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GLASWELT vor Ort: Dünnglas-Workshop in Tampere

Ist dünnes Glas das bessere Glas?

_ Wird es künftig nur noch Fassaden- und Fensterverglasungen aus Dünngläsern geben oder ist dies 3-fach- und 4-fach-Isolierglasaufbauten vorbehalten? Solche und viele weitere Fragen wurden in einer Reihe von Fachvorträgen sowie in vertiefenden Workshops behandelt:

Heute gibt es europaweit nur eine Handvoll Isolierglashersteller, die auf 2 bis 3 mm dünne, getemperte Gläser für ihre ISO-Einheiten setzen. Vor diesem Hintergrund wurde untersucht, wie die Einsatzgebiete dieser Dünngläser noch stärker und schneller ausgeweitet werden können und wie ein entsprechendes Marktvolumen generiert werden kann.

Diese relativ neuen Gläser verfügen über Eigenschaften, die es bisher noch nicht gab. Von Referenten und Teilnehmern wurde gemeinsam untersucht, welche aktuelle Herausforderungen und Schwierigkeiten für Verarbeiter und Planer bei der Verwendung solcher Gläser auftreten. Dabei wurden bremsende Mechanismen herausgefiltert und neue Möglichkeiten der Fertigung erörtert.

Überlegt wurde, wie Bauherren, Architekten und die Akteure in der Fertigung und bei der Montage durch dünnere Gläser profitieren können. Weiter wurde die Frage erörtert, welchen Mehrwert diese Gläser für den Bauherrn sowie den Fenster- und Fassadenhersteller bringen.

Dünnglas kann der Treiber werden

Das Ergebnis aus den Diskussionen: Dünngläser können für jeden Schritt der gesamten Produktions- bzw. Wertschöpfungskette Vorteile bringen. Dabei haben sich die folgenden Punkte herauskristallisiert: Getempertes Dünnglas kann helfen Kosten im Bauprozess sowie bei der Fertigung von Fassaden und Fenstern zu senken. Warum?

Generell ergeben sich Vorteile durch geringeren Ressourcenverbrauch, bessere Ausnutzung der Materialeigenschaften (Gewichtsreduktion, optimale An- und Durchsicht, bessere Nutzung solarer Zugewinne, hoher Härtegrad) sowie neue Einsatzmöglichkeiten bei der Sanierung von Fenstern/Fassaden.

Zudem beeinflussen das reduzierte Gewicht und eine höhere Systemstabilität die weiteren eingesetzten Werkstoffe positiv. So können die Profile für Fenster und Fassaden entsprechend der geringeren Scheibengewichte dimensioniert werden, inklusive der Profilstärken. Weiter kann die Tragfähigkeit der Beschläge gesenkt werden. Und ein wichtiger Punkt für die Baustelle, die leichteren Gläser vereinfachen die Arbeit der Monteure.

Auch bei der Logistik und in der Produktion ergeben sich Vorteile: geringere Transportkosten (da höhere Ladekapazitäten), ein leichteres Handling sowie eine effektivere, platzsparende Lagerung sind möglich.

Man sieht gute Chancen für Marketing und Verkauf, da diese Gläser mit verringertem Energieverbrauch in der Herstellung und somit als ein umweltfreundlicheres Produkt beworben werden können. Ebenso hebe sich das verringerte Gewicht von Standardgläsern ab.

Warum Dünnglas heute noch nicht im großen, industriellen Maßstab eingesetzt wird, hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Gründe. Dazu zählen:

  • der höhere Preis,
  • die fehlenden Normen, Regelwerke fassen nur Gläser bis 3 mm Dicke
  • eine fehlende Planungssicherheit (da ungeregeltes Bauprodukt),
  • die begrenzte Verfügbarkeit,
  • fehlendes (Fach-)Wissen der Beteiligten über die Anwendung,
  • begrenzt erhältliche Anlagentechnik (Logistik, Ofentechnik etc.),
  • fehlendes Wissen um die Produktions- und Wertschöpfungskette.

Entsprechend den aktuellen Regelwerken kann zudem bis dato 1,6 oder 2 mm starkes, getempertes Glas nicht als Sicherheitsglas gelten, sondern muss als teilvorgespanntes Glas definiert werden.

Fazit: Dünnes Glas muss billiger sein

Viele der genannten Vorteile und Bremsmechanismen von Dünnglas sind bereits bekannt. Was die Veranstaltung auszeichnete, war das Zusammenfassen der vielen Einzelaspekte. So entstand ein umfassendes Bild der Chancen und Problematiken bei Herstellung und Vermarktung dünner, vorgespannter Gläser. Das war neu. Als nächster Schritt ist es nun wichtig, diese Glasvarianten in den Regelwerken entsprechend abzubilden.

Ziel der Glasindustrie muss es sein, auf allen Ebenen neue, auf den jeweiligen Kundenkreis genau abgestimmte Dünnglas-Produkte zur Anwendungsreife zu bringen. Hier ist es jetzt notwendig, die zugehörigen Verarbeitungs- und Montageschritte zu definieren und umzusetzen.

Das wichtigste Ergebnis der Diskussion war die Erkenntnis, dass die Vermarktung von Dünnglas durch die verschiedene Zielrichtungen der Beteiligten gebremst wird: Floatglashersteller rechnen nach Tonnage ab, während Glasveredler, ISO-Hersteller und Fassadenbauer nach Quadratmetern bezahlt werden. Um Dünnglas preisgünstiger auf breiter Linie in den Markt zu bringen, wäre es einfacher, wenn auch Float nach Quadratmetern abgerechnet würde.

Dieser Schritt wird allerdings nicht leicht werden, denn das erfordert von der Floatglas-Industrie ein massives Umdenken und führt weg von jahrzehntelangen Gewohnheiten.

Matthias Rehberger

Neue OfenTechnik senkt Kosten

Die wesentlichen Merkmale dünner Gläser sind eine hohe Stabilität und Flexibilität der Scheibe. Allerdings ist das Tempern schwieriger als bei Glasdicken ab 4 mm. Die Herausforderung für das Vorspannen liegt darin, dass beim Abkühlen des heißen Glases innerhalb der Scheibe eine Temperaturdifferenz erzeugt werden muss. Aufgrund der geringen Glasdicke verteilt sich beim Tempern die Wärme wesentlich schneller im Glas. Das wiederum erschwert den Abschreck-Prozess, der für die Vorspannqualität verantwortlich ist. Weiter spielt der Scheibentransport im Ofen eine zentrale Rolle.

Dazu stellte Gastgeber Glaston seinen neu entwickelten Vorspannofen vor. Statt auf Walzen werden im Härteofen die Scheiben mittels Air-Flotation-Technik berührungslos auf einem Luftbett transportiert. Bei diesem Verfahren komme man mit einer verminderten Ofenausgangstemperatur aus als bisher, ebenso lasse sich der Energieverbrauch von bisher 1200 kW/m2 auf ca. 235 kW/m2 senken.

http://www.glaston.net

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