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Eine Einschätzung von Peter Tückmantel

3-fach-ISO ist kein Hexenwerk

Isolierverglasungen – und 3-fach-Isoliergläser im Besonderen – sind heute mit steigenden Anforderungen konfrontiert: Die Scheibenformate werden immer größer und schwerer, es werden immer mehr absturzsichernde SG-Lösungen nachgefragt etc. Gleichzeitig werden von Seiten der Planer immer filigranere Konstruktionen gefordert. 3-fach-ISO ist für den Bauherren eine Hightech-Komponente im komplexen System Gebäude und er erwartet hierbei ein perfektes Produkt.

Wurde der Bauherr als Kunde nicht über die Komplexität des Systems aufgeklärt (z.B. die Gründe für eine beschlagene Außenscheibe) und/oder treten jetzt Fehler auf, ist er zu Recht erbost.

Für viele Verarbeiter ist ein 3-fach-Isolierglas (gegenüber 2-fach-ISO) ein relativ neues System. Und es ist eben weit mehr als eine Doppelverglasung plus einer weiteren Scheibe. Deshalb erfordert 3-fach-Isolierglas auch einen anderen Umgang bei Planung und Montage.

Generell gilt: Verglasungen sind Lösungen innerhalb des Gesamtkonzepts einer Fassade und sollten immer in diesem Kontext betrachtet werden und nicht als Einzelprodukt.

Je komplexer das Gesamtsystem, desto mehr Möglichkeiten gibt es Fehler zu machen, die dann zu Schäden führen. Das Glas ist häufig das schwächste Glied in der Kette und zeigt so schnell Mängel im Prozess von der Planung bis zur Ausführung. Diese liegen jedoch nicht unbedingt daran begründet, dass es sich um ein mangelhaftes Glas handelt.

Innerhalb der 3-fach-Isolierglaseinheit ist die Fehlertoleranz deutlich geringer als bei 2-fach-ISO – selbst kleine Fehler haben größere Folgen.

Bei der Planung der Fassadengläsern muss also das gesamte Gebäude betrachtet werden, einschließlich dessen Nutzung. Gäbe es mehr Fachwissen über Glas/Isolierglas auf Seiten der Planer sowie mehr Bereitschaft, einen Fachplaner in Sachen Glas oder bei Glasfassaden zusätzlich einzubinden, so gäbe es viele Probleme nicht. Aber, es muss die Kommunikation stimmen. Das fängt bei der Festlegung der Glasqualitäten an – soll VSG, ESG, ESG-H, Float usw. ausgeführt werden – und ebenso bei der Bemessung: Diese muss von Fachingenieuren ausgeführt werden.

Der Teufel liegt im Detail

Man kann sagen, dass der Randverbund und die Glaskante bei 3-fach-ISO einer besonderen Sorgfalt bedürfen. Die stärkere (u.a. thermische) Belastung des Randverbunds, die Gefahren des erhöhten Glaseinstandes und die Probleme aufgrund von eingeklebten und aussteifenden Scheiben sind bekannt.

Auch wenn häufig eine Ausführung der mittleren Scheibe in Float akzeptiert werden kann, etwa wenn diese nicht beschichtet ist, so bedeutet „akzeptabel“ nicht „empfohlen“. Führt man die mittlere Scheibe in ESG aus, ist hier die Gefahr des Glasbruchs erledigt.

Grundsätzlich positiv ist, dass die 3-fach-Verglasung eine höhere Sicherheit gegen einen Totalausfall bietet, da ihre Redundanz höher ist. So kann durch Ausbildung einer mittleren Scheibe aus ESG (unter Beachtung der statischen Berechnung) eigentlich aus jedem nachgewiesenen absturzsichernden 2-fach-ISO ein absturzsicherndes 3-fach ISO werden.

Gleichzeitig lässt sich bei vorgespanntem Glas das Spontanbruchrisiko durch Nickelsulfid verkleinern, indem weder ESG noch das optimalere ESG-H eingesetzt wird, sondern TVG.

