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GLASWELT vor Ort: Vitrum 2013

Geschrumpft, aber besser als erwartet

_ Fasst man Ergebnisse der Vitrum 2013 kurz zusammen, kristallisieren sich drei Punkte heraus: zwei sind positiv, einer negativ:

1. Die Messe hat 2013 noch einmal die Kurve bekommen und konnte stattfinden.

2. Die Erwartungen vieler Aussteller wurden positiv übertroffen.

3. Die Vitrum ist nochmals geschrumpft – drei Hallen statt vier, die Zahl der Aussteller (349) noch einmal deutlich zurückgegangen (2009: 600).Die 18. Auflage der italienischen Messe für Glasbearbeitung war mit ihren drei Hallen von großzügigen (Frei-)Flächen geprägt. Dabei umfasste die angegliederte Messe Mecha-Tronika fast eine eigene Halle. Alles in allem hätten diesmal auch gut zwei Hallen gereicht. „Voll war es hier nicht“, sagte deshalb auch Jan Wilbers von Füldner Maschines.

Positiv wurde allerdings von vielen Ausstellern bewertet, dass die Mehrzahl der Fachbesucher nicht auf die Stände kam um zu flanieren. Ganz im Gegenteil, die Vitrum war diesmal eine Käufermesse: So wären viele Messebesucher auf die Stände gekommen, um sich ganz gezielt im Vorfeld von Anschaffungen über Detailfragen zu informieren. Dazu zählte auch der Glasermeister Clemens Kastenholz. „Wir sind für einen Tag aus Köln hierher geflogen, um eine neue Schleifanlage zu finden. Da es diesmal weniger Trubel auf den Ständen gab, konnten wir uns ganz in Ruhe beraten lassen. Für uns hat sich das gelohnt.“

Die wichtigsten internationalen Glasmaschinen-Anbieter waren vor Ort, allerdings großteils mit deutlich reduzierten Standflächen. Man habe sich der Entwicklung der Messe angepasst, so die Meinung vieler Aussteller.

Die aktuellen Trends drehten sich um Automation, Qualitätskontrolle und Kostenreduzierung, das war allerorts an den Ständen der Anlagenbauer, der Scanneranbieter und der Software-Entwickler zu hören und zu sehen. Gerade für Länder mit hohen Lohnkosten wie Deutschland, gehe an der automatisierten Produktion kaum noch ein Weg vorbei. So werde wohl auch der Einsatz von Robotern mittelfristig beim Handling und Transport sowie bei der Anlagenbeladung in den Werkstätten deutlich zunehmen.

Wo sich Apple und Maschinenbau treffen

Eine weitere Entwicklung, die bei vielen Maschinenanbietern auszumachen war, ist die verbesserte und vereinfachte Bedienerführung und Steuerung bei den Anlagen. Hier wird zunehmend mit grafischen Elementen, d. h. mit Icons gearbeitet, wie sie heute bei iPhone und iPad zu finden sind. Dies reicht soweit, dass teilweise auf Sprache und Schrift verzichtet werden kann, um

Maschinen zu steuern. Diesen konsequenten Weg geht der Maschinenbauer Fratelli Pezza, dessen neuesten Sandstrahlanlagen bei der Steuerung ausschließlich mit Icons arbeiten. Das erleichtere nicht nur die Einweisung, auch wenig qualifizierte Mitarbeiter seien schnell in der Lage, mit den Anlagen zu arbeiten. Zudem entfallen aufwendige Programmierungen in unterschiedlichen Sprachen sowie mehrsprachige Handbücher, so Geschäftsführer Paolo De Borzetti.

