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Fenster der Zukunft

Das sind die Visionen der Branchenakteure

_ Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass sich bis 2050 der öffentliche Gebäudebestand nahezu klimaneutral darstellen soll. Und in der EU-Gebäuderichtlinie hat man das Ziel formuliert, dass bis 2030 etwa 50 Prozent der Gebäude im Passivhaus-Standard gedämmt sein sollen.

Wir alle wissen: Bereits jetzt kann mit den Produkten der Fenster- und Fassadenbranche viel Energie eingespart werden. Doch die Entwicklungsabteilungen in der Branche bleiben nicht untätig und die Elemente und Details werden immer weiter entwickelt – nicht nur in Hinsicht auf noch energieeffizientere Bauteile, sondern auch um die Elemente schneller und effizienter montieren zu können, optisch ansprechender zu gestalten, besser mit der Haustechnik zu vernetzen, die Bedienung komfortabler zu machen und die Bewohner noch effektiver vor Einbrechern zu schützen. Wir haben Fensterbauer und Branchenkenner zu ihrer Meinung zum Fenster der Zukunft befragt und sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Eines ist klar: In Zukunft werden am Fenster diese drei Bestandteile eine große Rolle spielen: Der Rahmen, das Glas und der Sonnenschutz. —

Das Fenster als Energiequelle

Die Anforderungen an Fenster werden nach unserer Einschätzung auch in den kommenden Jahren in erster Linie von der Energieeffizienz bestimmt. Hier hat aluplast mit Spitzen-U f -Werten bei den energeto-Profilen Maßstäbe gesetzt. Schlanke Ansichten werden sich sicherlich weiter durchsetzen, damit einhergehen weitere Fortschritte bei der Klebetechnik, bei integrierten Lüftungssystemen und bei intelligenten Montagesystemen, die einen schnellen, sauberen und qualitativ hochwertigen Einbau der Fenster erlauben. Der Trend wird weiter zu großen Fensterflächen gehen. Dass Fenster in nächster Zukunft nicht nur helfen Energie zu sparen, sondern darüber hinaus als Teil des Plusenergie-Hauses zusätzlich Energie gewinnen können, halten wir denkbar.

Folien im SZR mit mikroelektronischen Funktionen

Für mich persönlich gilt der Grundsatz, nichts zu verkomplizieren. Dabei spielen drei Buchstaben eine wesentliche Rolle: M E E – Mach es einfach. Alles, was wir heute schon kennen, wird sich weiterentwickeln. Ich verzichte an dieser Stelle auf ein Aufzählen aller, die Qualität unserer Fenster bestimmenden Eigenschaften. Viele Dinge gibt es heute schon. Diese werden sich weiterentwickeln, sicherer und vom Preis her günstiger werden. Ich denke dabei an E-Control und Ipaview- Glas.

Auch im Bereich der Rahmenmaterialien wird es weitere Veränderungen geben. Automatische Zugangskontrolle, Lüften mit motorischen Fenstern, Sicht- und Sonnenschutz werden den Nutzern mehr Komfort, Sicherheit und vor allem Energieeinsparung bieten. Dabei gilt für mich auch 2030, dass die einzelnen Zielgruppen im Hinblick auf Alter, Nutzungsverhalten und Akzeptanz unterschiedliche Anforderungen haben werden. Gerade deshalb vertrete ich mit Blick auf die Zukunft, dass es nicht immer erforderlich ist, das komplette Haus automatisieren zu lassen – hier muss aus der Sicht der Anwender gearbeitet werden. Weniger ist manchmal mehr.

Unsere Fenster werden sich immer weiter zu einem mechatronischen Element entwickeln. Ich sehe 2030 eine intuitive Bedienung und einen für uns Menschen sofort spürbaren Nutzen, der vor allem die Schaffung eines für das persönliche Wohlbefinden erforderlichen Effektes zur Folge haben wird.

Wir Menschen brauchen Räume, die uns beim wahren „Abschalten“ vom Arbeitstag unterstützen. Das Glas (oder ein anderes Produkt) wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Ob als Farbgeber, Solarkollektor oder gar als „großes Kino“ – die Mikroelektronik wird es möglich machen. Selbstreinigung, Lichtlenkung und Funktionswechsel nach Bedarf sind für mich die Schlagwörter. Solche Entwicklungen werden noch stärker der Forderung Rechnung tragen, dass im Sommer der Sonnenschutz wichtiger ist und im Winter die Wärmedämmung. So manche Eigenschaft wird dabei auch Luxus bleiben.

Aber: Was nützen uns die größten, sichersten und schwersten Fensterelemente, wenn wir sie auf den oftmals nur schwer zugänglichen und unaufgeräumt vorgefundenen Bauvorhaben nicht mehr mit der eigenen Kraft bewegen können? Neue Technik wird uns dabei helfen, aber eben nur helfen. Ich lasse mich davon nicht abbringen: Wir brauchen deutlich leichtere Fenster. Wenn ich in die „Glaskugel“ schaue, sehe ich im Jahr 2030 nicht nur noch Glas in unseren Fenstern. Ich sehe auch unser typisches 3-fach-Isolierglas nicht mehr. Ich sehe Scheibenaufbauten in einer ganz neuen Generation. Folien im Scheibenzwischenraum, und diese mit mikroelektronischen Funktionen ausgestattet, halte ich für möglich.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit Produkte haben werden, die für unsere Kinder und Enkelkinder die Zukunft sicherer machen werden.

Automobil, Küche und Bad sind Beispielgeber für Fenster und Tür

Wer sich mit dieser Frage nach dem Fenster der Zukunft auseinandersetzt – und dies tun zurzeit nicht nur die etablierten Branchenmitglieder – kommt schnell zu der Erkenntnis, dass es keine einfachen Antworten gibt. Die Zahl der möglichen Varianten in Öffnungsart, Funktion, Material, Design oder Einbausituation, um nur einige der an ein Fenster zu stellenden Anforderungen zu nennen, ist von Land zu Land, von Region zu Region so unterschiedlich, dass es nicht das eine Fenster für alle Einsatzfälle geben wird. Ganz zu schweigen davon, dass dem Fenster an sich, im Vergleich zu anderen Gebrauchsinvestitionen wie Automobil, Küche oder Bad, noch ein eher niedriger (Image-)Wert beigemessen wird.

