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Die Fensterbank: Erfahrungen aus der Praxis

Die Fensterbank fordert Teamarbeit der Gewerke

Detailplanung, Bauzeitplanung, Baukonstruktion, Gebäudeform, Wandsysteme, Konstruktionsdetails von Einbauteilen bis hin zur Materialart der Fensterbank selbst sind zu beachten, um eine dauerhaft gebrauchstaugliche Fensterbank zu gewährleisten.

Die seit einem Jahr gültige „Richtlinie für den Einbau von Fensterbänken bei WDVS- und Putzfassaden“ wurde von bundesweit agierenden Gremien, Organisationen, Firmen und Personen erarbeitet. Darin wurden die Bauschaffenden gebeten, ihre Erfahrungen mit dieser neuen Richtlinie zu übermitteln. Aus den überwiegend positiven Rückmeldungen und Hinweisen und Anregungen, aber auch aus eigenen Erkenntnissen der Arge-Mitglieder (Anm. d. Red.: österreichische Arbeitsgemeinschaft Fensterbank) sind jetzt kleine Nachbesserungen bzw. Detaillierungen in die Richtlinie eingeflossen.

Die Fensterbank, auch Sohlbank genannt, hat sich im Laufe der baugeschichtlichen Entwicklung und Veränderung von Gebäudeformen, Mauerwerken, Baustoffen, Wandaufbauten und Wandsystemen von der behauenen Steinplatte über die heute noch in nordischen Regionen übliche Ziegel-Rollschicht zu einem Einbauteil entwickelt, das nicht nur durch seine Materialvielfalt, sondern auch durch seine Varianten der Einbaumöglichkeiten auffällt.

Auch die Fassaden haben sich weiterentwickelt: Die grobe, früher nur geschlichtete Natursteinmauer hat sich über verschiedenste Ziegel- und industriell gefertigte Steinmauern bis hin zur massiven Betonwand entwickelt.

Das aus grob gezimmerten Bäumen errichtete Blockhaus ist im Laufe der Jahrzehnte zu einem aus vielen Schichten bestehenden Holz-Bausystem mutiert. Angetrieben wurden diese Veränderungen vor allem vom Streben nach energieeffizienten Bauweisen.

Dadurch ist der Fensterbank im Laufe der Jahre auch eine immer größere Schutzfunktion zuteil geworden, die wiederum im Detail geplante und sorgfältig ausgeführte Anschlüsse erfordert.

Die früher als Fassadendämmung eingesetzte 3 cm dicke Styroporplatte, hat heute nicht einmal mehr als Laibungsdämmung eine Chance. Extremwärmedämmerer und die Industrie liebäugeln mit Dämmstoffdicken von bis zu 30 cm.

Die durchschnittlichen Dämmstärken liegen etwa in der Mitte. Dazu gibt es andere Dämmstoffe wie Mineralwolle, Kork, Stroh, Mineralschaum, Holzweichfaser und Hanf. Die aus der Raumfahrt kommende Superdämmung mittels Aero-Gel wird der nächste Sprung in eine neue Dämmzeit sein.

Schnittstelle Fensterbank

Egal was und wie gebaut wird, drei Dinge finden sich immer in der Gebäudehülle: Fenster, Türen und davor die Fensterbank. Das damit einhergehende Zusammentreffen von Baustoffen und -systemen wird meist als Schnittstelle bezeichnet, wobei die Bezeichnung „Nahtstelle“ eigentlich mehr Sinn ergeben würde. Es wird nichts geschnitten, es wird zusammengefügt.

Die Komplexität des Zusammenfügens und des Zusammenwirkens von Baustoffen, Wandsystemen und Einbauteilen führte und führt immer wieder zu Mängeln und Bauschäden, die im Folgenden beschrieben werden.

Problembereich Blechfensterbänke

Herkömmliche Fensterbänke aus Blech nehmen zu oft zu wenig Rücksicht auf die besonderen Bewitterungsverhältnisse bei nicht konstruktiv geschützten Fassaden. Die beiden hinteren Innenecken sind oft nur gefalzt und damit nicht ausreichend schlagregensicher. Das seitlich, hinter und oberhalb der Blechkante befindliche „Gewerkeloch“ (Bild unten) findet sich bei Blechfensterbänken häufig unverschlossen. Das ist aber auch bei anderen Fensterbankarten anzutreffen.

Fensterbänke vor dem WDVS

Normen und andere Regulative fordern das Versetzen aller Abdeckungen vor Beginn der WDVS-Arbeiten. Gerade bei den stets dicker werdenden Dämmschichten ist dies manchmal gar nicht zu realisieren. Die aus dem Rohbaumauerwerk herauskragenden Fensterbänke – egal welcher Art – sind durch die Gerüstarbeiten und durch die nachfolgenden WDVS-Arbeiten gefährdet. Sie können sowohl beschädigt und nach unten oder oben gebogen werden.

Wenn diese Ausführungsvariante unbedingt gewünscht wird, sollten vormontierte Fensterbänke nur mit den sogenannten Mauerankern montiert werden. Da haben dann aber nicht selten Planer und Bauphysiker Bedenken wegen der eingebauten Wärmebrücken.

