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Jahreskongress des Bundesverbandes Proholzfenster

Was braucht man für das Fenster der Zukunft?

„Märkte im Wandel – Chancen für Holz- und Holz-Alufenster“ lautete das Motto der diesjährigen Tagung. Themen wie Klimawandel und Energieeffizienz, Demografie und Globalisierung verändern unsere Lebenswelt und stellen uns alle vor große Aufgaben. „Wer bereit ist, diese Aufgaben aktiv anzupacken, dem eröffnen sich vielfältige Chancen“, ist BPH-Vorsitzender Eduard Appelhans überzeugt. „Es kommt aber darauf an, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Weichen zu stellen.“

Appelhans in seiner Begrüßungsansprache: „Die Holz- und Holz-Alu-Fenster herstellenden Betriebe haben viel investiert und werden weiter investieren.“ Das Ergebnis: Der wertmäßige Marktanteil dieser Produkte liege erheblich über den veröffentlichten Daten in Fenstereinheiten – „da haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung hinzugewinnen können,“ erläutert Appelhans selbstbewusst. Der Wettbewerbs- und Innovationsdruck fordere die Branche ständig heraus und die Betriebe hätten immer bewiesen, dass man die besten Fenster der Welt baue.

Mit Kritik gegenüber der Politik sparte der Vorsitzende des Bundesverbandes nicht: Im Sommer sei die Abwrackprämie für alte Heizungen im Gespräch gewesen – viel wichtiger sei es doch, zunächst einmal die Gebäudehülle zu sanieren. Und: Schon länger sei eine Sonderabschreibung für die energetische Gebäudesanierung geplant. Seine rhetorische Frage: „Wo bleibt die Umsetzung?“ Die würde im Streit zwischen Bundestag und Bundesrat unter die Räder geraten. Leider erzeuge dieser Schwebezustand bei Sanierungswilligen eine abwartende Haltung. „Dann wäre es schon besser, überhaupt nichts zu machen“, so sein Fazit.

Der Weg aus der Krise

Christopf Rellstab von der Berner Fachhochschule für Architektur und Holz berichtete in seinem Beitrag von dem Weg, wie die Schweizer Holzfensterhersteller den Weg aus der Krise gemeistert haben: Seien in den 90er und 2000er Jahre die Marktanteile noch kontinuierlich zurückgegangen, hätte man diese Entwicklung durch Neuentwicklungen bei den Produkten und in der Fertigung stoppen können.

Dabei hätten zwei Denkansätze die Holzfensterhersteller beflügelt: Entweder seien bestehende Konstruktionen weiter ausgereizt oder ganz neue Systeme entwickelt worden. Als Ergebnis seien „Holz-Alu-Lightsysteme“ – also abgespeckte Holz-Alu-Systeme – entstanden, die nicht nur sehr leistungsfähig, sondern auch sehr kostengünstig herzustellen waren. Das habe den Schweizer Fenstermachern einen Zeitvorteil verschafft, um weitere Systemschritte entwickeln zu können. Und daraus wiederum seien die modular aufgebauten Systeme entstanden: Jetzt gebe es Anbieter, die vom Lochfenster bis zum Fassadenprogramm alles mit einem System erschlagen könnten. Am Ende seien Mehrleistungen zu einem relativ günstigen Preis zu haben.

Beschläge gehören in den Blendrahmen

Rellstab skizzierte seine Sicht für das Fenster der Zukunft: Bald werden wir viel eher von einem transparenten Heizkörper mit Lüftungs- und ­Beschattungsfunktion sprechen, der in einer intelligenten Gebäudehülle ein­gebunden sein wird.

Zudem ist er der Meinung, dass „die Beschläge in den Blendrahmen gehören und nicht in den Flügel“ – aber hier scheint die ­Beschlagsindustrie noch etwas dagegen zu haben, so sein Statement.

Der Kongress vermittelte zudem mit seinen Workshops eine Vielzahl von praxisgerechten und hilfreichen Hinweisen zur Optimierung von Fenstersystemen sowie zu Marketing-Themen. Rundum-Gespräche und Experten-Tipps werden zu einem künftig noch erfolgreicheren Marketing- und Werbekonzept beitragen.