Dennoch gibt es aktuell zahlreiche Hinweise darauf, dass und wie sich Fenster in der Zukunft verändern. Was an Funktionalität im Automobil (z. B. keyless-go), in Küche (z. B. smart-close) oder Bad (no-touch) heute vielfach schon Standard ist, wird in ähnlicher Form auch im Fenster und, schneller noch, in der Tür zukünftig Einzug halten.

Durchsetzen wird sich aber nur, was nachvollziehbaren Nutzen stiftet; ob dieser nun unmittelbar erkennbar ist, wie eine sinnfällige, dauerhaft einfache und sichere Bedienung, Einbruchschutz und Energieeffizienz, oder als Zusatznutzen individuell gewählt werden kann, wie Smart-Home-Eignung, integrierte Luftsteuerung und weitere interessante Eigenschaften. Dabei muss es die Branche schaffen, diesen Nutzen auch bis zum Endkunden zu kommunizieren.

Der Kunde bestimmt das Aussehen

Das Fenster der Zukunft muss so sein, dass der Kunde bestimmt wie es aussieht. Der Kunde entscheidet, wie es außen aussieht und welches Material er haben möchte, das gleiche gilt für innen. Außen kann Holz, Alu, Keramik usw. verwendet werden, innen Holz, Keramik, Glas oder Kunstmaterial usw. Das Fenster wird ein Wandmöbel – genau nach den Wünschen des Kunden. Wir müssen dem Kunden geben was er will, und nicht das anbieten was wir haben.

Im Zwischenraum wird ein sehr gut gedämmtes Material verwendet, das eine sehr gute statische Eigenschaft hat und gleichzeitig leicht ist, sodass das Fenster nicht zu schwer wird. Teure Materialien werden nicht mehr in so großem Querschnitt gebraucht, was zu Kostenreduktionen führt.

Das Glas wird ganz bestimmte Funktionen erfüllen: leicht, hohe Wärmedämmung, optimaler Energiedurchlass (g-Wert), sicher und auch mit PV-Funktion ausgestattet. Zwischen den Gläsern wird optional eine eingebaute Jalousie sein, die automatisch gesteuert wird. Im Fenster oder der dazu gehörigen Fensterbank wird eine Lüftung mit Wärmetauscher eingebaut sein. Der Lüfter wird über eine in der Fensterbank eingebaute PV betrieben.

Das Fenster wird folglich alle Funktionen haben, sodass der Kunde nicht lüften und es nicht pflegen muss. Im Außenbereich wird je nach Material eine Beschichtung auf dem Produkt sein, sodass das Putzen reduziert wird.

Bei den Fensterbeschlägen wird außer dem Griff nichts mehr zu sehen sein, alles ist sehr sicher und die Entwässerung funktioniert verdeckt.

Der Kunde wird sehr viel Spaß mit seinem Produkt haben und seinen Wohnkomfort enorm verbessern, ohne dass er sich permanent kümmern muss. So entsteht Freude am Fenster.

Die Lüftung gehört einfach zum Fenster

Das zu bedienende Fenster wird es immer geben – Menschen brauchen einfach das Gefühl, ein Fenster öffnen zu können. Bei den Fenstertüren wünscht man sich weite, lichte Durchgänge, große Fensterflächen, wärmedämmende Rahmenmaterialien und Gläser, einfachste Bedienung – das lässt sich hervorragend mit Schiebelösungen realisieren. Und das ist für mich auch die Fensterbedienung und -öffnung der Zukunft. Wichtige weitere Anforderungen an das Fenster der Zukunft werden Sicherheit und Einbruchhemmung sein. Auch Sonderformen und individuelle Fensterlösungen bleiben ein Thema. Das Fenster muss genauso wie das Haus „smart“ sein. Immer dichter werdende Gebäudehüllen verlangen eine kontrollierte und nutzerunabhängige Lüftung. Die Lüftung gehört einfach zum Fenster. Denn nur hier können Bewohner mit ventilatorischen Lüftungslösungen, wie dem Ventra, dezentral und individuell lüften. Die Fenster werden in die Gebäudeautomation eingebunden sein und als Energiequelle die Solarenergie nutzen.

Der Variantenreichtum wird sich vervielfachen

Wer zu einem „visionären” Ausblick aufgefordert wird, könnte leicht der Versuchung erliegen, im Kaffeesatz zu lesen und am Ende herrlich unverbindlich zu bleiben. Da es weder den Roto-Prinzipien noch meiner persönlichen Mentalität entspricht, bei Prognosen jegliche Bodenhaftung zu verlieren, will ich das auch in diesem Fall nicht tun. Deshalb lautet meine generelle Botschaft: Das Fenster der Zukunft wird das Resultat von Evolution und nicht von Revolution sein.

Den stärksten Einfluss auf die Fensterentwicklung übt nach meiner Überzeugung ein Trend aus, der sich schon jetzt in fast allen Lebensbereichen abzeichnet. Dabei geht es um konsequente Individualisierung. Sie muss wesentliche Tendenzen bzw. Herausforderungen integrieren, die wir bereits heute konkret spüren. Markante Beispiele dafür sind Energieeinsparung bzw. -effizienz, Gebäudeautomation, Nutzerkomfort, Ästhetik und intelligente Prozesstechnologien. Daraus folgt, dass das (wohnraumspezifische) Fenster von morgen ein „Multitalent” ist.

Die Menschen werden künftig immer weniger bereit sein, Produkte und Systeme zu akzeptieren, die ihre ganz persönlichen Wünsche und Bedürfnisse ignorieren. Darauf muss sich auch die Fensterbranche – übrigens im ureigenen Interesse – einstellen. Das heißt: Der Variantenreichtum von Fenstern wird sich bis 2030 sogar innerhalb einzelner Modellreihen vervielfachen. Welche Dimensionen das annehmen kann, zeigt exemplarisch die durchaus rasante Evolution bei Bad- und Küchenarmaturen. War der Verbraucher früher z. B. mit einem einzigen Einhandmischer in Chrom zufrieden, verlangt (und erhält) er heute ein Portfolio, das faktisch jeden noch so „exotischen” Typenwunsch erfüllt und mit den Anfängen letztlich nur noch eine Gemeinsamkeit hat: Es kommt Wasser heraus.