Die sich daraus ergebenden Vorteile und Nachteile (Verletzungsrisiko? Bruchbild entscheidend?) können leider ewig diskutiert werden. Bei der Wahl der passenden Gläser bzw. der Scheibenaufbauten gibt es die EINE Antwort nicht. Hier kann auch zu Recht jeder Hersteller eigene Ansätze und Systemlösungen vertreten, innerhalb der vorgegebenen Vorschriften.

So wird 3-fach-ISO besser

Wichtig ist jedoch, dass der Bauherr, beraten durch z.B. den Architekten oder Fachingenieur, selbst die Entscheidung trifft, welches Glas und welcher Aufbau zu wählen sind. Diese Entscheidungen kann und darf nicht auf den ISO-Hersteller bzw. auf den Lieferanten abgewälzt werden.

Um zu qualitativ besseren Lösungen beim 3-fach-Isolierglas zu kommen lohnt es, eine gesäumte Kante als Mindestanforderung zu fordern. Dies ist heute bei gebogenen Gläsern bereits der Fall. Gerade bei unhandlichen Formaten und dem dadurch erhöhten Verglasungsrisiko bringt dies Vorteile.

Umgekehrt ist es so, dass die übertriebene Kantenbearbeitung nicht nötig ist. So macht etwa eine polierte Kante nur bei hohen optischen Anforderungen Sinn, z.B. bei Stufenscheiben.

Weiter wird der Randverbund von kleinen, steifen Scheiben (< 700 mm Breite) sowie bei asymmetrischen Glasaufbauten sehr stark belastet.

Die bisherige Empfehlung, neben der genauen Glasdimensionierung die Rückenüberdeckung zu erhöhen, hilft nicht. Hier müssen stabile, leistungsfähige und hochdämmende Abstandhaltern her, die selbstverständlich fachgerecht eingebaut werden müssen. Zudem sollten bei erwarteten hohen Belastungen des Randverbunds höherwertige Verklebungen (mit Silikon) gewählt werden.

Neben der Herstellung birgt aber auch die Montage bzw. deren Planung einige Risiken: Filigrane Systeme stehen im Widerspruch zu großen Glas­einständen, und dämmende Falzräume im Widerspruch zu belüfteten. Natürlich kann dies alles technisch gelöst werden. Die Lösungen sind aber eben nicht „robust“.

Eigentlich müsste man die Produktionstoleranzen verkleinern – die zusätzliche Scheibe bzw. die größeren Verglasungen führen jedoch zu größeren Abweichungen vom theoretischen Soll. Dies muss mit eingeplant werden.

Eine einfach zu praktizierende Lösung liegt darin, die Aufstandsflächen der Scheiben zu kennzeichnen. Weiter sollten Schwerlastklötze werkseitig vormontiert werden. Und auch die Verpackung für den Transport lässt sich verbessern.

Solche Maßnahmen helfen, die Qualität des Produkts sowie beim Einbau auf der Baustelle zu steigern.

Letztendlich wird aber der Planer für abgestimmte Details der (vielen) Fachplaner sorgen müssen sowie für ausreichend Zeit für die Arbeit des (einen) Monteurs, um eine im wahrsten Sinne des Wortes saubere Montagesituation zu schaffen.

Ausblick

Ob 3-fach-Verglasungen insgesamt betrachtet nachhaltigere sowie ökologisch und ökonomisch bessere Produkte sind, lässt sich nicht generell beantworten.

Für welche Isolierglas-Lösungen sich die Verantwortlichen, d.h. der Bauherr und der Planer letztendlich entscheiden, muss immer in Bezug auf das Gesamtsystem Gebäude von der jeweiligen Einbausituation abhängig gemacht werden. Richtig geplant führen 3-fach-Isoliergläser nicht zu mehr Schäden. —

Der Autor

Peter Tückmantel ist als Fachingenieur bei der Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH im Segment Glasbau tätig.

peter.tueckmantel@glaswagener.de

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