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Interview mit Dr. Frank Walter

“Der Mehraufwand in der Beratung ist enorm“

Glaswelt – Wie alt war das älteste Gebäude, in das Sie neue Kunststofffenster eingebaut ­haben?

Dr. Frank Walter – Kassel ist eine Stadt der Moderne der Nachkriegsarchitektur. Da legen wir in Abstimmung mit den Bauherren und stets mit der Zustimmung der Denkmalpflege sensibel Hand an. Also stammen die meisten Gebäude aus der Zeit um 1950. Das älteste Gebäude, in dem Walter-Fenster aus Kunststoff ihren Dienst tun, ist die Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe von 1793 – mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe. Aber bitte nicht ernst nehmen: Wir statteten nur für den Übergang einen Raum für die Restauratoren aus. Ernsthaft: Derzeit sanieren wir behutsam eine Klinik im Kaufunger Wald im viktorianischen Stil aus dem Jahre 1900. Das wird ein ­echter Hingucker.

Glaswelt – Ist das problemlos machbar – auch mit Blick auf die Optik?

Dr. Walter – Unser Schreinermeister Stefan Schneider und mein Bruder Gerd Walter haben in sehr enger Abstimmung mit Dipl.-Ing. Harald Pimper vom renommierten Kasseler Architekturbüro ANP ein wunderschönes Fenster aus Kunststoff nach historischem Vorbild entworfen und gebaut. Das ist beim anspruchsvollen Bauherrn und bei der im positiven Sinne kritischen Denkmalpflege favorisiert worden. Aber nicht jedes Gebäude verträgt jedes Material. Davor warnen wir. Wir brauchen die positiven Beispiele und nicht den Abverkauf.

Glaswelt – Und was machen Sie, wenn der Werkstoff Kunststoff bei den Denkmalschützern nicht akzeptiert wird?

Dr. Walter – Nicht in jedem Fall ist ein Kunststofffenster einsetzbar. So gibt es alte Villen oder museumsartige Fachwerkhäuser, wo Stahl oder Holz vorzuziehen sind. Aber in vielen Fällen kann man historische Fenster mit aktuellen technischen Werten aus Kunststoff guten Gewissens anbieten. Man muss nur klug planen und darf die Fehler der Vergangenheit – große Glasflächen und fette Ansichten – nicht wiederholen. Ab und an gehört ein Nein dazu, wenn Kunden nur auf die Kosten achten.

Glaswelt – Wie häufig haben Sie mit denkmalgeschützten Gebäuden zu tun?

Dr. Walter – Auf Grund der Ensemblesituation in Kassel haben wir mindestens einmal pro Woche eine konkrete Anfrage. Aber wir bieten nicht einfach so „auf Teufel komm raus“ an. Wir sprechen mit dem Bauherrn und beraten ihn.

Glaswelt – Was ist generell bei der Sanierung historischer oder denkmalgeschützter Gebäude zu beachten? Gibt es besondere Herausforderungen für Fensterhersteller?

Die Beratung ist deutlich intensiver als im Normalfall. Dazu gehören Sondierungsgespräche mit den Bauherren, Planern und Behörden. Der Fensterhersteller hat hier die Rolle eines kompetenten Fachbetriebes einzunehmen, der die Möglichkeiten aufzeigt. Teilweise gehört auch Moderation zwischen den unterschiedlichen Zielen dazu. Generell gehen wir sehr vorsichtig an die Dinge heran. Die Balance zwischen Denkmalschutzfassade und energetischen Werten muss gefunden werden – und dies objektgebunden individuell.

Glaswelt – Lohnt sich denn dieser Mehraufwand in der Beratung für Sie auch wirtschaftlich? Wie hoch ist der Umsatzanteil bei Ihnen im Denkmalschutzbereich?

Dr. Walter – Der Mehraufwand in der Beratung ist enorm. Der Kampf gegen Windmühlen, Behörden, Eigentümergemeinschaften macht mürbe. Das kann man alles nicht in Renditezahlen aufwiegen. Aber man macht es aus der Ehre heraus, um zu zeigen, was man mit Kunststofffenstern erreichen kann. Und sicherlich auch aus Liebe zur Architektur in der Heimatstadt. Aber ein „Burner“ in der Umsatzstatistik ist es keinesfalls.

Glaswelt – Welche Systeme bzw. Profile von Veka können dabei zum Einsatz kommen?