Ähnliches werden wir bei Fenstern erleben. Das wirkt sich natürlich auch erheblich auf Produktionsverfahren aus. Es gilt, die Fertigungsprozesse so rationell, effizient und flexibel zu gestalten, dass selbst die Herstellung von Kleinstserien wirtschaftlich ist. Ansonsten glaube ich, dass das Fenster 2030 u. a. wenig Rahmen und viel Glas und damit Transparenz aufweist, energiesparend und trotzdem schön ist, als fester Bestandteil im Smart Home-Verbund fungiert und über eine in der Regel elektrische Funktionssteuerung verfügt. Von all dem bleiben Beschlagsysteme nicht unberührt. Sie müssen ebenfalls „neu gedacht” werden. Eine mögliche Evolutionsstufe: Beschläge, die voreinstellbar verschiedene Öffnungsarten ermöglichen. Außerdem bietet das Thema „Beschlag und Glas” großes innovatives Potenzial.

Fenster mit High-Performance

So wie sich das Auto in den vergangenen 20 Jahren entwickelt hat, wird sich das Fenster in den kommenden 10 Jahren weiterentwickeln – hin zu einem Hightech- und High-Performance-Produkt.

Austauschbarer Kunststoff-Dekor

Die künftige Marktentwicklung bei folierten Fenstern sehen wir weiter positiv. Ausgehend von heute rund 30 %, erwarten wir bis 2030 ein Wachstum auf bis zu 50 %. Jedes zweite Kunststoffprofil hätte dann eine farbige Oberfläche. Wobei wir bei der Gestaltung dezente, zurückhaltende Farben und Designs sehen. Zeitlose Grautöne und Metallic-Farben, die durch ihre Neutralität vielseitig kombinierbar sind, werden dominieren. Möglich, dass sich in den nächsten Jahren auch beim Kunststofffenster ein zweischaliger Aufbau durchsetzt, ähnlich wie er jetzt mit der Alu-Deckschale Erfolge feiert. Dabei wäre auch eine Kunststoff-Deckschale beim Kunststofffenster denkbar. Das würde zum Beispiel nach 20 Jahren einen optischen Wechsel bzw. eine Auffrischung erlauben, ohne dass gleich das ganze Fenster getauscht werden müsste. Wir erwarten außerdem, dass die Ausgestaltung der Eckverschweißung optimiert wird. Die Bedeutung von optisch wie technisch hochwertiger Beschichtung wird weiter zunehmen. Die Fensterprofilfolie der Zukunft erfüllt künftig nicht nur gestalterische Anforderungen, sie erlaubt auch mehr Freiheiten bei der Oberfläche des Trägermaterials, sowohl in farblicher als auch in struktureller Hinsicht.

Fenster mit auswechselbaren Oberflächenschalen

Das Fenster nach 2030 wird nicht nur Energie sparen, sondern auch zur Energiegewinnung beitragen. Dies wird durch schaltbare Schichten im Glas bzw. durch Oberflächen der Rahmenkonstruktion sowie durch Wärmeaustausch beim Lüften erfolgen. Da aus Fenstern Module werden, sind diese auch mit entsprechenden Systemen für Sonnenschutz und Lichtlenkung ausgestattet. Durch den Einsatz von Elektronik wird das Fenster zum mechatronischen Element, welches den Bedienkomfort erhöht und als „Plug and Play“ in die Hausautomatisation eingebunden wird. Die Sicherheit wird durch neue Verriegelungs- und Überwachungssysteme wesentlich erhöht werden.

Bei der Gebrauchstauglichkeit stehen Barrierefreiheit, Kinderschutz und Vereinfachung der Montage im Vordergrund. Da sich während der „Lebensdauer“ eines Fensters die Ansprüche an das Design meistens mehrmals ändern, werden die Fenster mit auswechselbaren Oberflächenschalen ausgestattet sein. Somit kann man die Formgebung und die Farbgestaltung in diesem Zyklus auf Wunsch anpassen. Ein höheres Augenmerk wird auf die Wiederverwendbarkeit der beim Produkt eingesetzten Materialien und die Produktionsprozesse gelegt werden. Außerdem werden die Elemente bis dahin eine erhebliche Gewichtsreduktion erleben. In Summe werden Fenster zum „Hightech-Produkt“.

Gläser dunkeln sich automatisch ab

Die Tendenz geht immer mehr von einem normalen Fenster hin zu einem Multifunktions-Bauelement.

Dabei spielen neben dem natürlich weiterhin sehr wichtigen Wärmeschutz auch Anforderungen an Lüftung, Sonnenschutz, Blickschutz, Sicherheit und Automatisierung eine steigende Rolle für den Endverbraucher. Die Branche wird in die Weiterentwicklung von kostengünstigeren und leisen Lüftungssystemen, Einbruchschutzsystemen mit Alarmfunktion sowie den Ausbau von ferngesteuerter Haustechnik investieren. Auf der anderen Seite wird für den Installateur die Montagefreundlichkeit weiter verbessert werden, z. B. durch Einbauzargen auch in der Renovierung.

Der steigende Bedarf an erschwinglichem Wohnraum und den damit verbundenen kostengünstigen Fenstern klafft allerdings mit den alleskönnenden Fenstern auseinander. So lange das Fenster nicht als Bauteil mit Wert, wie es zum Beispiel bei Badezimmern der Fall ist, wahrgenommen wird, bleibt auch die Zielgruppe für solche „Alleskönner“ relativ klein.

Sicherlich wird sich auch bei den Gläsern einiges tun: Glasscheiben mit geringerem Gewicht bei verbesserten Ug-Werten werden im Fokus sein. Auch intelligente Gläser, die sich zum Beispiel automatisch abdunkeln oder auch ganz neue Funktionen integrieren wie Beleuchtung oder Nutzung der Fensterflächen als Werbeflächen bei Nacht oder als Bildschirme sind denkbar.

Bei den Fensterrahmen erwarte ich, dass der Einsatz von Recyclingmaterial einen sehr hohen Stellenwert erhält und nahezu bei 100 % liegen wird. Vorstellen kann man sich auch neue Technologien für die Oberflächenbeschichtung, zum Beispiel mit dauerhaftem Selbstreinigungseffekt.

