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Interview mit Burghard Schneider

“Die Chancen sind noch nicht ausgeschöpft”

Glaswelt – Herr Dr. Schneider, wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf in der Bystronic glass Gruppe und wie gehen Sie das an?

Burghard Schneider – Wir wollen uns zukunftssicher aufstellen, um von den zunehmend turbulenteren Märkten zu profitieren.

Was sind turbulentere Märkte? Bekannte Marktspielregeln erfahren durch Globalisierung ungekannte Änderungen. Abschätzbare, planbare Märkte wandeln sich schneller als je zuvor. Gewünschte Lieferzeiten verkürzen sich dramatisch. Dies alles wollen wir als Chance nutzen. Wir werden handeln und nicht reagieren.

Wir produzieren in Deutschland, der Schweiz und China. Und wir werden dahin kommen, in China künftig zu entwickeln und weitere lokale Produktions- und Entwicklungszentren zu schaffen.

Glaswelt – Wie schätzen Sie als neuer Player in der Branche die Potenziale, die Chancen und die Risiken für Glasverarbeiter ein?

Schneider – Schön, dass Sie mich bereits als Player einführen. Die Chancen liegen in den noch nicht ausgeschöpften Möglichkeiten des Werkstoffs. Wir arbeiten an maschinellen Lösungen für Gläser mit Mehrnutzen wie Abschattung, OLED oder zusätzlichen Beschichtungen und natürlich neuen Folienlayern bei VSG. Wir sehen zunehmend Anwendungen, beispielsweise Glas mit tragender Funktion, die wie im Fahrzeugbau auch in der Architektur eingesetzt werden. Dem Glasverarbeiter bietet es so Chancen einer stärkeren Diversifizierung und der Bildung von Alleinstellungsmerkmalen bei seinen Produkten. Wenn er dies angeht, sind wir gefordert ihn bei der Umsetzung solcher Alleinstellungsmerkmale zu unterstützen.

Angesichts der Megatrends Urbanisierung, Mobilitätszuwachs und Kommunikationsgesellschaft sind die Risiken für Glasverarbeiter als Branche langfristig gering. Das gilt für die Branche als Ganzes.

Glaswelt – Sie sagen, dass Sie weitere zukunftsfähige Chancen sehen, Flachglasprodukte noch effizienter und qualitativ hochwertiger herzustellen, was meinen Sie damit?

Schneider – Qualität wird gerne in den direkten Zusammenhang mit der reinen Produktqualität gebracht. Hier liefern wir Lösungen, um beispielsweise Gebäudeglas so genau zu fertigen, dass sein Einsatz als Structural Glazing möglich ist. Wir entwickeln Handling-Lösungen, um Scheiben passgerecht direkt einzubauen. Qualität ist aber viel mehr: Im Projektgeschäft sind Termintreue, die logistische Zuordnung von Chargenzusammenführung das A und O. Dabei liefern auch unsere Handling-Lösungen ihren Anteil an Effizienzsteigerung in der Prozesskette. Effizienz und Qualität werden durch prozessuales Vorgehen bestimmt.

Glaswelt – Welchen weiteren Kundennutzen bieten Sie noch?

Schneider – Wir führen beispielsweise für ISO-Hersteller eine ganzheitliche Kostenbetrachtung (TCO) durch, die speziell auf ihre individuellen Begebenheiten angepasst ist. Dabei erfolgt nicht nur eine reine Taktzeitberechnung, wie es üblich ist. Vielmehr verwenden wir den bestehenden Produktionsbatch des Kunden und erzeugen eine reale Output-Berechnung.

Am Ende erarbeiten wir mit ihm weitere konkrete Optimierungsmöglichkeiten im Prozess und setzen diese um. Solche ganzheitlichen Kostenbetrachtungen machen wir für alle Varianten von Abstandhaltern, auch für TPS-Systeme.

Glaswelt – Wie sehen Sie die Preferred Partnerschaft mit Hegla, wird diese künftig noch intensiviert und ausgedehnt werden?

Schneider – Im Bereich Glaszuschnitt und Handling ist die Partnerschaft mit Hegla sehr gut angelaufen und wir haben erst kürzlich erfolgreiche Gespräche geführt, wie wir weiteren gegenseitigen Nutzen ziehen können. Die Erweiterung des Vertriebs- und Servicenetzes ist naheliegend, wir haben aber auch klare Gemeinsamkeiten in der Bearbeitung von vorhandenen und neuen Märkten fixiert.

Die Hegla Partnerschaft ist ein Element der wichtigen Netzwerkbildung, die zur umfassenden Bearbeitung unserer Märkte unabdingbar ist. Kooperationen bestehen dabei nicht allein im Vertragswerk. Vielmehr arbeiten wir daran, die Kooperation mit viel erfolgreichem, unternehmerischem Leben zu füllen und hohen gegenseitigen Nutzen daraus zu ziehen. Das gilt auch und gerade für neue, künftige Kooperationen mit Hochschulen und der Wissenschaft, um die europäischen Standortvorteile für technologischen Vorsprung und die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter zu nutzen. Wir freuen uns, in Netzwerken tätig zu sein und rufen gerne auf: Nehmen Sie mit uns Kontakt auf!

Glaswelt – Welche neuen Märkte erkennen Sie für Glasverarbeiter und welche für Ihr Unternehmen?

Schneider – Für uns haben neue Märkte mehrere Dimensionen, unter anderem Regionen, Produkte, Anwendungen und Technologien. Regional gibt es keine Geheimnisse: Unsere Ausbau-Schwerpunkte in Vertrieb und Produktion sind Asien mit China sowie Nord- und Südamerika. Entlang der Wertschöpfungskette klären wir derzeit verschiedene interessante strategische Optionen. Dabei haben wir ein Auge auf Märkte neben der Architektur- und dem Fahrzeugglas.

Für Architekturglasverarbeiter sehe ich gute Chancen, deutlich tiefer in der Gebäudestruktur tätig zu sein und nicht allein Durchsicht zu verkaufen.

Glaswelt – Sie haben über Prozessoptimierung promoviert, wie kommt Ihnen das jetzt als Anlagenbauer entgegen und wie profitieren Ihre Kunden davon?

Schneider – Von meinem Promotionsthema Prozessoptimierung nutze ich das Wort Prozess und vor allem den gesamtheitlichen Prozesslösungsansatz. Wir verkaufen seitens Bystronic glass keine Maschinen, sondern marktangepasste, gesamtheitliche Prozesslösungen.

Dabei sind die vor- und nachgelagerten Prozesse heute und künftig genauso wichtig wie die Kernprozesse z. B. bei Gebäude- und Fahrzeugglas. Unsere Kunden profitieren durch unser Angebot, mit offenen Ohren zuzuhören, zu lernen und aus dem Gelernten Lösungen zu generieren, damit unsere Kunden Produkte zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis herstellen können.

Wir versetzen uns in unsere Kunden und auch in die Kunden unserer Märkte. Auf diese Weise nehmen wir die wichtigen Trends, Risiken und Chancen an, die unsere Kunden weiterbringen. Und natürlich auch uns.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.

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