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natürliche Dauerhaftigkeit von Rotem Meranti 450+

Zusätzlicher Holzschutz nicht erforderlich

_ Seit mehr als zehn Jahren teilte die bekannte „Holzartenliste “ des Verbands Fenster + Fassade (VFF Merkblatt HO.06-1: Holzarten für den Fensterbau – Teil 1: Eigenschaften, Holzartentabelle) die natürliche Dauerhaftigkeit von Rotem Meranti (Shorea spp., Untergattung Rubroshorea) in Abhängigkeit von der Rohdichte in drei Klassen ein:

  • < 400 kg/m³: Dauerhaftigkeitsklasse 5 (nicht dauerhaft), nicht geeignet,
  • 400 kg/m³ bis 500 kg/m³: Dauerhaftigkeitsklasse 4 (wenig dauerhaft), im Fensterbau nur mit einer Imprägnierung gegen holzzerstörende Pilze einzusetzen,
  • > 500 kg/m³: Dauerhaftigkeit Klasse 1 – 2 (sehr dauerhaft bis dauerhaft), empfohlen.


Das derzeit am deutschen Fenstermarkt gängige Handelssortiment „Rotes Meranti 450+ “ erfüllt zwar die Forderung, keine Hölzer mit Rohdichten < 400 kg/m³ einzusetzen. Eine Differenzierung der Sortimente 450-500 kg/m³ und> 500 kg/m³ ist jedoch im praktischen Betrieb nicht möglich – auch deshalb, weil in einer Kantel Lamellen mit unterschiedlicher Rohdichte vermischt werden. Daher waren die Holzfensterhersteller aufgrund der bisherigen Anforderung des VFF-Merkblatts HO.06-1 praktisch dazu verpflichtet, sämtliche in der Fertigung eingesetzte Merantihölzer gegen holzzerstörende Pilze zu imprägnieren. Die überarbeitete DIN 68800 bietet jedoch die Möglichkeit, komplett auf vorbeugenden chemischen Holzschutz zu verzichten, wenn Kernhölzer mit ausreichender natürlicher Dauerhaftigkeit entsprechend der Gebrauchsklasse eingesetzt werden. Holzfenster sind normalerweise der Gebrauchsklasse 3.1 (normale Außenbewitterung ohne Risiko einer länger andauernden Auffeuchtung des Holzes) zuzuordnen. Hier fordert DIN 68800-1 je nach Beanspruchung, Qualitäts- und Sicherheitsanspruch und erwarteter Lebensdauer (vgl. auch VFF Merkblatt HO.11) maximal den Einsatz von Kernhölzern mit einer Dauerhaftigkeit entsprechend der Klasse 3-4 (mäßig bis wenig dauerhaft). Nach der bisher gültigen Einteilung gemäß HO.06-1 erfüllte das Sortiment „Rotes Meranti 450+ “ mit Rohdichten zwischen 450 und 500 kg/m³ diese Anforderung nicht. Aus der Praxis sind jedoch an Meranti-Holzfenstern, die aus dem Sortiment „450+ “ hergestellt wurden, so gut wie keine Fäulnisschäden bekannt. Daher stellte sich die Frage, ob die derzeitige Klassifizierung die tatsächlichen Verhältnisse realistisch wiedergibt.