So lange sich die gesetzlichen Anforderungen an Wärmedämmwerte nicht ändern, wird sich die Bautiefe um 80 mm einpendeln – damit ist der geforderte Passivhausstandard kostengünstig abdeckbar.

Fenster mit automatischer Beschattung

Das Fenster wird zum Energiemanager in der Wand. Es verfügt über extreme schmale Ansichten. Der sichtbare Rahmenanteil wird weniger und der Glasanteil nimmt zu. Die Fensterflügel werden vom Rahmen überdeckt und sind somit nicht der Bewitterung ausgesetzt. Der Rahmen ist links, rechts und oben nahezu komplett überdämmt und bildet keine energetische Schwachstelle. Der U w -Wert bewegt sich im Bereich 0,50 – 0,60 W/m²K. Die Rollläden oder Jalousien sind entkoppelt vom Fenster. Die Rollladenführungsschienen sind nicht direkt mit dem Fensterrahmen verbunden. Die Wärmebrücken am Fenster sind optimiert, insbesondere sind die Scheiben verklebt und die Beschläge liegen verdeckt. Undichtigkeiten gehen gegen Null. Die Fenster verfügen über mindestens drei Dichtungsebenen und der untere Fensteranschluss bildet keine Schwachstelle. Große Glasflächen bei Fenstern in Süd- und Westorientierung bringen Licht in den Raum und reduzieren Stromkosten. Im Winter sorgen hohe g-Werte für einen hohen solaren Eintrag. Überschüssige Energie wird gespeichert.

Das Fenster ist vernetzt mit der Haustechnik. Es steuert sich selbst: Es beschattet automatisiert, um eine Überhitzung im Sommer zu verhindern. Im Winter lässt es Energie in den Raum. Es löst Alarm aus bei Einbruchsversuchen. Die Wohnungslüftung im Neubau sehe ich getrennt vom Fenster.

Die Fenster sind 2030 so leistungsfähig, dass Passivhäuser, Energieplushäuser oder Aktivhäuser in monolithischer Bauweise umsetzbar sind.

Mit unserem Fenstersystem hilzinger VADBplus erfüllen wir bereits heute einen Großteil dieser Anforderungen. Mit einem U w -Wert von bis 0,53 W/m²K wird das Fenster heute schon serienmäßig gefertigt. Das System verfügt über vier Dichtungsebenen. Die Scheiben sind vollflächig verklebt. Das System ist großflächig bis zu 1,50 x 2,50 m als Dreh-Kipp-Ausführung baubar.

Fenster-Austauschverpflichtung wäre sinnvoll

Das Bauteil Fenster hat eine große Bedeutung für die Zielerreichung im Bereich der energetischen Sanierung. Schlüsselfaktoren sind hier Wärmedämmung verbunden mit Transparenz. Moderne Fensterkonstruktionen leisten heute bereits mehr, als die EnEV 2014 einfordern wird. Um die ambitionierten Ziele der EU-Gebäuderichtlinie zu erreichen halten wir es daher für notwendig, dass das Energie-Einsparpotenzial moderner Fensterkonstruktionen stärker in den nationalen Mindestanforderungen berücksichtigt wird. Insbesondere auch im Bereich der Bestandsgebäude, wo es heute zwar eine Nachrüstpflicht für den Heizkessel gibt, aber nach wie vor keine Anforderung, die den Austausch von einfachverglasten bzw. alten doppelverglasten Fenstern fordert.

Die Vision in der Fensterentwicklung ist daher nicht nur, dass bis zum Jahr 2030 die Hälfte der Gebäude Passivhausstandard haben, sondern wir – als Branche – sollten bis dahin erreicht haben, dass flächendeckend Fenster mit einem U-Wert kleiner gleich 1,0 eingebaut sind. Neben der Energieeinsparung werden die Fensterkonstruktionen bis 2030 auch der bis dahin weiter fortgeschrittenen Demografie Rechnung tragen. Bedienkomfort und Sicherheit gehören ebenso zum Anforderungsprofil wie das Thema Behaglichkeit oder Lüftungskomfort am bzw. im Fenster.

Individuelle Lösungspakete

Ich wünsche uns allen, dass wir im Jahr 2030 längst nicht mehr in Einzellösungen der am Bau beteiligten Gewerke denken. Vielmehr werden wir den Kunden dann hoffentlich Gesamtlösungen anbieten, die der Gebäudehülle in all ihren ästhetischen, funktionalen und technischen Aspekten gerecht werden und den weit auseinandergehenden Vorstellungen unterschiedlichster Kunden mit jeweils individuell zugeschnittenen Lösungspaketen entsprechen.

Fensterverkauf im attraktiv gestylten Mono-Label-Store

Das Fenster ist bezogen auf die werkseitige Wertschöpfung der werthaltigste Bauteil eines Wohngebäudes. Der Grund: Die Fensterindustrie erledigt viele Fertigungsschritte industriell in Fabrikhallen, etwa das Einglasen oder das Streichen/Lackieren der Rahmen. Diese werkseitige Integration wird sich weiter beschleunigen. Langfristig werden Beschattung, Lüftung, Automatisierung und sämtliche einbruchhemmende Sicherheits-Features (inkl. Alarmanlagen) bereits von der Fensterindustrie in das Bauteil integriert werden. Hinsichtlich der Montage erwarten wir, dass sich im Neubau das Blindstock-Konzept durchsetzt und Fenster – analog zur Möbelindustrie – mittels „Klipp-System“ in wenigen Minuten montiert werden. Im Verkauf kommt es zu einer Verschiebung der Themensetzung. Im Fokus des Verkaufsgesprächs stehen künftig weniger Rahmenmaterial, U-Wert und Preis, dafür mehr das Fenster-Design und Zusatz-Features. Die Sensibilisierung von Planern und Bauherrn auf die architektonische Kompetenz des Fensters wird die Spielregeln am Markt verändern. Der Vertrieb erfolgt in zunehmendem Maße nach den Regeln des Einzelhandels an frequenzstarken Standorten in attraktiv gestylten Mono-Label-Stores. 

Digital vernetzte Multifunktionsfenster

Fenster werden in Zukunft weit mehr Aufgaben erfüllen, als sie bisher im Stande sind. Neben Schutz-, Lüftungs- und Sicherheitsfunktionen werden die Themen Komfort, Energie und Ökologie weiter in den Vordergrund rücken. Der demografische Wandel verlangt zudem Lösungen für altersgerechtes Wohnen.

