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Ein Sachverständiger packt aus

Was nicht alles schiefgehen kann …

Problematisch wird es meist, wenn mit der Einstellung „das haben wir schon immer so gemacht“ oder „das wird schon gutgehen“ die Montageplanung dem Zufall oder dem Einfallsreichtum des Monteurs vor Ort überlassen bleibt.

Als äußerst hilfreich hat es sich gerade bei größeren Sanierungsmaßnahmen herausgestellt, wenn ein altes Fenster vorab demontiert wird (vor eigentlicher Fensterfertigung und ggf. Aufmaß) um spezielle Problemlösungen, Befestigung und Abdichtungsmaßnahmen planen zu können und nicht später am Bau böse Überraschungen zu erleben.

Die Grundsätze sollten ja eigentlich allen hinreichend bekannt sein. Aber: Oftmals werden die Grundsätze der Anschlussfugenausbildung, die in dem Ebenenmodell beschrieben werden, nicht beachtet:

  • Umlaufend luftdichter Fugenanschluss, Trennung von Raum und Außenklima (in der Ebene 1)
  • Definierte Befestigung und Lastabtragung (im Funktionsbereich 2)
  • Ausreichende Wärmedämmung der Anschlussfuge (im Funktionsbereich 2)
  • Schlagregendichte Abdichtung (Wetterschutz, Ebene 3)
  • Vermeidung unzulässiger Feuchteanreicherung im Anschlussbereich.

Auf nebenstehendem Bild ist zu sehen, dass hier ist ein Tragklotz zur Lastabtragung aus unbehandeltem Nadelholz verwendet wurde – gefordert ist allerdings ein dauerhaftes Holz. Die freie Dübellänge (Fugenbreite) beträgt hier bemerkenswerte 5 cm. Eine innere Abdichtung ist nicht vorhanden, die von innen aufgenagelte Leiste (nicht im Bild) erfüllt diesen Zweck nicht.

Mindestwärmeschutz nicht immer erreichbar

Der Fensterbauer muss, wenn er als Planer arbeitet darauf achten, dass der Mindestwärmeschutz zur Vermeidung von Tauwasser und Schimmelpilzbildung im Anschlussbereich des Fensters an der Laibung, Sturz und Sohlbank eingehalten wird.

Dies kann er z.B. anhand des Beiblattes 2 der DIN4108 oder von Wärmebrückenkatalogen (z.B. vom iBAT Instituts-Gesellschaft für Betriebs- und Arbeitstechnik des Tischlerhandwerks mbH) oder über Berechnungen (Temperaturfaktor fRsi) Finite Elemente Software wie z.B. Win-Iso (von Sommer Informatik) nachweisen. Zusätzlich ist bei Fenstererneuerung im Gebäudebestand zu beachten: Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz lassen sich aufgrund der Bestandssituation teilweise nur eingeschränkt lösen. Wird der Mindestwärmeschutz aufgrund unzureichender Dämmeigenschaften der Außenwand oder aufgrund vorhandener massiver Wärmebrücken im Anschlussbereich (z.B. durchgehende Steinbank im Brüstungsbereich) nicht erfüllt, sind gegebenenfalls zusätzliche/flankierende Maßnahmen nach den Gesichtspunkten der Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit abzuwägen und zu planen.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das vorhandene Mauerwerk einen U-Wert> 1,0 W/m2K aufweist, sich Stahlträger im Sturz befinden, alte undichte ungedämmte Rollladenkästen vorhanden sind und durchlaufende Laibungsausbildungen bei altem, mit Luftschicht oder Kerndämmung versehenen Mauerwerk oder durchlaufende thermisch nicht getrennte Fensterbänke vorhanden sind. Häufig anzutreffen ist auch ein nicht fachgerechter Anschluss von Alu-Fensterbänken.

Bei den dargestellten Bildern sollten die Problemfälle eigentlich jedem ins Auge fallen. Tatsache war aber auch, dass die Fenster mehrfach nachbehandelt wurden (oberflächenbeschichtet, teilweise Holzersatz), ohne dass jemandem der Grund für die Zerstörung der Holzsubstanz aufgefallen wäre.

Manchmal fehlen auch notwendige Unterschneidungen für die Fenster­bankaufnahmen. Die Fensterbänke werden einfach ohne Abdichtung vor die Sohlbänke geschraubt. Von den Systemherstellern an­gebotene ­Dichtprofile könnten zumindest Abhilfe schaffen. Die Ver­schraubungs­abstände der Fensterbank sind in diesen Fällen mindestens zu halbieren, um den notwendigen Andruck zur Schlagregendichtheit sicherzustellen.

Das Wichtigste beim sogenannten konstruktivem Holzschutz ist eine Vermeidung von offenen Hirnholzflächen und offenen Konstruktionsfugen. Die Mengen an Feuchtigkeit, die über offene Brüstungsfugen oder ungeschütztes Hirnholz innerhalb kurzer Zeit eintreten, können durch die Oberflächenbeschichtung nicht ausdiffundieren, sodass es zu Holzfeuchteerhöhungen und im Nachgang zu Fäulnissschäden kommt.

Die Schwellenausbildung und deren fachgerechter Anschluss ist ein wichtiges Thema, das leider allzu häufig zu Streitigkeiten und Schäden führt. Wenn man sich die meisten Baustellen diesbezüglich genauer ansieht wird man feststellen, dass dieses Thema häufig sowohl von Planerseite als auch von den ausführenden Handwerkern „totgeschwiegen“ wird. Alle hoffen dass das Thema nicht angesprochen wird und irgendeiner das schon richtig macht. Im Leitfaden zur Montage der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren (2010, S. 29) , wird u.a. zur Schwellenausbildung passend dazu angeführt: „Die Thematik Schwellenausbildung bei bodentiefen Elementen soll an dieser Stelle beispielhaft als typische Planungsaufgabe aufgezeigt werden, da hier je nach objektspezifischen Anforderungen unterschiedlichste Ausführungen umzusetzen sind, die z.T. auch Einfluss auf die Gestaltung haben und Maßnahmen am Baukörper erfordern, um die dauerhafte Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen.“

Für den Leser, der sich hier tiefer einarbeiten möchte, sei noch folgende Lektüre empfohlen: Rainer Oswald, Ruth Abel, Klaus Wilmes, Anne Dercks: „Schadensfreie niveaugleiche Türschwellen“, Forschungsbericht der Forschungsinitiative Zukunft Bau. Die GLASWELT hat diesen Forschungsbericht in ihren Downloadbereich eingestellt: Geben Sie einfach den Webcode 1044 in das Suchfeld auf glaswelt.de ein. —

Der Autor

Thomas Volmer betreibt in Brakel ein Sachverständigenbüro, eine baubiologische Beratungsstelle und ist als Gebäudeenergieberater und als Sachverständiger für Feuchte und Schimmelpilzbelastungen tätig. Er arbeitet außerdem als Auditor/ Güteprüfer beim ift Rosenheim und war bis 2007 selbst als Fensterbauer tätig.

https://volmer-gutachten.de/