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Interview mit Fenstermacher GEorg Mutert

“Wenn Futura verfügbar ist, werden wir unsere Bandbreite reduzieren“

Glaswelt – Wie viel Mitarbeiter haben Sie momentan, haben Sie personell aufgestockt?

Georg Mutert – Vor meiner Zeit als Geschäftsführer waren im Betrieb 13 Mitarbeiter beschäftigt. Jetzt sind wir insgesamt 21 Beschäftigte. Wir machen die Montagen mit Nachunternehmern – also müsste man die im Prinzip noch dazuzählen. Dann wären wir rund 32 Mann.

Glaswelt – Sie produzieren und montieren?

Mutert – Wir haben tatsächlich nur einen Service-Monteur – ansonsten gehen wir ausschließlich über Nachunternehmer, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Von denen hat jeder seine Stärken: Beispielsweise möchte ich die, die unsere Neubau-Aufträge abwickeln, nicht zur Seniorin schicken, bei der nur ein Fenster auszutauschen ist.

Glaswelt – Also sind Sie sowohl im Neubau und im Sanierungsbereich tätig?

Mutert – Ja. Wir haben drei Bauleiter eingestellt. Einer davon ist nur für Privatkunden. Wir machen aber auch keine Werbung, das heißt die Privatleute kommen nur über Empfehlungen zu uns.

Glaswelt – Wirklich keine Werbung?

Mutert – Ja, und der Vorteil liegt darin: Wenn wir bei einem solventen Kunden tätig sind und der empfiehlt uns weiter, dann kann ich mir sehr sicher sein, dass auch dieser neue Kunde ordentlich bezahlt. Wenn ich Werbung machen würde, kämen auch andere Kunden zu uns.

Glaswelt – Aber beim Objektgeschäft sieht das doch anders aus…

Mutert – Ja, wenn wir mit Generalunternehmern zusammenarbeiten, dann hole ich mir aber auch zunächst eine Auskunft über deren Zahlungsmoral ein und überlege mir, ob ich mit dem zusammenarbeiten will oder nicht.

Glaswelt – Wie kommen Sie an die Objekte heran?

Mutert – Sehr positiv ist, dass wir hier große Unterstützung seitens unseres Systemgebers Gealan erhalten.

Martin Heine (Gealan) – Der bautechnische Dienst bei Gealan besucht die Architekten und fungiert als deren Dienstleister, um bereits in der Ausschreibungsphase zu helfen und natürlich auch unsere Produkte und somit auch unsere Verarbeiter mit ins Spiel zu bringen. Zugleich kooperiert der bautechnische Dienst mit Verarbeitern wie Herrn Mutert, um die interessanten Bauvorhaben für ihn herauszufiltern.

Mutert – Diesen Service schätzen wir sehr und ich weiß so, welche Projekte demnächst auf den Markt kommen. Es gilt aber natürlich auch, dass wir diesem Dienst bei Gealan manchmal zuarbeiten müssen und beispielsweise Angebote für die ausarbeiten.

Glaswelt – Und wie laufen dann Ihre Geschäfte, wenn Sie keine Werbung machen? Wie haben Sie sich entwickelt?

Mutert – Wir haben im letzten Jahr 3,6 Mio. Euro umgesetzt und liegen bei etwa 6000 bis 7000 produzierten Elementen jährlich. Erstaunlich ist aber: Trotz höherer Umsätze, die wir jährlich erzielen, ist die Menge an produzierten Flügeln nicht angestiegen.

Glaswelt – Woran liegt das?

Mutert – Wir verkaufen immer mehr Dinge, die über ein normales Fenster hinausgehen wie beispielsweise andere Verglasung, Absturzsicherungen und Raffstoren.

Glaswelt – Dann können Sie sich doch ganz beruhigt zurücklehnen?

Mutert – Da muss man aufpassen: Wir befinden uns in einer ausgesprochen positiven Marktlage. Der Neubausektor wird sich meiner Meinung nach in den nächsten Jahren wieder deutlich reduzieren.

Glaswelt – Kommen wir zur Montage – was sind hier für Sie die größten Probleme?