Im Jahr 2030 dürfte es daher Multifunktionsfenster geben, die vielfach digital vernetzt sind und mehr als bisher den individuellen Anforderungen der Nutzer entsprechen. Zustandsabfragen und entsprechende Zustandsänderungen hinsichtlich Lüftung, Beschattung und Dichtigkeit werden von überall her per App möglich sein. Die dafür benötigten Module werden in moderne Verbundfenster integriert werden können, die energieautark arbeiten. Diese intelligenten Fenster von morgen werden das natürliche Licht und die Beschattung lenken und darüber hinaus vielleicht sogar überschüssige solare Energie zwischenspeichern können. Moderne Sensortechnik, die die Luftqualität, Licht, Temperatur, Wind oder Regen misst, wird künftig auch aktiv und benutzerunabhängig Funktionen einleiten und bei der Einbruchhemmung wichtige Dienste leisten.

Das Glas temporär einfärben

Ein Fenster lässt Licht und Wärme ins Haus und liefert damit einen solaren Zugewinn. Da liegt es nahe, dass es auch den Schutz vor Sonnenstrahlen übernimmt – beispielsweise durch schaltbare Gläser, die den Transmissionsgrad für Sonnenlicht selbstständig regulieren. Auch die dazu benötigte elektrische Energie kann das Fenster über eine Folienbeschichtung selbst erzeugen.

Ein anderes Thema ist das Öffnen und Schließen eines Fensters. Im Auto ist ein elektrischer Fensterheber mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Im Hausfenster kann er ganz neue Perspektiven eröffnen: Flügel und Rahmen bilden eine starre Einheit, der Schwenkbereich für den Flügel entfällt und in Verbindung mit einer selbstreinigenden Oberfläche für Glas und Rahmen auch die Außenreinigung.

Eine Fensterscheibe hat heute nur zwei Funktionen: das Licht hinein und den Bewohner hinausschauen zu lassen. Wenn sich das Glas temporär einfärben lässt, steht eine Projektionsfläche für Filme oder Bilder zur Verfügung, und bei Dunkelheit bleiben neugierige Blicke draußen – ohne Rollladen.

Auch Menschen tragen nicht immer einen Wintermantel

Das Fenster der Zukunft wird dynamisch und intelligent sein. Ein den Anforderungen der Zukunft entsprechendes Fenster fügt sich nicht nur harmonisch in die Gebäudehülle ein und versorgt Räume mit viel Tageslicht und frischer Luft. Energieeffiziente Dämmung wird in Zukunft nicht mehr statisch sein – genauso wie Menschen sinnvollerweise nicht das ganze Jahr über eine Winterjacke tragen.

Dämmung wird im Winter so ausgelegt sein, dass Fenster eine gute Balance zwischen Nutzung solarer Wärmeeinträge und Vermeidung von Wärmeverlusten finden. Bei zu geringer Sonneneinstrahlung, z. B. nachts, wird intelligenter Sonnenschutz für zusätzliche Dämmung sorgen. Besonders im Winter wird eine energieeffiziente Belüftung über Fenster wichtig für das Wohlbefinden und die Wohngesundheit sein.

Im Sommer wiederum wird intelligent gesteuerter Sonnenschutz effektiv Überhitzung von Wohnräumen vermeiden. Auch der Nachtauskühlung durch intensive Fensterlüftung abends / nachts wird ebenfalls im Sommer eine wichtige Funktion zukommen. Natürliches Klimatisieren mit Fenstersystemen verbessert so deutlich das Raumklima für Bewohner, ohne dass dafür künstliche und energiefressende Klimaanlagen notwendig werden. Automation mit Sensoren wird Bewohnern helfen, sich nicht ständig um die richtige Bedienung ihrer Fenster kümmern zu müssen.

Für Dachfenster sind diese Anforderungen aufgrund ihrer Lage und Ausrichtung besonders hoch – weshalb der Gedanke eines ganzheitlichen Systems für das Dachfenster der Zukunft besonders wichtig ist.

Versenkbare Verriegelungskomponenten

Die Entwicklung des Fensters der Zukunft muss kundenorientiert, zuverlässig und innovativ sein. Es sollte den sieben Disziplinen des Universal Designs folgen und ist daher möglichst für eine große Anwendergruppe nutzbar, flexibel, einfach und intuitiv zu bedienen, fehlertolerant und reduziert die Fehlbedienbarkeit, leicht und mit geringem Kraftaufwand bedienbar, raum- und platzsparend konstruiert.

Beschlag : Immer mehr Glas, bei weniger Rahmen, trotzdem Einbruchschutz. Verriegelung der Flügel mit Pilzköpfen. Frage: Wieso herausstehende Teile? Leichter zu reinigen und ästhetisch schöner sind im geöffnetem Zustand versenkte/verdeckte Verriegelungskomponenten. Automation von Flügeln, berührungslose Flügelbewegungen, elektrische Verriegelung der Flügel. Beispiele: Entwicklung und Trend von Heckklappen großer Automobile in den letzten 10 Jahren: (öffnen/schließen vollautomatisch mit Annäherungssensor, elektrische Verriegelung)

Glas : Interaktive und schaltbare Gläser: Scheiben, die beim Betreten von Bad/WC automatisch oder auf Wunsch auf opak schalten. Sonnenschutz: Gläser die sich im Sommer automatisch abdunkeln (vgl. Rückspiegel von Autos). Alternative intelligente Sonnenschutzlösungen um die Kühllasten in Gebäuden zu reduzieren.

Montage/Demontage : Montagelösungen für Fenster, die nach Ablauf des Lebenszyklus eine einfach Demontage erlauben ohne größere Eingriffe in den Baukörper und den Bauanschluss (Stichwort: Montagezargen).

Rahmenmaterialien und Rahmenkonstruktionen :

Verwendung von Materialien, die sich gut rezyklieren lassen und einen geringen Sekundärenergiebedarf haben (z. B. Aluminium). Erhöhung der Anteile Recycling-Alu bei den Neu-Profilen (bei Schweizer zzt. bei 80 %). Verzicht von wertvollen Werk- und Rohstoffen, die nur downcycling zulassen (Stichwort: PVC).

