gezeigte Tabelle basiert auf den empfohlenen Mindest-Dauerhaftigkeiten der Tabelle E.1 in DIN 68800-1 und stellt einige Anwendungsbeispiele für Bauteile und verwendbare Holzarten/Holzprodukte bei nicht tragenden Bauteilen in Abhängigkeit von der Gebrauchsklasse, dem Qualitätsanspruch („Schutzniveau“) und der erwarteten Gebrauchsdauer dar. Klar ist: Bei allen in der Tabelle dargestellten Fällen dürfen auch Holzarten oder modifizierte Holzprodukte mit besserer Dauerhaftigkeit eingesetzt werden.

Auch bei tragenden Bauteilen besteht die Möglichkeit, auf vorbeugenden chemischen Holzschutz zu verzichten. Tabelle 2 zeigt die empfohlenen Mindest-Dauerhaftigkeiten sowie Anwendungsbeispiele und mögliche Holzarten.

Bei allen maßhaltigen Holzbauteilen besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, aus verschiedenen Holzarten und Holzprodukten „geschichtete“ Kantelaufbauten zu verwenden. Die Außenlamelle besteht dabei aus einer witterungsbeständigen Holzart oder einem entsprechenden, modifizierten Holzprodukt. Der mittlere Bereich kann aus verschiedenen Funktions­zonen bestehen, u.a. zur Lastabtragung aus Glasgewichten und Beschlägen. Wichtig ist hierbei darauf zu achten, dass auch im Glasfalzbereich, wo häufiger mit erhöhten Feuchtebelastungen zu rechnen ist, ausreichend dauerhaftes Material zum Einsatz kommt. Im mittleren Bereich kann auch eine thermische Optimierung des Holzkantels stattfinden, z.B. durch den Einsatz leichter Holzprodukte mit Wärmeleitfähigkeiten von 0,04-0,08 W/mK. Auf der Innenseite können dekorative Hölzer zum Einsatz kommen, wie sie z.B. aus dem Innenausbau bekannt sind.

Soll der vorbeugende chemische Holzschutz weiterhin ausgeführt werden, ist DIN 68800-3 zu beachten, d.h. für nicht tragende Holzbauteile gelten die Empfehlungen des Anhangs C:

  • Eindringtiefeanforderung NP 1 („keine Anforderung“). In jedem Fall gelten die vom Lieferanten angegebenen Aufbringmengen.
  • Zum besseren Schutz der Eckverbindungen gilt die Empfehlung, die Einzelteile vor dem Zusammenbau zu imprägnieren (Fluten oder Tauchen).
  • Die Verklebung der Eckverbindungen (z.B. Schlitz-/Zapfen, Dübel) darf durch die Imprägnierung nicht beeinträchtigt werden. Es ist auf vollständige Trocknung der Imprägnierung vor Weiterverarbeitung zu achten.

Bei tragenden Holzbauteilen gestaltet sich die Anwendung eines vorbeugenden chemischen Holzschutzes schwieriger, da die Eindringtiefeanforderung (mindestens Klasse NP 3, d.h. 6 mm seitlich im Splint) nur mit Druckverfahren zu erreichen ist.

Bei Fichte ist diese Eindringtiefeanforderung nur mit zusätzlicher Perforation der Oberfläche zu erreichen, was einen optischen Mangel darstellt und ggf. zu einem Festigkeitsverlust führt.

Wird ein vorbeugender chemischer Holzschutz gegen holzzerstörende Pilze und/oder Bläue durchgeführt, ist dies nach DIN 68800-3 in den Begleitpapieren zu deklarieren. Die Deklaration muss folgende Informationen enthalten:

  • Name und Adresse des Herstellers, ggf. codiert, Jahr der Behandlung,
  • Verweis auf die zugrunde liegende Norm (DIN 68800-3),
  • Angabe, ob die Behandlung für den tragenden oder nicht tragenden Bereich erfolgte,
  • Name und Zulassungsnummer des Holzschutzmittels (nur bei tragender Verwendung),
  • Schutzziel (erreichte Gebrauchsklasse), Einbring- bzw. Aufbringmenge, erreichet Eindringtiefeklasse.

Fazit

Im Allgemeinen beseitigt die überarbeitete DIN 68800 einige Unsicherheiten gegenüber der Vorgängerversion, insbesondere der DIN 68800-3:1990-04. Sie wird nunmehr auch für Hersteller maßhaltiger Holzbauteile anwendbar. Bei entsprechender Ausrichtung ihrer Fertigung, d.h. Verwendung genügend dauerhafter Hölzer oder Holzprodukte können die Hersteller komplett auf einen zusätzlichen chemischen Holzschutz verzichten. Dies ist aus Umwelt- und Klimaschutzaspekten interessant, da unbehandelte Holzfensterrahmen am Ende ihrer Gebrauchsdauer stofflich verwertet werden können und das im Holz gespeicherte CO2 in den Recyclingprodukten weiterhin der Atmosphäre entzogen wird.

Soll der vorbeugende chemische Holzschutz weiterhin ausgeführt werden, sind folgende Punkte zu beachten:

  • Vorbeugender Schutz gegen Insekten ist nicht erforderlich.
  • Bei nicht tragenden Holzbauteilen können die Anforderungen der DIN 68800-3 mit den gängigen Applikationstechniken eingehalten werden, es wird jedoch Imprägnierung am Einzelteil empfohlen.
  • Bei tragenden Holzbauteilen sind die vorgeschriebenen Eindringtiefen nur mittels Druckverfahren zu erreichen, bei Fichte nur mit zusätzlicher Perforation.
  • Der vorbeugende chemische Holzschutz ist auf den Begleitpapieren zu deklarieren.

Insgesamt drängt die neue DIN 68800 die Hersteller maßhaltiger Holzbauteile zum Verzicht auf vorbeugenden chemischen Holzschutz, sowie die Hersteller tragender maßhaltiger Holzbauteile zur Ausführung von Holz-Metall-Kombinationen. —

Literaturverzeichnis

EN 335 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – ­Gebrauchsklassen: Definitionen, Anwendung bei Vollholz und Holzwerkstoffen

DIN 68 800-1:2011-10 Holzschutz – Teil 1: Allgemeines

DIN 68 800-2:2012-02 Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende ­bauliche Maßnahmen im Hochbau

DIN 68 800-3:2012-02 Holzschutz – Teil 3: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln

DIN 68 800-4:2012-02 Holzschutz – Teil 4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und ­Insekten.

Der Autor

Diplom-Holzwirt Eike Gehrts ist selbstständiger Berater für ­Fenster, Türen und Holzwerkstoffe und hat 2010/2011 im Auftrag der Holzfenster- und -fassadenbranche die Einspruchsberatungen zur DIN 68800 begleitet.

Kontakt: gehrts@window.de

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