Mutert – Ich sehe eine Montage in der Dämmebene als sehr aufwendig und im Bereich von Schallschutzfenstern auch als nicht Zielführend an. Wir haben zwar Befestigungsmittel dafür, die jetzt auch eine bauaufsichtliche Zulassung haben. Der Aufwand, den man da betreibt, ist aber wirklich riesig. Und die Vorwandmontagesysteme habe ich einmal kalkuliert und mit angeboten und bin damit kläglich gescheitert.

Glaswelt – Sie haben noch nie daran gedacht, die Montage selbst in die Hand zu nehmen?

Mutert – Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren sogar gezwungen werden, Montagekolonnen selbst aufzubauen. Zum einen werden die Anforderungen auf der Baustelle immer höher. Viel problematischer ist allerdings die Tatsache, dass die Mitarbeiter unserer Montagetrupps schon etwas älter sind und in einigen Jahren neue Kräfte fehlen werden. Die Erfahrungen, die diese Trupps haben, kann man nicht so schnell wieder auffangen.

Glaswelt – Sehen Sie auch die Ursache für den Fachkräftemangel auf der Montage aufgrund der immer schwereren Elemente?

Mutert – Wir haben im letzten Jahr noch einen Seilkran gekauft, um zwischen Gerüstlage und Baukörper die Elemente hochziehen zu können. Aber trotzdem müssen die Monteure noch kräftig anpacken. Sie müssen mehr bezahlen, und nur über eine höhere Bezahlung bekommen Sie überhaupt einen Mann, der Ihnen diese schweren Elemente montiert.

Glaswelt – Wie stehen Sie zur Bauproduktenverordnung?

Mutert – Ich habe sie für uns so gut es ging umgesetzt. Jetzt haben wir Identifikationsnummern mit CE-Zeichen an allen Rahmen und da sehe ich auch wirklich einen Vorteil für unseren Betrieb. Wenn in 10 Jahren eine Kundin bei uns anruft, weiß ich mit der Nummer im CE-Zeichen gleich um welches Element es sich handelt und welches Glas drin ist. Dieser Teil aus der BauPVo ist wirklich positiv. Die Leistungserklärung sehe ich kritischer und diese Zettelwirtschaft erscheint für mich nicht sinnvoll…

Glaswelt – Wie thematisieren Sie das Glas beim Kunden?

Mutert – Architekten neigen dazu, ein 1,1er Fenster mit 3-fach-ISO auszuschreiben. Ich versuche dann denen zu vermitteln, dass sie das auch mit einem guten 2-fach-ISO hinbekommen können – schon allein damit die Elemente leichter werden. Und hier auf der Messe wird ein 2-fach-ISO mit 0,9er Werten angeboten. Das ist doch wirklich sehr interessant. Ich frage mich: Warum wird das nicht stärker beworben?

Glaswelt – Ist bei Ihnen die Warme Kante aufpreispflichtig?

Mutert – Ja. Und was ist denn so schlimm daran, wenn ich im Altbau eine Aluminiumkante ins Fenster einbaue? Ist es wirklich so negativ, wenn ein Bewohner morgens Kondensat an der Glasleiste sieht. Das kann doch auch als ein Signal zum Lüften gewertet werden. Und so viel Energie geht doch nicht über diesen Kanten-Unterschied verloren.

Glaswelt – Kommen wir auf Ihren Systemgeber Gealan zu sprechen…

Mutert – Wir haben früher hauptsächlich Trocal verarbeitet und sind vor etwas mehr als drei Jahren zu Gealan gewechselt. Dafür gab es viele Gründe, einer war sicher die Oberfläche. Mit Acrylcolor verfügen wir über ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Diese Oberfläche ist sehr robust und sie lässt sich sogar noch mechanisch reparieren.

Glaswelt – Wie groß ist bei Ihnen der Acrylcolor-Anteil?

Mutert – Wir kommen bestimmt auf einen Umsatzanteil von über 60 Prozent für PMMA-coextrudierte Profile.

Glaswelt – Herr Horter, wie hoch ist dieser Anteil bei Gealan?

Horter – Über alle Profile und alle Verarbeiter hinweg macht bei uns der Acrylcoloranteil rund 15 Prozent aus.