Keine thermische Verwertung von Werk- und Rohstoffen, die dabei bedenkliche/gefährliche Stoffe freisetzen oder dadurch eine negative CO 2 -Bilanz aufweisen (Bsp. Vergleich GFK + PVC zu Holz). Konstruktionen, die eine einfache Trennung der Rohstoffe erlauben, die dann separaten Rezyklier-Kreisläufen zugeführt werden können (Stichwort: Stahlarmierung in PVC-Fenstern, Structural glazing).

Fenster als Projektionsfläche

Das Fenster der Zukunft wird als gestaltendes Element in das Innenleben einer/s Wohnung/Hauses integriert werden. Verschiedenste Funktionen werden miteinander verschmelzen. So wird es möglich sein, dass wir Fenster als Projektionsflächen für Bilder nutzen, als Großbildschirm zum Fernsehen oder auch als Touchscreen eines PCs. In Zukunft werden Mehrfach-Funktionen noch deutlich stärker in den Fokus rücken. Die interdisziplinäre Verknüpfung über Branchen- und Marktgrenzen hinweg wird das Innovationstempo erhöhen.

Die Automation setzt sich in der Masse nicht durch

So schwerfällig und eingefahren wie die Fensterbranche ist, dürfen wir uns keine allzu große Hoffnungen machen. Ein Großteil der Fenster wird heute noch wie vor 17 Jahren gebaut. Die Rahmendicken bei Holz- und Holz-Alufenstern werden sich bei 80 – 100 mm einpendeln, gute Wärme-Dämmwerte und hoher Sicherheitsstandard sind selbstverständlich. Tropenhölzer werden keine große Rolle mehr spielen, besonders für Holz-Alufenster sind unsere einheimischen Hölzer bestens geeignet. Innovative Betriebe werden besonderes Augenmerk auf das Design der Fenster und Fassaden legen. Durch die Glasklebetechnik wird sich der Rahmenanteil weiter verringern. Die Vernetzung mit der Haustechnik, Automation und Lüftung wird ein Thema werden, aber in der breiten Masse nicht verbaut – letztendlich muss dies auch alles noch bezahlbar sein.

Statt Dreh-Kipp-Monopol individuellere Öffnungsarten

Das Fenster aus ökologisch orientierten Kunststoffen als Träger von Features für spezielle Anforderungen: Integrierte Sonnenschutzbox (Rollladen-/Jalousiesysteme) sowie Technikbox zur Aufnahme von E-Bauteilen, Glas mit Lichtlenkungseffekten aus der Nanotechnik, fertige Adapter am Fenster für die standardisierten Montagen, bspw. auch für Renovierungsvarianten. Das Gewicht des Elementes ist deutlich gesunken: Gläser im Mix mit dämmenden Folien bilden neue Produkte ab. Statt Stahlkernen finden wir versteifende, nachwachsende Verbundmaterialien. Die Bewegung der Fenster im Gebäude vor der Montage erfolgt schonend für den Monteur mit flexibler, technischer Unterstützung. Die Geometrie wird flacher und tiefer zugunsten schmalerer Ansichten. Statt Dreh-Kipp-Mechanik finden wir individuellere Öffnungsvarianten, vor allem Schiebefenster, aber auch Fest-Elemente, mit über zentrale Messtechnik gesteuerter Lüftung und Heizung. Die zentrale Aufgabe des Fensters verschiebt sich in Richtung eines mit der Haustechnik abgestimmten Funktionsbauteiles der Fassade. Weniger Mechanik, mehr Steuerungstechnik. Bei der Optik sehen wir sehr variable und individuelle Beschichtungen auf den tragenden Grundkörpern, die tauschbar sein können.

Die Teilung des Marktes in High-End- und Basic-Segment schreitet voran

Kunststoff wird auch im Jahr 2030 der Fensterwerkstoff Nummer eins sein. Unabhängig davon werden Materialkombinationen eine noch größere Rolle spielen als heute. Nachdem das Fenster an die Entwicklung der baulichen Anforderungen gekoppelt ist, werden uns stetige Optimierungen in der Energieeffizienz, der Funktionalität und bei Zusatzfunktionen auch künftig begleiten. Das Fenster wird generell höher integriert sein. Ebenso stehen Individualisierung und die Teilung des Marktes in das High-End und in das Basic-Segment 2030 noch weiter oben auf der Agenda als gegenwärtig. Mit modularen Konzepten und Zusatzfunktionen für die Nachrüstung werden die Hersteller antreten, dem Kundenwunsch nach seinem ganz spezifischen Fenster immer stärker Rechnung zu tragen. Produkte, wie unser neues 76 mm-System, erfüllen schon heute die künftigen Anforderungen an Energieeffizienz, unsere Farben- und Designvielfalt lässt kaum Wünsche offen und mit Lösungen wie der Hebe-Schiebetür PremiDoor 88 lux verschaffen wir unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil im Segment gehobener Ansprüche. Daher sehen wir als profine uns hervorragend aufgestellt für den Weg ins Jahr 2030.

4-fach-Verglasungen werden keine Ausnahmen sein

Für uns am Passivhaus Institut hat die Zukunft des Fensters schon lange begonnen. Wir arbeiten schon heute mit und an Fenstern, die in Zukunft Standard sein sollten: Ein Passivhaus-Fenster der dritten Generation bewirkt, eingesetzt in einem der ersten Passivhäuser, eine weitere Reduzierung des Heizwärmebedarfs des ganzen Hauses um über ein Drittel – die Wirtschaftlichkeit solcher Fenster verbessert sich dadurch noch mehr.

Überhaupt bietet das Fenster der Zukunft finanzielle Vorteile für alle Akteure: Für die höhere Qualität kann seitens der Glasindustrie und der Fensterbauer eine höhere Wertschöpfung erfolgen. Der Gebäudenutzer ist gern bereit diese einzusetzen, wenn er weiß, dass er durch geringere Heizkosten in der Bilanz bares Geld spart – und dabei sogar einen höheren Komfort genießt.

