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Neues Laminierverfahren für Verbundgläser

Eine kleine Revolution?

„Manchmal spielt einem der Zufall in die Hände“, so der Geschäftsführer Michael Muschiol von Fotoverbundglas. „Als ich vor Jahren eine Maschine suchte, die meine Ideen im Glasdesign umsetzen sollte, stand ich vor einem riesigen Problem. Die Maschinen die es konnten, waren für unsere kleine Firma unerschwinglich und absolut nicht wirtschaftlich. Die Maschinen die uns preislich zusagten, waren allerdings nicht in der Lage, alle meine Anforderungen zu erfüllen. Was tun?”

Damals suchte der Glasverarbeiter eine Anlage zur Herstellung von VSG mit Spezial-Laminaten (metallische Halter, organische Materialien, Drahtgewebe usw.), mit der sich solche Gläser auch in Serien reproduzierbar zu marktgerechten Preisen fertigen lassen. Weiter sollte sich mit der Anlage bzw. mit dem Verfahren neben den Standard PVB-Folien auch EVA-Folien und SentryGlas verarbeiten lassen. Kurz­entschlossen machte sich Michael Muschiol selbst ans Werk.

So entstand bei der Umsetzung der Glaslaminate bei Fotoverbundglas ein Technikum, in dem das neue VSG-Verfahren erforscht und entwickelt wurde. Diese Erkenntnisse flossen dann in die Steuerungs- und Verfahrenstechnik der Lamipress-Anlagen mit ein. Das Ergebnis ist ein Flachbettvakuum-Autoklav, bei dem während der Produktion die VSG-Folie im Verfahren getrocknet wird. Die Anlage kann sowohl als Einzelmaschine eingesetzt werden als auch in einer VSG-Linie (Variante Lamipress vario). Nach Auskunft von Michael Muschiol ­ sind Verarbeiter mit dem System in der Lage, alle marktüblichen Zwischenlagen absolut prozesssicher und zu 100 % reproduzierbar zu fertigen. Zudem lassen sich alle Arbeitsschritte komplett dokumentieren. Das sei gerade im Hinblick auf die neue Bauproduktenverordnung wichtig, da die genaue Protokollierung aller Arbeitsschritte jederzeit abrufbar ist.

Für alle Folientypen geeignet

Das System arbeite im Grunde wie eine Kombination aus Autoklav und Vakuumofen sowie einer präzisen SPS-Steuerung und der dazugehörigen patentierten Verfahrenstechnik. Die Lamipress sei dabei wesentlich günstiger als ein Autoklav und ist wesentlich flexibler als ein Vakuumofen. Die Anlage ist modular aufgebaut und entsprechend erweiterbar. So lassen sich Scheiben von Briefmarkengröße bis zu 20 m Länge fertigen. Dabei wurden bereits bis 70 mm dicke Glasaufbauten laminiert, bis 120 mm sei als Standard vorgesehen, größere Dicken seien möglich.

Muschiol: „Die Anlage ermöglicht die Herstellung aller flachen Verbundgläser, und das mit allen gängigen Zwischenlagen (PVB, EVA, TPU, SentryGlas)." Die Laminate hätten eine sehr hohe Qualität in Bezug auf alle relevanten Kriterien, die an VSG gestellt würden, wie z.B. Transmission, Haze-Effekte, Luft- oder Wassereinschlüsse, Blasenbildung, Haftung der Klebefolien usw. „Bei allen Tests lagen wir immer im Bereich der höchstmöglichen Bewertungen. So erreichen wir z.B. beim Pummeltest bei Verwendung von SentryGlas einen hohen Wert.” Und er ergänzt: „Die Haftung besitzt sehr gute Werte, wie uns die Tester von DuPont bestätigt haben. Mithilfe unserer Anlage haben wir uns für die Verarbeitung von SentryGlas zertifizieren können. Ein Audit durch DuPont in unserem Hause, wie der Reinraum auszusehen hat und wie die Verarbeitung vor Ort erfolgt, wurde erfolgreich durchgeführt."

Unsere Gläser haben keine Blasen!

In der Verarbeitung in Marl liege die Ausschussquote bei VSG durch Einschlüsse, Blasen, Wasser etc. unter einem Prozent, und das bei allen Folientypen. Für die Verarbeitung der verschiedenen Folien lasse sich mit der Anlage das passende Produktionsprogramm abrufen, das bereits in der Maschinensteuerung hinterlegt sei. Dabei wurden alle Verfahren bzw. die verbundenen Scheiben durch die Folienhersteller getestet und in ihrer hohen Qualität bestätigt.

Mit der Anlage seien Sicherheitsverglasungen mit Polycarbonat und Glas im Heißverbund möglich. Verfahrensbedingt sei der Verbund immer komplett eben, d.h. die Scheibe sei in der Mitte genau so dick wie an den Kanten. Zudem lasse sich ein asymmetrischer Verbund herstellen. In einem Forschungsvorhaben mit der Universität Siegen würden gerade die Eigenschaften der Polycarbonat-Glas-Verbunde in Bezug auf den Einsatz als VSG untersucht.

Muschiol: „Als großes Plus sehen wir unsere ausgereifte Verfahrenstechnik. Die Investitionskosten sind im Vergleich zur Autoklave sehr überschaubar, denn sie erfordert keine große Investition in Infrastruktur oder in Peripheriegeräte, etwa für den für VSG-Vorverbund. Zudem entfallen die sonst üblichen Verbrauchsmaterialien.”

Nach nur 20 Minuten Einarbeitung sei der Verarbeiter in der Lage, Verbundglas zu produzieren. Absolute Flexibilität in Bezug auf die zu verarbeitenden Klebefolien sei gegeben.

Für die Folienlagerung brauche es keinen klimatisierten Raum, Muschiol empfiehlt aber für die optimale Folienlagerung einen Ort, der mit einem Bautrockner und mit einer gleichbleibenden Temperatur von ca. 20 Grad ausgestattet ist.

Gerade auch für ESG-Hersteller sei die Anlage interessant sowie für Produzenten von Sondergläsern, die professionell VSG fertigen wollen, sich jedoch keinen Autoklaven anschaffen können.

Ebenso lohne der Einsatz bei Firmen, die einen Autoklaven besitzen und die Standardgläser über den Autoklaven fahren: Alles was die Massenproduktion stören würde, könne dann die neue Laminieranlage übernehmen.

Der Geschäftsführer und sein Team liefern die Hardware und die Verfahrenstechnik und übernehmen die Programmierung sowie europaweit den Service. Wenn die Anlage aufgebaut ist, erfolgt eine gründliche Einarbeitung durch die Servicetechniker. Diese dauert ein bis zwei Tage. Dabei werden verschiedene Produktionsszenarien mit verschiedenen Glas- und Folien­typen sowie unterschiedlichen Glasaufbauten durchgespielt.

Die Lamipress-Syteme sind heute für die Verarbeitung von Flachglas ausgelegt, gebogene Gläser kämen bald hinzu, so Muschiol. Zudem sei der Einsatz der Anlage in der Verbund- und Composite-Fertigung mit GFK/CFK und Hybriden Verbünden mit Metall/CFG/GFK Verbindungen ein Thema, an dem die Entwickler arbeiten und wo sie sehr große Potenziale sehen.

2013 und 2014 werden als Einführungsphase für die Lamipress-Systeme betrachtet. Ab sofort können interessierte Glasverarbeiter verschiedene Glasmuster bei Fotoverbundglas anfordern sowie bereits Lohnverbunde nachfragen. —

http://www.fotoverbundglas.de

Matthias Rehberger

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