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GLASWELT vor Ort: BF-GlasKongress 2014 in Weimar

Die Leviten gelesen

_ Auf dem Glaskongress hatte man als Besucher den Eindruck, die Glasbranche sei guter Dinge. Doch ist das wirklich der Fall? Hört man die jüngsten Prognosen des Verband Fenster+Fassade (VFF), wonach im deutschen Fenstermarkt in 2014 ein Zuwachs von 4,7 Prozent zu erwarten sei, sollte man davon ausgehen, dass dies positive Auswirkungen auf die Isolierglasbranche haben müsse.

Am Rande der Tagung wurde aber unter den Teilnehmern das Phänomen diskutiert, dass die Isolierglas-Anbieter trotz aktuell hoher Nachfrage mit schlechten Preisen zu kämpfen hätten. Als mögliche Gründe wurde ein gesättigter Markt mit ausgereiften Produkten genannt sowie eine große Zahl an Anbietern mit entsprechenden Folgen für das Preisniveau.

Auskunft über die Entwicklungen am Glasmarkt gab Martin Langen, Geschäftsführer der M+L Marktdaten GmbH. Er legte aktuelle Zahlen aus der deutschen Glasbranche vor. Diese Daten waren im Auftrag des Bundesverbands Flachglas erhoben worden.

Die Zahlen der Glasbranche auf den Tisch gelegt

Die Entwicklung in 2013: Der Wohnbau legte im letzten Jahr deutlich zu und auch der Nichtwohnbau fange sich wieder. Generell sei die Bauentwicklung innerhalb der letzten Jahre deutlich gestiegen. Seine Prognose: Die Preise für Wohnungen werden in den kommenden beiden Jahren weiter steigen. Langen geht davon aus, dass ab 2015 wieder zu viele Wohnungen gebaut werden und er sieht die Tendenz, dass die Wohnbaugenehmigungen ab 2015 wieder zurückgehen.

Nach Auskunft von Langen lag in Deutschland der Absatz von Floatglas im letzten Jahr bei 131,984 Mio. m² (+2,6 %), Isolierglas lag bei 27,183 Mio. m² (+2,6 %). Darüber hinaus werde Isolierglas in Deutschland heute zu rund 60 Prozent mit Warmer Kante gefertigt.

Bei VSG wurden Absätze von 26,074 Mio. m² (+6,2 %) erreicht. ESG musste im vergangenen Jahr hingegen mit 17,024 Mio. m² (-6,4 %) deutliche Rückgänge hinnehmen. Nach den Untersuchungen von Langen lag der Anteil von 3-fach-ISO im vergangenen Jahr bei 57 Prozent. Das Volumen bei 3-fach-Verglasungen vergrößert sich zunehmend und tendenziell sei eine gute Entwicklung zu beobachten.

Weiter halte der Trend nach großen Glasformaten an, da Architekten und Verbraucher zunehmend größere Scheibenformate fordern.

„Ihre Toleranzen sind nicht unsere Toleranzen“

Stellvertretend für die Fenster- und Fassadenbauer hatte Franz Hauk, Obmann des technischen Ausschusses des VFF, einen Forderungskatalog für die Glasbranche mitgebracht. Explizit stellte Hauk die Fertigungstoleranzen bei Isolierglas und anderen Glasarten infrage: „Ihre Toleranzen sind nicht unsere Toleranzen.“

Dazu komme, dass die immer komplexeren Fenster- und Fassadenkonstruktionen genauere Gläser verlangen.

Bei den ausgelieferten Verglasungen seien häufig die angegebenen Glastoleranzen um mehrere Millimeter überschritten. Dies könne zu massiven Problemen für den Fenster- und Fassadenbauer führen. Als Beispiel nannte Franz Hauk Sicherheitselemente, bei denen der Fassadenbau mit sehr engen Toleranzen arbeiten muss. Hier sei Maßhaltigkeit oberstes Prinzip.

Weiter stellte er fest, dass bei 3-fach-Isolierglas häufig von den Gewerbe- und von den Endkunden ein Versatz von Innen- und Außenscheibe sowie der Abstandhalter bemängelt würde. Auch wenn solches glastechnisch in Ordnung sei, werde so etwas optisch von den Verbrauchern nicht akzeptiert. Auch bei den Sprossen im Scheibenzwischenraum seien die Toleranzen von den ISO-Herstellern weit ausgereizt, sodass es häufig zur Verweigerung der Abnahme beim Kunden komme, erläutert Hauk.

Geschliffene ISO-Scheiben künftig ein Muss?

Doch es gab noch mehr Wünsche von Seiten der Fensterkollegen, etwa in Bezug auf die Verglasungskante. Metallbauer Hauk: „Die Auflagekante der Isolierglasscheiben sollten generell geschliffen werden, da sonst erhöhte Bruchgefahr beim Einbau besteht". Diese Option solle der ISO-Hersteller am besten bereits von sich aus dem Fensterbauer anbieten. Denn diese Veredlungskosten lägen ein Vielfaches unter den Kosten, mit denen sich der Montagebetrieb auseinandersetzen müsse, wenn eine Scheibe springt.

Ziel des Bundesverbands Flachglas und des Verbands Fenster und Fassade müsse es sein, gemeinsam neue Toleranzen zu erarbeiten, die beiden Branchen gerecht werden. Hier wolle man sich zusammensetzen, um ein gemeinsames Vorgehen zu erarbeiten.

Im Euroraum stabilisiert sich die Marktlage

In seinem Vortrag Eurokrise: „Licht am Ende des Tunnels“ stellte Prof. Dr. Peter Bofinger, einer der fünf Wirtschaftsweisen, die Frage: „Stehen wir vor einer weiteren Finanzkrise?“

Eine solche Gefahr sei nicht abzusehen, machte der Wirtschaftsweise den Anwesenden Mut. Es sei für ihn gegenwärtig keine Finanzkrise erkennbar, er sehe keine vergleichbaren Szenarien, im Gegenteil. Bofinger: „Aktuell stabilisiert sich im Euroraum die Lage. Auch wenn die schweren Folgewirkungen aus der Finanzkrise noch zu spüren sind.“

Prof. Bofingers Prognosen für 2014 stimmten die Kongressteilnehmer zuversichtlich: In fast allen EU-Ländern seien aktuell wieder positive Wachstumsraten zu verzeichnen. —

Matthias Rehberger

GlasAbsatz in Deutschland

Im Jahr 2013 wurden 131,984 Mio. m2 Floatglas abgesetzt, das war ein Zuwachs von 2,6 %. Weitere Zahlen:

  • ISO: +2,6&#8196;%, Absatz: 27,18 m<sup>2</sup>
  • VSG: +6,2&#8196;%, Absatz: 26,07 m<sup>2</sup>
  • ESG: &ndash;6,4&#8196;%, Absatz: 17,02 m<sup>2</sup>
  • 3-fach-ISO, 57&#8196;% Marktanteil.

Tipp der Redaktion: Eine Tabelle mit detaillierten Kennzahlen finden Sie auf http://www.glaswelt.de.

Dort im Suchfeld einfach den Webcode 1231 eingeben.

https://www.bl2020.com/

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