Auch bei Passivhaus-Fenstern sehen wir noch immer ein großes Entwicklungspotenzial. In Zukunft werden Fensterrahmen noch schmaler werden – dann steigt der Glasanteil und nur der bringt Licht und Energie herein. Auch bei den Rahmen-U-Werten und bei der Glasrandwärmebrücke erwarten wir weitere thermische Verbesserungen. Glas-U-Werte um 0,55 W/m 2 K werden künftig bei g-Werten über 50 % üblich sein. Auch Vierfach-Verglasungen werden in einigen Anwendungsbereichen keine Ausnahme sein. Die Tendenz wird zu teilvorgespanntem Dünnschichtglas gehen, welches einerseits die auf den Flügelrahmen wirkenden Kräfte reduziert und andererseits Beschichtungen der mittleren Scheibe mit Softcoatings und der äußeren Scheibe mit einem zusätzlichen Hardcoating zur Verringerung von Betauung ermöglicht.

Daneben sehen wir Chancen für eine Integration weiterer Komponenten und Funktionen in das Bauteil Fenster – z. B. Sonnenschutz durch Jalousien und Screens (die vielleicht sogar Strom produzieren) oder durch elektrochrome Beschichtungen. Auch die Funktion der Lüftung können in das Fenster der Zukunft integrierte Bauteile wieder übernehmen – nun aber geregelt und mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ausgestattet.

Ein wichtiger Markt ist die Modernisierung bestehender Altbauten: Hier ist durch den Ersatz alter, sehr ineffizienter Fenster ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz leistbar: Energie-Verlust-Fenster können hier durch Energie-Gewinn-Fenster ersetzt werden.

Größte Herausforderung Montage

2030 sind die heute eingebauten Fenster mit U w -Werten von 1,3 bis 0,7 W/m 2 K fast 20 Jahre alt. Der derzeitige Gebäudebestand mit einfach- und alten zweifachverglasten Fenstern wird wahrscheinlich bereits mit Fenstern des neuen Jahrtausends ausgestattet sein und damit energetisch „akzeptabel“ und qualitativ „noch gut“ sein.

In Deutschland werden der demografische Wandel, das Wachstum der Ballungszentren und das Auseinanderklaffen der Einkommensschere drei unterschiedliche Fensterkunden aufweisen: Der Kunde, der das günstige Fenster aus wirtschaftlichen Gründen kauft. Der junge Kunde, der modernen Komfort für sein Zuhause wünscht und kurzfristig investiert. Der ältere Kunde, der herkömmlichen Komfort wünscht und langfristig investiert.

Schon heute sind unsere Fenster mit modernen Lüftungs- oder Überwachungssystemen ausgestattet. Das moderne Komfortfenster in 2030 wird in die Visualisierung der modernen Kommunikationsmittel und in die Haustechnik eingebunden sein.

Da sich der Anbietermarkt immer mehr konzentrieren wird, gehe ich von wenigen Systemlösungen der Industrie aus, die auch mit einem durchgehenden Recyclingprozess die Nachhaltigkeit gewährleisten können.

Die größte Herausforderung wird bis dahin die Montage betreffen. Auf dem Weg bis 2030 wird das Fenster durch innovative Materialien leichter und dadurch montagefreundlicher sein. Für die Einbindung in die Haustechnik wird der gute Fensterfachbetrieb sich weitergebildet haben und sich in seinem regionalen Markt positioniert haben.

Gewichtsproblematik wird sich erledigt haben

Für 2030 erwarte ich, dass das Fenster in seiner Ausstattung in allen Bereichen perfekt optimiert sein wird. Beispiel: Einen Sonnenschutz, der entsprechend der Witterung, des Sonnenstandes und der Jahreszeit vollautomatisch gesteuert wird. Auch das Problem der gewichtsmäßigen Grenzwerte, die gegenwärtig durch die Dreifachverglasung erreicht worden sind, werden sich im Jahr 2030 durch bessere Materialzusammenstellungen (Hybridtechnik) erledigt haben. Was ebenfalls gelöst sein wird, ist das Problem der kraftschlüssigen Befestigung in einem hochdämmenden Mauerwerk. Hier müssen gegenwärtig noch alle Gewerke Kompromisse machen.

Was die Anforderungen an automatische Lüftung, Schall- und Einbruchschutz betrifft, werden sie auf einen Schlag erfüllt sein. Vor allem aber wärmetechnisch wird der Branche durch umlaufende Dämmelemente ein Quantensprung gelungen sein. Das Fenster der Zukunft wird in derartige Komplettsysteme integriert und somit wärmebrückenfrei, schneller und fachgerecht montiert werden. Diese „neuen Gewerke“ werden im Vorfeld komplett geplant, industriell vorgefertigt und vor Ort als „All-in-One-Lösung“ in die Maueröffnung montiert. Steckerfertig zur Ankopplung an die Stromversorgung und Haustechnik. Die Ansteuerung erfolgt per Funk.

Teile dieser Vision sind schon Wirklichkeit: Hochdämmende Fenster-Komplett-Elemente und Materialien, die bei dünneren Wandstärken bessere Dämmungen ermöglichen, existieren bereits. Sie sind der Anfang einer ganz neuen Technologie mit außerordentlichem Potenzial, die im Jahr 2030 lange schon Standard sein wird.

Energieautarkes Multitalent

Meine Vision des Zukunftfensters ist das energieautarke Multitalent. Der Schutz des Bewohners vor Wind, Wetter, Regen, Kälte, Lärm, Sonne und der Schutz vor unbeabsichtigten Blicken sowie dessen Eigentum – jederzeit funktionssicher. Bei selbstredend bester und optimalster Wärmedämmung. Zudem soll das Fenster einfach zu warten, leicht zu pflegen und gut zu reinigen sein. Rahmenmaterialien müssen sich zu ressourcenschonenden Materialien hin entwickeln. Die Gewinnung von Energie mit Fenstern wird das Thema der Zukunft werden. Ebenso dessen Automation. Schon aus Gründen der Sicherheit zumindest dessen Überwachung. Das Fenster als Display von Home-Entertainment oder als PC-Bildschirm. Das sind künftige zusätzliche Komfort-Eigenschaften. Zusätzlich zähle ich die Beleuchtung der Räume bei Dunkelheit auch noch zu diesen Eigenschaften. Das Fenster ist aber in jedem Fall auch in Zukunft zu öffnen. Lassen wir uns überraschen, wohin uns die Entwicklung der nächsten Jahre führt.