Dr. Walter – Wir machen gerade unsere positiven Erfahrungen mit unserer „Amsterdam Line“ genannten Serie. Hier kommt das besonders anschmiegsame Cremeweiß zum Einsatz. Das wird vielen denkmalgeschützten Gebäuden gerecht. Wir setzen es gerade als Topline AD ein. Aber auch die anderen Systeme sind denkbar. Generell zeigt sich dabei die Schwierigkeit des Geschäftes. Wir propagieren „Amsterdam Line“ seit mehreren Jahren bei der Zielgruppe Architekten. Der Erfolg ist allerdings eher mäßig. Noch immer scheinen die Lehrstühle beim Denkmalschutz den Fokus auf andere Materialien zu lenken. Hier müssen wir aufklären.

Glaswelt – Heißt das, dass Architekten Kunststofffenster eher als 2. Wahl ansehen? Wie könnte denn die Aufklärung ihrer Meinung nach verbessert werden?

Dr. Walter – Mehr als die Architekten bleiben die Denkmalschutzbehörden spröde. Das ist sehr stark regional unterschiedlich und personenabhängig. Diese Denkhaltung kann man nur durch Positivbeispiele brechen. In der Branche sind leider halt viele unterwegs, die den Umsatz zuerst sehen und dann den Schaden. Denn ein schlechtes Beispiel macht 10 Gute kaputt. Wir müssen als Branche die sehr guten Beispiele kommunizieren.

Glaswelt – Können Sie ein aktuelles oder besonders interessantes ­Objekt-Beispiel nennen?

Dr. Walter – Mit Sicherheit ist die Stiftsklinik im Kaufunger Wald ein Vorzeigeobjekt. Und das ein oder andere renovierte Haus in Kasseler Villengegenden. Mir fällt da gerade das Haus einer Privatbank ein. Hier sind Kunststofffenster mit bewusst modernem Schnitt und Holzfenster des traditionellen Schnitts gemixt worden. Das alte Grundhaus erhielt Holz, die Anbauten der 60er Jahre signalisieren Moderne in der Farbe Silbergrau. Das alles im Schatten der Christuskirche. Ein schönes Beispiel. Übrigens auch, weil die engagierte Architektin Cornelia Issmer-Pfromm hier tadellos an der Gestaltung gearbeitet hat, zusammen mit dem Bauherrn, der Denkmalpflege und uns. Ein anderes gutes Beispiel bearbeiten wir gerade in der Kasseler Friedrich-Naumann-Straße. Hier steht nach intensiver Diskussion demnächst die Renovierung mit unseren Fenstern an.

Glaswelt – Werden solche Projekte häufiger oder anspruchsvoller? Wie macht sich beispielsweise die EnEV bemerkbar?

Dr. Walter – Das Ziel der Energieeinsparung fördert die Gedanken über den notwendigen Fenstertausch. Da viele Gebäude auch aus dem Denkmalschutz in den Genuss neuer Fenster kommen sollen, wird die Häufigkeit zwangsläufig steigen. Und der Bedarf an anspruchsvoller Beratung damit eben auch. Die Branche kann und sollte sich hier im wahrsten Sinne des Wortes profilieren. Da hilft kein Werkstoffkrieg weiter, sondern praxistaugliche Lösungen im Dreieck Architektur – Energie – Kosten. Zusammen mit einem aktiven Systemgeber und einem engagierten Fensterbauer vor Ort dürfte vieles auch für Kunststofffenster sprechen.

Glaswelt – Stichwort Systemgeber: Erhalten Sie in Sachen Denkmalschutz hier auch Unterstützung von Veka? Können Sie beim Endkunden oder beim Architekten mit der Marke „Veka“ punkten?

Dr. Walter – Die Veka AG unterstützt uns natürlich. Das allein zeigt schon, dass es die Profillinie in Cremeweiß gibt, die wir „Amsterdam Line“ getauft haben. Auch die Kommunikation in internen Medien oder auf Fachtagungen zu diesem Thema ist präsent. Das führt insgesamt dazu, dass man mit dem Lieferanten Veka seriös bei den Entscheidern vorsprechen kann. Und genau das ist wichtig: Wir wollen Lösungen bieten. ­—

Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. Chefredakteur der GLASWELT.

Das Unternehmen Walter Fenster

Dr. Frank Walter (51) leitet zusammen mit seinem ­Bruder Gerd (48) das mit dem RAL-Gütezeichen zertifizierte Fensterbauunternehmen Walter Fenster + ­Türen in Kassel, das im letzten Jahr sein 75.-jähriges Bestehen feiern ­konnte. Pro Jahr werden mit über 40 Mitarbeitern ca. 22000 ­Fenster und Haus­türen aus Kunststoff hergestellt. ­Eigene ­Montage­teams übernehmen den ­fachgerechten ­Einbau.

https://www.walter-fenster.de/

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