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Glasbau 2013 in Dresden

Konstruieren mit Glas

Wie Fassadendesign und Autodesign perfekt miteinander korrespondieren, zeigte Dr. Lucio Blandini (Ingenieurbüro Werner Sobeck) am Beispiel des Ferrari Museums in Modena. Dessen Seilfassade erinnert an einen überdimensionierten Kühlergrill und das knallgelbe, doppelgekrümmte Dach an eine Kühlerhaube. Dabei fungieren die Knotenpunkte des Seiltragwerks gleichzeitig als Distanzhalter, Seilklemme, Glashalter und Sonnenschutzbefestigung.

Welche Anforderungen Stürme an Isolierglas stellen, erläuterten Dr. Martien Teich (seele sedak) und Dr. Matthias Oppe (Knippers Helbig) anhand der Hurrikan-resistenten Gläser für das Perez Art Museum in Miami. Dort müssen die groß­formatigen Scheiben Windstärken von über 185 km/Std. standhalten sowie Winddruck- und Windsogkräften bis zu 4,3 kN/m2. Dabei werden kleine Fassadenschäden akzeptiert, da sie bei den Stürmen nicht vermeidbar sind. Im Schadensfall darf es aber keinerlei Öffnungen in der Fassade geben, damit kein Wind in das Gebäude eindringt.

Die DIN18008 ist auf dem Weg

Prof. Geralt Siebert, der Obmann des Normen­ausschusses der Glas-DIN sagte, dass die jetzt frei­ge­gebenen Teile 3, 4, 5 der DIN18008 noch 2013 zugelassen werden. „Die Technischen Regeln sind jetzt auf DIN-Niveau, d.h. der Verarbeiter kommt ohne Rechnen nicht mehr aus und muss für die Bemessung von Gläsern einen Ingenieur heranziehen. Bei der Bemessung von Fensterscheiben hat sich nichts geändert, es gilt ­dieselbe Freistellung wie bisher.““

Für die GLASWELT-Leser hat Prof. Siebert relevante Änderungen wie folgt zusammengefasst:

  • Der Teil 3 der 18008 basiert auf der TRPV (Punkthalter). Hier gebe es keine großen Änderungen. Für die Berechnungen der Punkhalter bzw. der zugehörigen Verglasungen wird für das komplexere Rechenverfahren aber eine Berechnungssoftware notwendig.
  • Positiv sei im Teil 3, dass aufgrund einer Vereinfachung bei der Berechnung für punkt-gehaltene Gläser eine Dimensionierung ohne eine sehr aufwendige Modellierung der Details (wie z.B. Anschlüsse, Bohrungen, Zwischenlagen etc.) erlaubt sei.
  • Mit Teil 4 darf jetzt der Nachweis der Stoßsicherheit auch rein rechnerisch geführt werden. So können kostenintensive Versuche (mit hohem Materialverbrauch) vermieden und Kosten und Zeit gespart werden.
  • Der Nachweis, welcher Kantenschutz bei freien Glaskanten (Brüstungen etc.) nötig sei, ist jetzt geregelt und kann so in die Planung und Bemessung der Scheiben mit einfließen.
  • Und mit Teil 5 gebe es jetzt genormte Bedingungen für begehbare Gläser, einschließlich bewährter Glasaufbauten (für die jetzt keine Versuche mehr notwendig sind).

Zur baurechtlichen Einführung der DIN meinte Siebert, sobald sie als Weißdruck (Beuth Verlag) vor­liege, sei sie als Stand der Technik zu betrachten.

Prof. Jens Schneider (TU Darmstadt) referierte über Oberflächenschäden von Verglasungen. Die Forscher der TU Darmstadt haben typische Kratzer anhand unterschiedlicher Parameter klassifiziert. Die Tests zeigten, dass neben einem Tiefenriss im Glas seitlich Lateralrisse abgehen. Diese seien oft die Ursachen für Abplatzungen, die dann für die sichtbare Verletzung einer Glasoberfläche verantwortlich sind. Das Wegplatzen erfolge zeitversetzt und kann Tage dauern, was bei Schadensmeldungen die Frage der Verantwortlichkeit erschwere. Während Lateralrisse das Aussehen der Gläser beeinträchtigen, beschränkten die Tiefenrisse ihre Festigkeit. Eine Vorspannung des Glases mindere die Risstiefe.

Der Organisator der Tagung Prof. Bernhard Weller (TU Dresden) sprach über transparente Klebstoffe. „Seit 10 Jahren verkleben wir Glas und Metall: Das hat sich gelohnt: Viele unserer Tests sind heute an die ETAG angelehnt.“ Oft werden beim Kleben Silikone verwendet, da diese sehr flexibel sind. In Bezug auf ihre Belastbarkeit gebe es jedoch engere Grenzen als bei anderen Klebern.

Erich Trösch (Glas Trösch Holding) berichtete über nicht-monolithische, segmentierte Glasverbundträger mit großen Spannweiten. Bei den Untersuchungen der Belastbarkeit hätten sich als geeignete Materialien TVG und ESG als relevant herauskristallisiert. —

Tipp der Redaktion: Eine Langversion des Beitrags mit den Aussagen und Details von weiteren Referenten finden Sie auf https://www.glaswelt.de/ Dort im Suchfeld rechts oben einfach den Webcode 1157 eingeben.

Matthias Rehberger

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