Aus Holz-Mikrofaser und Post-Consumer-Abfällen werden Fenster

Die Menschheit wächst und verbraucht immer mehr Ressourcen, und genau diese Ressourcen sind auf unserem Planeten begrenzt. Deswegen ist genau dies auch der Punkt, an dem das Fenster der Zukunft ansetzen muss. Wir haben uns bereits vor fünf Jahren eingehend mit dieser Thematik beschäftigt und präsentieren bereits heute ein „Fenster der Zukunft“ mit dem Namen Ecolife. Das Fenster setzt auf die Verwendung von nachwachsenden Holzfasern und den konsequenten Einsatz von Recycling-Kunststoffen (Wood-Polymer-Composit, WPC). Entstanden ist eine neuartige Kombination eines mit Kunststoff-Neuware co-extrudierten WPC-Profils und der wetterbeständigen Verklebung (Laminierung) mit einer vor UV-Strahlung und vor Schlagregen schützenden, dünnen Aluminiumschicht. Die Einbettung der Holz-Mikrofasern in eine PVC-freie Recycling-Kunststoffmatrix aus Post-Consumer-Abfällen verleiht dem Profil Ressourceneffizienz. Die Mikrofasern erhöhen die Formstabilität. Die dünne Co-Extrusionsschicht aus Kunststoff-Neuware hat drei Effekte: Sie ermöglicht die wetterfeste Verklebung des 0,2 mm dicken Aluminiumbandes, sie vereinfacht bzw. sichert den Produktionsprozess und sie gibt dem Profil äußerlich das Aussehen eines herkömmlichen Fensters. Aufgrund der Tatsache, dass WPC nur schwer schweißbar ist, gewährleistet ein neues System für die Eckverbindung ein einfaches, zuverlässiges und dichtes Fügen der Profile zu einem Komplettfenstersystem. Der Eintritt in den Weltmarkt findet zunächst in der Volksrepublik China statt. Das Profil wurde 2012 bereits vom chinesischen Bauministerium getestet und offiziell zertifiziert, wobei die chinesischen Anforderungen an das „System Fenster“ sich mittlerweile nur unwesentlich von zentraleuropäischen Anforderungen unterscheiden. Für die weltweite Einführung und Produktion des Produktes werden ab Mitte 2014 weltweit Lizenzpartner gesucht.

Das Fenster der Zukunft ist multifunktional

Das Fenster der Zukunft wird mehr sein als nur eine Öffnung für das Tageslicht. Als Entwicklungspartner der innovativsten Fenster- und Systemlieferanten auf dem Markt, merken wir bei Fiberline eine klare Tendenz, dass ein Fenster deutlich mehr bieten muss. Wir erwarten deshalb, dass das Fenster der Zukunft multifunktional und intelligent sein wird bezüglich der Ansprüche, die vom Nutzer gestellt werden. Es wird aus einem hochisolierenden Funktionskern aus GFK bestehen, auf den das Glas geklebt ist. Durch die modulare Bauweise sind auch Kombinationen mit Holz oder Aluminium möglich. Es können verschiedene Funktionen integriert werden, wie z. B. die Belüftung oder die intelligente Steuerung des Lichteinfalls. Die Sonnenenergie kann nach Bedarf genutzt werden. Durch die Flexibilisierung wird der Wohnkomfort erhöht und die Energie besser genutzt.

Es ist selbstverständlich, dass die Materialien tragfähig, energiesparend und zu 100 % wieder verwendbar sind. Außerdem wird das Fenster der Zukunft ein architektonisches Highlight sein, das mit schlanken und eleganten Rahmen, sowie einer größtmöglichen Glasfläche einen natürlichen Teil der Oberfläche des Gebäudes bilden wird.

Scheibenverklebung und Schaumdämmung

Das Fenster wird in den nächsten Jahren seinen Weg vom einfachen Bauelement zum Funktions- und Designobjekt gehen. Lüftung, Sonnenschutz, Sicherheitstechniken usw. werden über das Element fest in die Haustechnik integriert. Eine besondere Herausforderung wird es sein, diese neuen Techniken nicht nur in Neubauten zu integrieren, sondern auch speziell für die Renovation attraktiv und möglich zu machen.

Von der Grundkonzeption ist das bestehende Fensterkonzept in seiner heute bekannten Bauweise weitestgehend ausgereizt. Neue Lösungsansätze und Techniken wie die rationelle Scheibenverklebung und integrierte Schäume sind gefragt, um die komplexer werdenden Erwartungen, die an das moderne Fenster gestellt werden, erfüllen zu können. Eine der großen Stärken eines PVC-Fensters ist im vollständig geschlossenen Recyclingkreislaufsystem zukunftssicher begründet. Insbesondere in den nächsten Jahrzehnten werden durch eine steigende Anzahl an Wohngebäudesanierungen auch Altfenster aus PVC wieder in die umweltgerechte Produktentwicklung und Bereitstellung von zukünftigen Fenstersystemen einfließen. Aus diesem Grund ist trotz unterschiedlicher Wege hinsichtlich neuer Materialien verstärkt der bewährte und erprobte Einsatz von nachhaltigem PVC-Material ein wesentlicher Weg hin zu Nachhaltigkeit.

Auch die Haptik des Fensters wird sich verändern.

Der Nutzerkomfort und die -behaglichkeit sowie die Nachhaltigkeit werden beim Kunden wesentlich stärker im Vordergrund stehen. Die Haptik der inneren Oberflächen werden sich entscheidend in Richtung Natürlichkeit verändern (rau und matt statt glatt und glänzend). Die Schiebeelemente werden auch beim „normalen“ Fenster Einzug finden, und das automatisiert (motorisch angetrieben und in die Haustechnik integriert). Das Fenster wird die Lüftung zurückgewinnen – mit einer im Fenster integrierten Grundlüftung mit Wärmerückgewinnung und einer nutzergesteuerten Bedarfslüftung, auch durch das Öffnen der Fenster.

Vakuumglas und andere hocheffiziente dünne Gläser werden eine völlig neue Fenstergeneration auslösen und weitere thermische Optimierungen zulassen.

Ein Plus-Energiefenster mit integrierter Verschattung und kontrollierter Komfortlüftung, eingebunden in eine intelligente Haustechnik und im Hinblick auf Nutzerkomfort, -behaglichkeit und Nachhaltigkeit optimiert, auch in der hochwertigen Sanierung.

Daniel Mund

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