Zusatzuntersuchung zur natürlichen Dauerhaftigkeit

Ein Konsortium aus namhaften Holzhandelshäusern und Verbänden ließ daher beim Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg von November 2012 bis Mai 2013 eine Zusatzuntersuchung zur natürlichen Dauerhaftigkeit des Handelssortiments „Rotes Meranti 450+ “ durchführen. Die Handelspartner stellten neben einer finanziellen Unterstützung zur Finanzierung der Prüfkosten auch handelsübliche Meranti-Prüfkanteln zur Verfügung, während die Verbände das Projekt ausschließlich finanziell unterstützten. Die Prüfung der natürlichen Dauerhaftigkeit erfolgte gemäß den einschlägigen Normen an insgesamt 40 Kanteln/Laminaten, die aus definierten Meranti-Herkünften (sieben Provenienzen in Südostasien) hergestellt wurden. Zu Beginn der Untersuchungen wurde zunächst mikroskopisch überprüft, dass die einzelnen Lagen vollständig dem Handelssortiment Rotes Meranti = Shorea spp. subg. Rubroshorea entsprechen. Die Bestimmung der Rohdichte ergab erwartungsgemäß eine hohe Variation von 0,38 bis 0,74 g/cm³. Der Mittelwert der Rohdichte betrug für das untersuchte Kollektiv 0,52 g/cm³ bei einer mittleren Holzfeuchte von 13,9 Prozent (Variation der Holzfeuchte von 10,6 % bis 15,1 %). Die Ergebnisse der Dauerhaftigkeitsprüfungen ergaben, dass der höchste Masseverlust, der ausschlaggebend für die Bewertung der natürlichen Dauerhaftigkeit ist, durch den Weißfäulepilz Coriolus versicolor (Schmetterlingsporling) verursacht wurde. Der ermittelte mittlere Masseverlust von rund 15 Prozent führt zu einer Einstufung/Klassifizierung des untersuchten Sortiments „Rotes Meranti 450+ “ nach DIN EN 350-2 in die Dauerhaftigkeitsklasse 3 bis 4 = mäßig bis wenig dauerhaft. Wie schon bei der Rohdichte wurde auch eine erhebliche Streuung der ermittelten Dauerhaftigkeitsklassen (DK) von Klasse 1 (sehr dauerhaft) bis Klasse 5 (nicht dauerhaft) festgestellt. Diese großen Variationen können zum Teil auf die hohen Streuungen der Rohdichte von 0,38 g/cm³ bis 0,74 g/cm³ zurückgeführt werden. Die statistischen Analysen zeigten aber nur eine „bedingte “ Korrelation zwischen der Rohdichte und den ermittelten Masseverlusten (Dauerhaftigkeitsklassen). Die bisher bei Rotem Meranti vermutete „strenge “ Korrelation zwischen natürlicher Dauerhaftigkeit und Rohdichte wurde somit durch die vorliegende Untersuchung nicht bestätigt. Vielmehr ist die natürliche Dauerhaftigkeit von „Rotem Meranti 450+ “ vor allem von der Einlagerung der Kerninhaltsstoffe (vor allem phenolische Verbindungen) abhängig. Ein wichtiges Kriterium bzw. eine Sortierungshilfe für die Beurteilung der Inhaltsstoffkonzentrationen bildet dabei die Kernholzfarbe der Hölzer. Bei den untersuchten Meranti-Laminaten wurde sie in fünf Kategorien (hellgelb-rötlich bis dunkelrot) unterteilt. Die Zuordnung der Farbausprägung zu den Rohdichtewerten ergab beispielsweise, dass Hölzer mit einer Rohdichte> 0,55 g/cm³ und dunkelroter Färbung des Kernholzes uneingeschränkt in die Dauerhaftigkeitsklasse 3 und besser (DK 1 – 3) eingestuft werden konnten. Hölzer mit vergleichbarer Rohdichte aber hell- bis blassroter Farbausprägung des Kernholzes erfüllten jedoch nur die Dauerhaftigkeitsklasse 3 bis 4. Auf der Grundlage der umfangreichen Analysen und Prüfergebnisse wurde folgende Empfehlung für eine neue Einstufung/Klassifizierung der natürlichen Dauerhaftigkeit des Handelssortiments „Rotes Meranti 450+ “ gegeben:

  • &ge; 0,55 g/cm&sup3;: Klasse 2 &ndash; 3 (empfohlen)
  • 0,450-0,549 g/cm&sup3;: Klasse 3 &ndash; 4
  • &lt; 0,45 g/cm&sup3;: Klasse 4 &ndash; 5 (nicht empfohlen).


Diese neue Klassifizierung wurde bereits im überarbeiteten VFF Merkblatt HO.06-1 (Fassung 2013-09) eingearbeitet.