Eine solche intuitive Bedienerführung sei eine logische Konsequenz der gegenwärtigen Ausbildungsstandards, so Michela Lattuada: „Wir sehen, dass die Bediener der Anlagen schlechter ausgebildet sind, als noch vor 10 Jahren. Deshalb arbeiten wir darauf hin, dass die Bediener nicht mehr hochspezialisiert sein müssen.“ Zu den Messe-Hightlights bei Lattuada zählte eine neue Kantenschleifmaschine bis 100 mm Glasdicke mit 13 Spindeln. Zur Marktentwicklung sagte Michela Lattuada: „Positiv ist, dass wieder verstärkt Neuinvestitionen geplant werden, das sehen wir an den steigenden Kundennachfragen.“

Der 1er BMW im Zuschnitt

Positiv überrascht waren auch die Maschinenanbieter aus Österreich. Am Lisec-Stand herrschte über alle Messetage ein konstanter Besucherzustrom. Im Fokus stand der GCL Glasschneidetisch, ein Einsteigermodell. Dieser ist keine kleinere Version einer Premiumanlage, sondern verfügt über eine eigene neue Technik, dabei seien die Antriebs- und die Steuerungstechnik State of the Art. Bei der Entwicklung standen weiter, die einfache Handhabe sowie die schnelle Installation auf der Agenda. Das Modell sei durchaus mit einem 1er BMW zu vergleichen. Lisec Geschäftsführer Othmar Sailer sagte: „Wir waren zufrieden, die Messe hat unsere Erwartungen übertroffen. Mit vielen Besuchern konnten wir über konkrete Projekte sprechen sowie eine Reihe an wichtigen Aufträgen sichern.”

Auch bei Hegla gab es ein interessantes Einstiegsmodell zu sehen. Dazu Geschäftsführer Manfred Vollbracht: „Mit der Rapidline haben wir eine neue Generation an Floatglas-Schneidanlagen entwickelt, die schon in der Basisausführung die Linearantriebstechnologie beinhaltet. Dabei haben wir den Fokus auf den Bereich Sonderzuschnitt in Europa und die Wachtsumsmärkte in Asien und Südamerika gerichtet."

Mit der Vertigo stellte der CNC-Spezialist Denver ein neues Maschinenkonzept für die Glasbearbeitung vor, das nach Auskunft von Alessandro de Angelis großes Besucherinteresse weckte.

Vertikalanlagen liegen im Trend

De Angelis gegenüber der GLASWELT: „Wir haben eine Maschine entwickelt, die die Vorteile einer vertikalen Schleifanlage (mit Topfscheiben), einer doppelseitigen Schleifanlage (präzise Winkeligkeit), einer vertikale Bohrmaschine (mit 2 Spindeln) und einer horizontalen CNC-Maschine vereint.” Speziell ist bei der Vertigo, dass die Spindeln am Glas entlanggeführt werden, während die fix Scheibe gehalten und bei Bedarf automatisch gedreht wird. Für die verschiedenen Kantenbearbeitungen müsse kein Werkzeugwechsel vorgenommen werden.

Über die zunehmende Nachfrage an Vertikal-Anlagen freute sich auch Carlo Strappa, Marketingleiter von Intermac: „Das Besucherinteresse an unserem Vertmax, einem neuen vertikalen CNC-Center, war sehr groß. Diese Anlage wurde gleichermaßen für die Bearbeitung von großen Scheiben, wie Glastüren, Schaufenster etc., sowie für kleine Formate konzipiert. Das Besondere daran: Der Wechsel von einem Arbeitsgang auf den nächsten braucht praktisch keine Umrüstzeit.” Zudem reduziere sich durch die vertikale Ausrichtung der Maschine die Stellfläche deutlich.

Auch bei For.El wurden die neuesten Vertikalanlagen präsentiert, u. a. eine VSG-Schneidanlage mit einer Schneidleistung von bis zu 100 m²/h. Weitere Messe-Highlights waren dort ein automatischer Versiegelungsroboter für die Fertigung von 3-fach-Isoliergläsern. Und sehr großes Besucherinteresse weckte der neue Rahmenbieger von For.El (Bild unten). Ein neues Antriebssystem mache es möglich, eine weitreichende Vielfalt an Geometrien zu biegen. Die Produktivität liege bei bis zu 180 Rahmen pro Stunde.