Fensterbänke nach dem Sonnenschutz

Werden Rollladenkästen im Dämmsystem integriert und die Führungsschienen des Sonnenschutzes in den Laibungen versenkt, sollte die Fensterbank an den gleichen Ausführenden beauftragt werden. Ansonsten kann es zu erheblichen Problemen beim Einbau der Fensterbank nach dem montierten Sonnenschutz kommen. Schließlich sollen die Führungsschienen in die schalenförmige Fensterbank entwässern und nicht in das Dämmsystem – wenn diese beispielweise auf der Oberkante der Seitenborde aufstehen.

Natursteinfensterbänke

Bauherren und Architekten wünschen sich wegen des natürlichen Aussehens und/oder wegen der Beständigkeit manchmal auch Fensterbänke aus Naturstein. Leider werden dabei auch immer wieder Fehler gemacht, die die Schönheit des Steins nicht selten in den Schatten stellen. Vor allem sind dies fehlende dichte Anschlüsse an das Einbauteil (Fenster, Tür) und nachfolgende, kraftschlüssige Putzanschlüsse an den Stein, die im Zuge der Längsverformungen bei thermischen Wechselbeanspruchungen einfach ­abreißen.

Seitenfugen bei nachträglich eingebauten Fensterbänken

Nachträglich einzubauende Fensterbänke haben den Vorteil, dass die Deckschicht (armierter Unterputz, Oberputz, Deckputz) eines Wärmedämmsystems nicht eingeschnitten werden muss. Es wird dem WDV keine „Wunde“ zugefügt, deren (Putz-)Ränder man später wieder aufwendig an die Fensterbank an- und abdichten muss.

Bei dieser Art der Ausführung ist unbedingt zu beachten, dass entweder die Fensterbänke der eventuell nicht rechtwinkeligen Ausrichtung der Laibungen angepasst werden, oder dass der Putzer beauftragt wird, die Laibungen absolut im rechten Winkel auszuführen.

Die seitlichen Fugen zwischen Laibungsputz und Seitenborden der Fensterbank brauchen dann nicht abgedichtet zu werden, wenn unter der ensterbank eine zweite wasserführende Ebene ausgeführt wird. Um aber auch Ausschwemmungen von unter der Fensterbank abgelagertem Staub zu verhindern, werden dann die seitlichen Fugen mit selbstrückstellenden Kompribändern verschlossen. Dabei sollte schon bei der Anpassung und beim Einbau der Fensterbänke darauf geachtet werden, dass möglichst schmale sowie links und rechts gleichmäßig verteilte Fugen entstehen.

Zu breite Fugen ergeben ein optisch unbefriedigendes Ergebnis und beinhalten die Gefahr, dass die Kompribänder herausquellen. An der Stirnseite sind Fehlstellen (Löcher) unter den Dichtbändern zu vermeiden.

Eine Erkenntnis als Forderung an die Fensterindustrie

Eine der Erkenntnisse aus der Praxis ist das Fensteranschlussprofil, auch Basisprofil, Aufdopplung oder Sohlbankprofil genannt. Die Fensterbank muss an der Anschlussseite zum Fensterstock auch ausreichend Platz finden, dort befestigt und vor allem auch entsprechend abgedichtet werden. Leider sind in der Praxis aber immer wieder Fenster anzutreffen, deren Anschlussprofil so niedrig ist, dass der Anschluss der Fensterbank nicht möglich oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Oft trifft man dann auf Stumpfanschlüsse, die mit irgendwelchen Dichtmassen „versiegelt“ werden.

Aber: Nur ein ausreichend hohes Anschlussprofil lässt einen fachgerechten Anschluss zu.

Auch dieses Detail zeigt auf, dass schon im grundsätzlichen Planungsstadium eines Bauwerks klar sein muss, wie später die Fenster vor Ort eingebaut werden sollen. Denn dieses, für den funktionierenden Fensterbankanschluss erforderliche Profil, erfordert auch planerische und bauliche Maßnahmen bei der Höhe der Brüstung des Rohbaumauerwerks.

Fazit

Die Entwicklungen der Bautechnik sind geprägt von dem Bestreben energetisch richtig zu bauen. Die damit verbundene Entwicklung der Gebäudehülle zu einem Hightech-Bauteil verlangt auch besondere planerische und ausführungsrelevante Details beim Einbau von Fensterbänken.

Nur die Koordination aller an und rund um den Fensterbankeinbau Beteiligten, lässt dauerhaft gebrauchs­taugliche Ergebnisse erwarten.

Die auf Bundesebene erarbeitete „Richtlinie für den Einbau von Fensterbänken bei WDVS- und Putzfassaden“ soll dabei als Checkliste sowie als Planungs- und Ausführungsunterlage dienen.

Die Richtlinie für den Einbau von Fensterbänken bei WDVS- und Putzfassaden ist im Downloadbereich der GLASWELT herunterzuladen. Oder Sie geben einfach den Webcode 1160 in das Suchfeld unter glaswelt.de ein.

Der Autor

Michael Hladik führt ein Sachverständigenbüro für Innen- und Außenputze, Wärmedämmverbundsysteme und Bauschädendiagnostik. Er ist Gründer und Vorsitzender der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Putz, Mitglied im internationalen Sachverständigenkreis Ausbau & Fassade (isk-d-ach.org), Initiator der Arge Fensterbank und ­Herausgeber und Mitautor des Fachbuches „Gebäudehülle im Fokus“ (IRB Fraunhofer Verlag S­tuttgart).

http://www.hladik.at

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