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Der Kommentar

PVC/Alu: Genial oder teurer Spaß ohne Sinn?

Nun, Modeerscheinungen gibt es ja genug und über den Sinn einzelner Trends zu diskutieren, lohnt sich eigentlich nicht. Meist ist es ein ­Streben nach Individualität oder mancher ­möchte schlicht seinen guten ­Geschmack oder seinen Erfolg nach außen tragen.

Bei den aktuellen Fenstertrends macht sich das durch die bunte oder die architektonisch kühle Farbgestaltung bemerkbar, die uns fast täglich in irgendwelchen Neubausiedlungen ins Auge sticht. Anthrazit und sonstige Metallicfarbtöne, alles Ton in Ton mit Garagentoren, Briefkästen und der Außenbeleuchtung in Einklang – toll. Der Trend der farbigen Fenster würde ­alle ­Maler freuen, wenn nur die Fenster, wie früher aus Holz wären.

Nun werden aber auch die zunehmend sich auf dem Vormarsch befindlichen PVC-Fenster immer bunter. Nicht nur Holzimitatfolie wird auf den meist weißen Grundkörper aufgeklebt. Nein, mancher lässt silberne, blaue oder dunkelgrün beklebte Kunststofffenster einbauen. Da aber die aufgebrachte Folierung – vor allem im Eckbereich, durch in der Fertigung nachretuschierte Ecken – und durch Sonneneinstrahlung schon auch irgendwann einmal ausbleichen und an Glanz verlieren könnten, folgt man dem Beispiel der Schweizer Fenstermacher und beplankt jetzt auch die Kunststofffenster mit bunten Vorsatzschalen aus Aluminium. Genial, oder? Nur zur ­Erinnerung: Der Trend der letzten Jahre hieß „Energieeinsparung“, schonender Umgang mit den Energie- und Rohstoffreserven und Vermeidung von unnötigem Schnickschnack, der die Umwelt belastet. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort in vielen Marketingaktionen.

Es ist doch kein Geheimnis, dass die Herstellung von Aluminium einen enormen Energieaufwand benötigt. Beim Aluminium/Holzfenster kann man ja noch mit der Schutzfunktion der äußeren Alu-Deckschale argumentieren. Das ­spätere Streichen entfällt, das Holzfenster ist länger haltbar und somit wird die Umwelt geschont. Beim PVC-Fenster aber hat die Aluminium-Vorsatzschale überhaupt keinen Effekt. Weder ein erhöhter Energieeinspareffekt, noch eine nennenswerte statische Verbesserung des Fensters lässt sich damit erzielen. Stellen Sie sich vor: ­Autos würden nur in einer Farbe hergestellt werden und die individuelle Farbgebung würde durch eine Aluminiumverschalung realisiert …

Warum nur nehmen Bauherren 30bis50 Prozent Aufpreis für Lieferung und Montage von Aluminium-Vorsatzschalen auf ihre Kunststofffenster in Kauf? PVC wird allerorten lackiert – schauen Sie sich doch einmal ihr Auto im Interieur und auch außen genauer an. Warum sollte uns das nicht auch beim PVC-Fenster in den Sinn kommen? Mit solch einer Oberflächengestaltung kann der Fensterbauer weiterhin durch die phantasievolle Farbenvielfalt schlagkräftige Argumente pro PVC in den Ring werfen – ohne das Nachhaltigkeitsthema diskret auslassen zu müssen.

Henning Mühlhaus

Henning Mühlhaus beschäftigt sich seit 1993 mit der maschinellen Einrichtung von ­Fensterfertigungen. Viele Jahre lang war er bei namhaften Maschinenherstellern für ­technischen Vertrieb und Produktmanagement verantwortlich und an der Entwicklung neuer Maschinen beteiligt, bis er sich im letzten Jahr dazu entschloss, als unabhängiger Berater für die Analyse und Optimierung von Produktionsabläufen innerhalb einer PVC-Fensterproduktion den Betrieben zur Seite zu stehen.

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