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GKFP-Fachtagung

Mehrwert schaffen mit Glaskleben

_ Die Aufwertung durch das Glaskleben wird zum einen dadurch erreicht, größere Fenster mit schlankeren Rahmen realisieren zu können und Produkte anzubieten, die länger halten und deutlich weniger Unterhaltungskosten verursachen, als herkömmlich verklotzte Elemente. Das und mehr wurde auf der Fachtagung von mehreren Referenten dargestellt.

Zunächst lieferte Martin Langen (B+L Marktdaten) interessante Aspekte aus der Sicht eines Marktforschers. Er arbeitete heraus, dass im Wohnbau mehr denn je hochwertige Produkte gefragt sind: Premiumbauten in Ballungszentren sind en vogue und dieser Trend würde auch noch lange anhalten, so seine These. Davon würden hochwertige Innenausbauer genauso profitieren wie Bauelementeanbieter, die den Kunden Fenster und Tür mit Mehrwert versprechen können. „Der Trend ist klar: Es wird heute viel hochwertiger saniert und neu gebaut als vor einigen Jahren.“

Marktstudie zum Fensterkleben

Anschließend präsentierte er die von der GKFP beauftragte Studie zur Marktdurchdringung von geklebten Systemen im Segment der PVC-Fenster. Dabei hatten die Marktforscher 61 Fensterbauer in Deutschland befragt, die insgesamt ein Marktvolumen von 1,15 Mio. Fenstereinheiten abdecken. Das Ergebnis: Der Anteil von Fenstern die verklebt werden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Waren es 2010 noch 2,9 % (oder hochgerechnet auf den Gesamtmarkt 196 000 Einheiten), setzen 2013 bereits 10,2 % der befragten Fensterbauer auf diese Klebetechnologie (Auf den Gesamtmarkt bezogen sind das 820 000 Fenstereinheiten).

Wenig überraschend war für Langen die Tatsache, dass vor allem die größeren Betriebe auf die relativ neue Verarbeitungstechnologie setzen: Von den eher kleineren Betrieben meinten rund 2/3 der Befragten, dass man noch ohne diese auskommen könne.

Für Langen etwas schwerer nachzuvollziehen war die Tendenz, dass geklebte Systeme vor allem im Neubau eingesetzt werden würden. Die Fensterbauer würden dies damit begründen, dass in diesem Bereich besonders große Elemente gefragt seien und deshalb vor allem hier das Glaskleben genutzt werden würde. Nur rund ein Viertel der Befragten gab an, auch in Standardformaten zu kleben.

Was die Argumente pro Kleben angeht, so gab es folgende Aussagen der Fensterhersteller:

  • 71 Prozent führten als Hauptargument die verbesserte Statik des Flügelrahmens an.
  • Über 40 Prozent meinten, dass das geklebte Fenster auch schlankere Konstruktionen zulasse und damit das Fensterdesign entscheidend beeinflusst wird.
  • Der Vorteil, dass ein solches Fenster auch zu weniger Gewährleistungsfällen führe, wurde von fast einem Viertel der Befragten gesehen.

Aber auch Nachteile wurden aufgeführt:

  • Die Verarbeitung wird komplizierter (78 %)
  • Ungünstige Reparatur- und Austauscheigenschaft (95 %)
  • Höherer Materialverbrauch bzw. Herstellungskosten (80 %) und damit verbundene höhere Endkundenpreise (65 %)

Am Ende seines Vortrags äußerte der Marktforscher die Sorge, dass im hochwertigen Bereich in Zukunft eher Metallfenster eingesetzt werden – die finanziellen Spielräume der Kunden seien vorhanden. „Achten Sie als Kunststofffensterbauer deshalb darauf, dass Sie besondere Differenzierungsmerkmale anbieten.“ Die Klebetechnik würde sich ja dafür hervorragend eignen.

Wie machen es die Holzfensterhersteller?

Einen Blick über die PVC-Brille hinaus lieferte der Leiter der Forschungseinheit Fassadenelemente an der Berner Fachhochschule in Biel, Urs Uehlinger: Er schilderte die Situation der Schweizer Holzfensterbauer in den 1990er Jahren: Die Unternehmen hatten mit deutlichen Marktanteilsverlusten zu kämpfen und waren auf der Suche nach neuen Konstruktionen, damit das schlechte Image des Holzfensters entscheidend verbessert werde. Es ging darum, ein unterhaltsarmes, günstiges, massentaugliches Basis-Holzfenster zu entwickeln. Die Lösung wurde an der Fachhochschule mit der geklebten Rahmenkonstruktion gefunden. Schließlich habe man damit ein Fenster mit modernem Design, deutlicher Systemverbesserung (auch der bauphysikalischen Werte) und zusätzlichen Herstellernutzen (Kosteneinsparungen, Differenzierungen im Wettbewerb) anbieten können.

Jetzt seien zahlreiche Fensteranbieter mit neuen und einzigartigen geklebten Konstruktionen am Markt. Und was die Sache besonders interessant mache: Jeder Anbieter setzt seine Schwerpunkte anders. Beispielsweise gibt es Unternehmen, wie die Baumgartner AG, die eine eigene – fast mannlose – Fertigung um das verklebte Fenster errichtet haben. Andere wiederum nutzen die neuen Konstruktionen, um das eigene Portfolio aufzuwerten bzw. zu bereichern.

Schlussendlich habe man auch erreicht, dass man mit dem speziellen Angebot das verstaubte Image von Holzfenstern abschütteln konnte. „Viele heben sich dadurch vom Einheitsbrei ab, verzeichnen zudem mit ihren Konstruktionen deutlich weniger Folgeschäden – die Reklamationsquote ist deutlich gesunken,“ resümiert Uehlinger. Und: „Holzfenster werden jetzt viel mehr dort eingesetzt, wo früher PVC- oder Metallfenster fast automatisch zum Zuge kamen.“—

Daniel Mund

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