Mutert – Das wir hier so überdurchschnittlich abschneiden liegt sicherlich daran, dass wir stark im Objektgeschäft tätig sind. Und in aktuellen Objekten wird sehr viel Grau eingesetzt, was sich hervorragend mit der PMMA-Oberfläche darstellen lässt. Deshalb sehen wir auch die Maßnahme als sehr sinnvollen Schritt an, diese Oberfläche auch auf die 9000er Serie zu erweitern.

Glaswelt – Wann wurde das S 9000 Profil eingeführt?

Horter – Mit der Markteinführung begannen wir im letzten Jahr. Im nächsten Schritt haben wir zur Messe mit Futura ein in die Systemplattform integriertes Highlight eingeführt, das die Klebetechnik STV, die Intensivkerndämmung IKD und das Farbverfahren acrylcolor in einem Produkt vereint.

Mutert – Es gab einen Auftraggeber, der gesagt hat, wenn du keine Mitteldichtung hast, darfst du bei mir nicht mehr verkaufen. Als wir dann das 9000er eingeführt hatten, bin ich wieder zu ihm hin und er sagte, dass ich jetzt wieder anbieten könne.

Heine – Das sportliche daran war die Tatsache, dass Herr Mutert zwar das Projekt an Land gezogen hatte, wir aber zu der Zeit nur einen Flügel, einen Rahmen und eine Glasleiste liefern konnten…

Mutert – … und wir hatten es auch noch nicht einprogrammiert. Aber es hat funktioniert.

Glaswelt – Worin liegen die Vorteile im System?

Mutert – Dass wir die Sonderprofile aus allen Serien verwenden können – alle Anschlussprofile, alle Verbreiterungen, usw.

Glaswelt – Welche anderen Profile von Gealan verarbeiten Sie?

Mutert – Wir verarbeiten die komplette Palette vom 7000er über das 8000er bis hin zum 9000er System. Wenn jetzt das Futura verfügbar ist, werden wir unsere Bandbreite reduzieren, da man mit dem erweiterten 9000er System fast alles abdecken kann. Wir werden aber nicht alles rausnehmen – ein 70er Profil muss man behalten.

Glaswelt – Wenden Sie die statische Trockenverglasung STV an?

Mutert – STV wenden wir bei allen schweren Elementen an, um die Durchbiegungen des Flügels in der Schwelle zu verhindern. Ich möchte das aber nicht generell einführen, denn mit der geklotzten Variante können wir auch vor Ort noch einiges korrigieren.

Glaswelt – Dass das 9000er System auch nach wie vor konventionell stahlverstärkt wird ist für Sie nachvollziebar?

Mutert – Absolut, an einer Stahlverstärkung werden wir auch nicht sparen. Schließlich haben wir auch immer höhere Glasgewichte, die untergebracht werden müssen.

Glaswelt – Sind Sie zufrieden mit Gealan?

Mutert – Ja. Vor allem mit der Zuverlässigkeit und der Gesprächsbereitschaft.

Glaswelt – Was sagen Sie zur Gealan-Übernahme durch Veka?

Mutert – Ich sehe das ganz positiv: Es ist doch besser, Gealan gehört zu einem Familienunternehmen, das etwas von der Branche versteht, als das es im Besitz eines Hedgefonds oder Ähnlichem ist. In unseren gesättigten Märkten heißt es vielleicht wirklich „Wachsen oder Sterben". Ich glaube technisch passen die beiden Systemhäuser gut zusammen. Bei Veka ist man wohl eher bei Wiederverkäufern sehr stark und nicht unbedingt im Objektgeschäft. Diesen Bereich deckt Gealan mit STV und Acrylcolor etwas besser ab.

Horter – Gealan hat mit dem bautechnischen Dienst, der starken Marketingunterstützung seiner Verarbeiter und dem Produkt acrylcolor eine hervorragende Service- und Produktqualität. Und Veka hat einen sehr guten Ruf und den höchsten Qualitätsanspruch. Da ergänzen wir uns sowohl von den Produkten als auch von der Philosophie her prima.—

Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. Chefredakteur der GLASWELT.

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