Ein weiteres Highlight setzte der Abstecher in die nahe gelegene Fensterfabrik von Wertbau: Verbandsmitglied Rainer Taig hatte die Kollegen zu einer ausführlichen Firmenbesichtigung eingeladen. Dort hatte man die Gelegenheit, die Fensterfertigung eines Vollsortimenters genauer unter die Lupe zu nehmen. Vor allem interessierte die Teilnehmer, mit welchen Mitteln und Anlagen der Unternehmer die Holzfensterproduktion in einem industriellen Fertigungsprozess integriert hat.—

Mehr Bilder von der Tagung stehen auf unserer Facebook-Seite: http://www.facebook.com/glaswelt

Daniel Mund

Der lange Weg zur Maschine

Auf sehr großes Interesse ist beim Kongress das Workshop-Thema „Der lange Weg zur Maschine“ gestoßen. Die Fenstermacher Reiner Rutsch ( https://www.rutsch.de/fensterbau-rutsch.html ) und Eduard Appelhans ( https://www.sorpetaler.de/ ) schilderten ihre eigene Entscheidungsfindung, ihren Weg: Rutsch hatte sich für das Profiliercenter Conturex von Weinig und Appelhans für eine Anlage des italienischen Anbieters Working Process entschieden. Die Teilnehmer konnten im Gespräch erfahren, was in der Umsetzungsphase alles passieren kann und ob die Fensterbauer mit ihrer Entscheidung haderten. Das Thema war gut gewählt, denn wer fürchtet sich nicht vor möglichen Fehlentscheidungen, die für ein Unternehmen nicht nur organisatorische, sondern auch schwerwiegende finanzielle Konsequenzen bedeuten können?

Reiner Rutsch erläuterte die Intension seiner Investitionsentscheidung: „Wir machen nicht viele, aber sehr teure Fenster. Wir wollten damit nicht die Umsätze durch mehr Durchsatz erhöhen, sondern haben vielmehr darauf abgezielt, günstiger und hochwertiger zu sein.“ Für ihn sei ausschlaggebend gewesen, dass man ­eine Varianz von 3500 Profilen darstellen müsse, die ohne Verzögerungen zu produzieren seien. Ohne Umrüstzeiten sollten Fenster für den Denkmalschutz oder den Fassadenbau herstellbar sein.

Rutsch formulierte seine Tipps für die Branchenkollegen:

  • Am Anfang sollte man sich andere Betriebe anschauen. Die Anlagenbauer ­würde einem schon bei der Kontaktaufnahme unterstützen.
  • Je besser man vorher alles strukturiert, desto optimaler wird das Ergebnis.
  • Vor der Anlagenentscheidung muss klar sein, welche Profile man herstellen will: Schlitz-Zapfen, Dübel oder geschraubt – Vollwerkzeuge oder gesplittet.
  • Nach der Anlagenentscheidung kommt die Werkzeugentscheidung. „Man kann mit jedem Werkzeug alles machen, aber nicht alles gleich gut.“
  • Anschließend geht es um die Softwareauswahl. Aber: Systeme, mit denen man vorher schon umgegangen ist, sollte man priorisieren. Rutsch: „Eine neue Maschine und eine neue Software wären zu viel gewesen für uns.“
  • Frühzeitig die Mitarbeiter in die Entscheidungen mit einbinden. „Man braucht Mitarbeiter, die das auch wollen.“
  • Intensives Einarbeiten beim Anlagenbauer hilft, dass die Maschine nach Liefertermin sofort benutzt werden kann.
  • In einem Pflichtenheft wird festgelegt, wer wann was zu liefern hat. „Ohne das geht es schief.“

Auch für Appelhans sei in seinem Unternehmen irgendwann der Punkt erreicht gewesen, an dem die Flexibilität mit der alten Harbs-Anlage nicht mehr darstellbar gewesen sei. Jedem, der am Anfang der Investitionsentscheidung stehe, müsse aber klar sein, dass es danach vorbei ist mit der mechanischen Fensterherstellung. Man mutiere zu einer halben EDV-Bude, so sein Statement. Jetzt hätte die neue Anlage 13500 Profilkombinationen „im Kasten“. Dazu habe man die Anlage verkettet mit Fördertechnik und weiteren Maschinen. Rutsch abschließend: „Am Ende des Prozesses ist man glücklich, die Investitionsentscheidung getroffen zu haben – aber zwischendrin gab es Momente, wo man gerne den Schalter wieder umgelegt hätte.“ Man bekomme aber eine wunderbare Maschine geliefert, die sogar noch länger arbeitet als man selber und die dann auch noch das Licht ausschaltet. “

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