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Verschiedene Gewerke in einklang bringen

200 Meter in Richtung Himmel

_ Mit der Fertigstellung des Tower 185 ist die Skyline von Frankfurt am Main um eine Attraktion reicher geworden: Das 50-stöckige Bürohochhaus zählt mit seinen 200 m Höhe zu den vier höchsten Wolkenkratzern in Deutschland. Den Auftrag für die gesamte Gebäudeautomation erhielt die Hermos AG, ein Spezialist für IT-Lösungen für Produktionsprozesse und Liegenschaften.

Gebäudedetails und Fassade

Ergänzt wurde das Gebäudeautomationssystem bei der Konzeption der Gebäudefassade um die Sonnenschutzanlagen. Dabei mussten neben hohen ästhetischen Ansprüchen auch die Anforderungen an Energieeffizienz, Wärmedämmung und Komfort in Einklang gebracht werden. Die energetische Optimierung sollte hauptsächlich durch ein teilweises Schließen der Fassade erfolgen; rund die Hälfte der Gebäudehülle bleibt dabei transparent. Die realisierte hochwärmedämmende Elementfassade des Turm-Duos aus Aluminium und Glas ist mit einer Fläche von 26 800 m2 eine der größten ihrer Art in Deutschland. Die sonnenschutzverglasten Fenster in allen Etagen ermöglichen eine spektakuläre Fernsicht und lassen sich manuell öffnen.

Besonderes Augenmerk wurde auf das Nachhaltigkeitskonzept gelegt, sodass dieses Hochhaus als eines der ersten in Europa eine LEED-Zertifizierung in Gold erhalten hat. Bereits in der Planungsphase wurde dem Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ein Vorzertifikat in Silber verliehen. Die konsequente Verwendung von umweltverträglichen Materialien und die intelligenten Energiekonzepte für das Gebäude haben dafür gesorgt, dass die aktuellen Vorgaben der Energieeinsparverordnung unterschritten werden konnten und natürliche Ressourcen und die Umwelt geschont werden. Wie schon bei verschiedenen anderen Gebäudeautomatisierungsprojekten wurde auch der Tower 185 mit Beckhoff als Technologiepartner realisiert. Das von Hermos entwickelte Gebäudemanagementsystem FIS als Management- und Bedienebene und die Beckhoff-Technologiekomponenten, schaffen zusammen ein intelligentes und hocheffizientes Gebäudeautomationssystem, das alle Ansprüche des Betreibers ebenso wie der Nutzer im Tower 185 erfüllt.

Die Wahl des technischen Sonnenschutzes fiel auf innen liegende Objekt-Rollos von Warema, die auch eine großflächige Verschattung ermöglichen. Das spezielle Screen-Gewebe der Behänge, mit einer sehr dünnen Aluminiumbedampfung, reflektiere dabei die in das Gebäude gelangte Strahlung zu einem großen Teil wieder nach außen. Mithilfe des aluminiumbedampften Materials solle der solare Eintrag stärker reduziert werden als bei herkömmlichen Materialien für Rollos und Vertikal-Jalousien. Auf diese Weise ist im Tower 185 im Sommer weniger Kühlung nötig, CO2-Emissionen durch Kühlsysteme werden reduziert. In kalten Nächten und im Winter sollen die ALU-Screens die Wärmedämmung der Fenster verbessern und sorgen damit für Energie- und Kosteneinsparungen, da weniger geheizt werden muss. Starke Temperaturschwankungen an der Verglasung werden nicht von außen nach innen weitergegeben – so sollen die Behänge im Sommer und Winter spürbar die Behaglichkeit im Raum erhöhen.

Konzeption

Die Automatisierungslösung umfasst 55 000 physikalische Datenpunkte. Davon entfallen 20 000 Datenpunkte auf die Zentralanlagen und 35 000 Datenpunkte auf die Raumautomation. Sowohl die Zentralanlagen als auch die Raumautomation werden mit Automatisierungsstationen gesteuert bzw. geregelt. Die Raumautomation basiert auf dem Konzept der „dezentralen Intelligenz“. Dafür wurden 420 Systemverteiler installiert, von denen jeder die Sensorik und Aktorik eines Bürobereiches zusammenführt, sodass diese zentral von der CPU im Systemverteiler gesteuert werden kann. Integriert sind die Feldgeräte zum Heizen, Kühlen und Lüften, die Beschattung und die Raumbediengeräte. In den Sonderbereichen (Konferenz- und Schulungsräume sowie Kasino) wird zusätzlich die Beleuchtung über die Systemverteiler mit einem dynamischen Raummanagement gesteuert und geregelt. Das realisierte Systemverteiler-Konzept im Bereich der Raumautomation verschafft dem Betreiber ein hohes Maß an Flexibilität.

Nutzen

Im Zuge von Umbaumaßnahmen, was bei Gebäuden dieser Art durch Mieterwechsel etc. häufiger vorkommt, kann der Betreiber bequem und einfach über die Bedienoberfläche neue Räume und die zugehörigen Raumautomationsfunktionen graphisch definieren (Dynamisches Raummanagement). Anschließend erfolgt der automatische Download der definierten Räume und Funktionen auf die Automationsebene. Zeit- und kostenaufwendige Umverdrahtungen im Bereich der Elektroinstallation sind so nicht mehr erforderlich. Mit solchen Lösungen soll aber auch ein Umdenken in Bezug auf die Investitionskosten für Gebäude eingeleitet werden. Weg von dem Denken, wie beim Kauf eines Tintenstrahldruckers nach dem Motto, egal wer später die teure Tinte bezahlen muss, sondern hin zum klaren Rechenansatz, wie viel Energiekosten ein Gebäude in den nächsten 50 Jahren (Zeitraum der Abschreibung) verbrauchen wird. Denn nur der Entscheidungsansatz „Anschaffungskosten plus Energiekosten“ macht langfristig Sinn.

Die offene Systemstruktur auf Automations- und Managementebene ermöglicht es, in Zukunft technologische Neuerungen nahtlos in das Gesamtkonzept der Gebäudeautomation und des Technischen Facility Management zu integrieren. So können zum Beispiel neue Strategien im Bereich der Raumautomation zentral über die Automatisierungsstationen in den Systemverteilern eingespielt werden, sodass neue bzw. geänderte Funktionen sofort in allen Räumen wirken.—

Olaf Vögele

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