Bei entsprechender Sortierung: Aufwertung möglich

Das handelsübliche Sortiment „Rotes Meranti 450+ “ erfüllt die Anforderung der DIN 68800-1 für den Einsatz in der Gebrauchsklasse 3.1. Ein zusätzlicher chemischer Holzschutz gegen holzzerstörende Pilze ist daher nicht erforderlich. Wegen der besseren natürlichen Dauerhaftigkeit schwerer, dunkelroter Hölzer haben Hersteller maßhaltiger Außenbauteile aus Holz allerdings die Möglichkeit, durch eine entsprechende Farb- und Rohdichtesortierung Elemente mit stark verbesserter Qualität und Dauerhaftigkeit anzubieten. Wegen der hohen Rohdichteschwankungen ist aber sorgfältig darauf zu achten, dass alle Lamellen die Mindestrohdichte einhalten. —

Informationen zum Merkblatt HO.06-1

Der Verband Fenster + Fassade (VFF) hat das Merkblatt HO.06-1 „Holzarten für den Fensterbau – Teil 1“ aufgrund neuer Forschungsergebnisse und der Änderungen beim Holzschutz überarbeitet und als Ausgabe HO.06-1: 2013-09 neu herausgegeben. Der Leser findet in der aktuellen Fassung unter anderem die maßgeblichen Anforderungen und neuesten Informationen zum Thema „Holzarten“.Basierend auf den Ergebnissen der Zusatzuntersuchung der Dauerhaftigkeit von „Meranti 450+“ wurde eine neue Klassifizierung der natürlichen Dauerhaftigkeit in Bezug auf die Rohdichte eingeführt. Die Rohdichteuntergrenze beträgt nunmehr 450 kg/m³. Rotes Meranti mit Rohdichten zwischen 450 und 550 kg/m³ entspricht der Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 und kann somit ohne zusätzlichen chemischen Holzschutz im Außenbereich nach der Gebrauchsklasse 3.1 eingesetzt werden.Zusätzlich wurde eine schematische Darstellung einer schichtverklebten Holzkantel mit 50 % Kernholzanteil eingefügt. „Dies ist wichtig bei der Verarbeitung splintreicher Nadelhölzer, wie zum Beispiel der Kiefer. Dabei muss der Kernholzanteil, der der Bewitterung ausgesetzten Lamelle mindestens 95 % betragen“, erklärt der technische Leiter des VFF, Frank Koos.Die Tabelle „Holzarten zur Herstellung maßhaltiger Bauteile“ zeigt Holzarten auf, die sich im Einsatz für maßhaltige Bauteile, das heißt Fenster, Außentüren, Vorhangfassaden und Wintergärten als geeignet erwiesen haben. Die Eignung einer Holzart zur Herstellung maßhaltiger Bauteile wird durch ein Fachgremium beurteilt, dem Experten aus der Holzfensterherstellung, der Wissenschaft und dem Holzhandel angehören. Für Benutzer des RAL-Gütezeichens für Holzfenster, Haustüren, Fassaden und Wintergärten (RAL-GZ 695) ist sie verpflichtend.Das Merkblatt wird ergänzt durch die Teile HO.06-2 „Holzarten für geschützte Holzkonstruktionen“, HO.06-3 „Lamellierte Fensterkanteln aus verschiedenen Holzarten“ und HO.06-4 „Modifizierte Hölzer“.Bezug: Das VFF-Merkblatt „HO.06-1“ ist als Leseprobe im VFF-Bereich „Normung und Technik“ in Auszügen einzusehen. Es kann über den Online-Shop des VFF unter http://shop.window.de bestellt werden. Die Schutzgebühr beträgt 19 Euro für Nichtmitglieder des Verbandes. VFF-Mitglieder erhalten je ein Exemplar kostenlos und weitere Exemplare zum Sonderpreis.

https://window.de/

Die Autoren

Diplom-Holzwirt Eike Gehrts ist Technischer Berater für Fenster, Türen und Holzwerkstoffe in Linden/Hessen (E-Mail: gehrts@window.de).Dr. habil. Gerald Koch leitet die Abteilung Holzstruktur, Holzeigenschaften und Holzqualität am Thünen-Institut für Holzforschung, Hamburg (E-Mail: gerald.koch@ti-bund.de).

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