Eine weitere Neuheit für den Isolierglasrandverbund war am Gemeinschaftsstand von Fenzi und Bystronic-Glas zu sehen: „Jetzt ist die Zeit reif für die TPS-Technologie. Insbesondere wenn 3-fach-ISO verarbeitet wird, lohnt sich der Einsatz mehr denn je”, davon zeigte sich Alessandro Fenzi überzeugt. Sein Unternehmen präsentierte mit dem Butylver TPS einen neuen thermoplastischen Abstandhalter für die ISO-Fertigung. Dazu ergänzte Peter Nischwitz von Bystronic glass: „Wir haben ein gutes Feedback erhalten, das Interesse an dem neuen TPS-Abstandhalter sowie an unserer hochautomatisierten Applikationstechnik war sehr hoch und unsere Live-Demonstrationen stark frequentiert.“

Auch bei Bottero gab es eine Reihe von Neuheiten zu sehen. Ganz neu vorgestellt wurde am Stand die EVO Schneidanlage mit zwei Schneidbrücken. Über die Steuerung optimiert die Anlage eigenständig den Schneidablauf und umfasst zudem Funktionen wie Randentschichtung, Labeldruck u.a. Interessant war zu hören, dass bei der Konzeption der Anlage auch Verarbeiter mit eingebunden wurden und teils gemeinsam mit Bottero Elemente der Anlage entwickelt haben. Dazu John de Baere, Bottero Deutschland: „Uns ist wichtig was der Kunde will, deshalb binden wir ihn in die Entwicklung mit ein.“

Wie geht es weiter?

Nach wie vor sehen viele internationale Glasmaschinen-Anbieter die Vitrum als interessante Messe an. Auch wenn sie für 2015 schon angekündigt ist, bleibt abzuwarten, wie sich die Messe weiterentwickelt. Mit Blick auf die Besucher- und Aussteller-Rückgänge bleibt es für die Messemacher zu hoffen, dass sie das Steuer wieder herumreißen können, denn wie schon Peter Nischwitz von Bystronic glass richtig sagt, die Vitrum ist noch lange nicht über den Berg. —

Matthias Rehberger

Aussteller- und Besucherstimmen

Ralf Ackermann, Bohle: „Bei uns am Stand war immer etwas los. Die Besucherfrequenz war gut. Aber wir hatten diesmal einen kleineren Stand mit kleinerer Mannschaft. Es ist schade, wie sich die Vitrum entwickelt. Aber hier können wir nicht fehlen.“

Jörg Krause, Glas Bach: „Ich wollte mir vor Ort einige Anlagen im Detail ansehen. Dafür bin ich für einen Tag aus Deutschland hergekommen. Das hat sich gelohnt, die Qualität der Gespräche war sehr gut.“

Stefan Heuser, TGI, Technoform Glass Insulation: „Die Nachfrage nach der Warmen Kante und 3-fach-Isolierglas ist nach wie vor hoch. Wir hatten auf der Vitrum ein gutes Besucher-Feedback, gerade der Mittwoch war ein starker Tag für uns.“

Dr. Uwe Schmid, A+W: „Wir waren zufrieden. Das Interesse der Besucher an Hightec-Software war unerwartet hoch. Gerade durchgängig integrierte Software wurde viel nachgefragt, bis hin zur kompletten Unternehmenslösung ERP und Produktion und zur Versandsteuerung.“

Alessandro Fenzi: „Die Besucherzahlen entsprachen unserer Erwartung, ich kann mich nicht beschweren. Unseren neuen Butylver TPS für die ISO-Fertigung haben wir in Kooperation mit Bystronic glass vorgestellt. Das Besucherinteresse war sehr groß.“

Peter Nischwitz, Bystronic glass: „Es war wider erwarten eine gute Messe, wir waren wirklich überrascht. Wir hatte sehr viele Besucher am Stand. In meinen Augen ist die Vitrum aber noch lange nicht über den Berg.“

Carlo Strappa, Intermac: „Wir waren positiv überrascht und hatten an den ersten beiden Messetagen deutlich mehr Kundenkontakte als erwartet. “

Paolo De Borzatti, FP Fratelli Pezza: „Wir hatten einen guten Start. Gerade der erste Tag war sehr gut. Ich habe das Gefühl, die Besucher kommen nur noch ganz gezielt, und nicht mehr wie früher, um nur zu schauen.“

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